Kapitel 1

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"Also, auf der rechten Seite steht deine Komode. Die habe ich genauso eingeräumt wie zuhause auch. Daneben steht ein kleiner Hocker und dein Bett steht in der Mitte des Raumes. Vom Bett bis zum Kleiderschrank sind es...", weiter ließ ich meine Mutter nicht sprechen. "10 Schritte, ich weiß Mama!", unterbrach ich sie und hörte meinen Vater lachen. "Ok, wir werden dann gehen!", mein Vater kam auf mich zu und drückte mir einen Kuss auf die Wange. "Ich werde euch noch zur Tür bringen.", sagte ich und ging vor. "Denk an die Kiste im Flur, Schwesterherz", rief mein Bruder mir aus dem Wohnzimmer zu und ich wollte ihm gerade eine Antwort geben als ich über die besagte Kiste fiel. Lachen fiel ich zu Boden. "Jo, geht es dir gut?", hörte ich zuerst die besorgte Stimme meiner Mutter und spürte dann ihre Hände die mir hoch halfen. "Luke! Wie oft muss ich dir sagen, dass du in Gegenwart deiner Schwester nicht immer alles stehen lassen sollst!", schimpfte meine Mutter nun mit meinem Bruder. "Mama! Ich bin 24 Jahre alt! Es ist nichts passiert, es war nur eine Kiste.", versuchte ich sie zu beruhigen. "Und das nächste mal ist es ein Schrank oder ein Auto. Wer weiß was noch alles passiert? Willst du nicht doch bei uns wohnen bleiben?", fragte meine Mutter mich erneut und ich verdrehte meine Augen. Ich liebte meine Eltern und war ihnen sehr dankbar was sie alles für mich getan hatten. Als ich mit vier Jahren mein Augenlicht verlor, hatten meine Eltern dafür gesorgt mir ein möglichst normales Leben zu ermöglichen. Ich war weiter zur Schule gegangen, hatte meinen Abschluss gemacht, vor ein paar Monaten mein Studium im Management beendet und mir nun eine eigene kleine Wohnung gesucht. Ich hatte also alles geschafft, was ich auch mit meinem Augenlicht geschafft hätte. Mittlerweile war meine Blindheit auch keine Belastung mehr für mich sondern eher eine Bereicherung. Ich "sah" Dinge die andere Leute nicht sahen, ich hörte Dinge die andere nicht wahrnahmen. Ich spürte wenn es jemandem schlecht ging und ich konnte mein Leben trotz dieser Behinderung ganz normal leben. "Wir sehen uns aber am Sonntag beim Familienessen oder?", fragte meine Mutter seufzend nach und ich nickte. Es war bei uns Tradition, dass sich die Familie Sonntags traf und zusammen aß. „Liebling, unsere Jo schafft das schon!", gab mir mein Vater Schützenhilfe und ich atmete erleichtert aus. Ich wusste, wie schwer es meinem Vater fiel mich hier alleine zulassen, aber im Gegensatz zu meiner Mutter sprach er dies nicht aus. Er zeigte es mir, als er mich zum Abschied länger als gewöhnlich festhielt und mir einen Kuss auf die Wange drückte. „Melde dich zwischendurch einmal und pass auf dich auf wenn du morgen zur Arbeit fährst. Und melde dich um mir zu erzählen wie der erste Tag war und..", brabbelte meine Mutter drauf los und mein Vater unterbrach sie. „Liebling komm, du siehst deine Tochter in einer Woche wieder. Jetzt lass sie erst einmal ankommen und sich eingewöhnen. Sie wird sich sicherlich bei uns melden!", und wieder hätte ich meinen Vater abknutschender können. Er war einfach Goldwert! Ich hörte meine Mutter seufzen. „Ok gut! Ich liebe dich mein Schatz", sagte sie und nahm mich noch einmal in den Arm. „ Ich dich auch Mama!", entgegnete ich ihr und war erleichtert, dass sie jetzt ging. „Ach und Luke? Du räumst diese Kiste weg bevor du nach Hause fährst!", rief mein Vater meinem Bruder zu und dann verließen meine Eltern die Wohnung.
„Ich bin dann auch mal weg!",  mein Bruder und ich hatten die letzten drei Stunden meine Wohnung noch fertig eingerichtet und aufgeräumt. Mittlerweile hatten wir acht Uhr und mein Bruder wollte nach Hause. „Fahr vorsichtig!", sagte ich und drückte ihn. „Mache ich und denk dran die Kiste im Flur steht direkt neben dem Türrahmen zur Küche.", erinnerte mich mein Bruder und ich nickte. Wir hatten zwar die Wohnung fertig eingerichtet, dennoch war noch einiges zu verstauen und diese blöde Kiste im Flur hatten wir beiden vollkommen vergessen. Mein Bruder zog mich noch einmal an sich und verließ dann die Wohnung. Ich schloss seufzend die Tür und ging langsam in mein Badezimmer. Ich müsste mich erst einmal an meine neue Wohnung gewöhnen um hier ohne Probleme alles finden zu können und nicht ausersehen irgendwo gegen zu laufen. Nachdem ich mich bettfertig gemacht hatte, legte ich mir meine Kleidung für morgen raus und stellte mir meinen Wecker. Völlig erledigt von dem heutigen Tag und total aufgeregt wegen morgen schlief ich relativ schnell ein. Ich war gespannt was mich morgen erwarten würde. Ich hatte eine Stelle in einem großen Sportunternehmen der NFL bekommen und war jetzt gespannt was mich morgen erwarten würde. Das einzige das ich wusste war, dass dieses Unternehmen sehr erfolgreich war. Ich hatte diesen Job bekommen, weil der Jetzige Manager dieses Unternehmens von meinen ausgezeichneten Noten angetan war und mich, nach einem Probetag, sofort unter Vertrag genommen hatte. Ich hatte ihn überzeugen können, dass ich trotz meiner Blindheit zu etwas nutzen war und hatte mich bei mehr als 100 Bewerbern durchgesetzt und ja ich war wirklich die einzige Frau gewesen die es versucht hatte. Ich Johanna Mitchel würde diese Firma schon rocken!

Blinde Begegnung mit der LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt