Kapitel 8

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"Vielen Dank Giovanni, das Essen war einfach super.", sagte ich und wurde schon wieder von dem älteren Italiener in den Arm genommen. "Mach es gut bambina, ich hoffe wir sehen uns bald wieder.", antwortete er mir und ich musste lächeln. Nach Brians Kommentar hatte ich schweigend meinen Nachtisch aufgegessen und Brian hatte es sich nicht nehmen lassen die Rechnung zu bezahlen, obwohl ich ihm mehrfach angeboten hatte meinen Anteil zu bezahlen. Natürlich hattes es mir schon gefallen, dass er sich den gesamten Abend über wie ein richtiger Gentleman benommen hatte, dennoch gab es da diese kleine Stimme in meinem Kopf die sagte, dass es nicht ginge mit ihm noch ein weiteres mal auszugehen. Vormvollendet half Brian mir in meine Jacke und ich harkte mich beim ihm ein. "Wo musst du hin?", fragte mich Brian als wir in die kühle Nachtluft hinaustraten und ich automatisch meinen Parker fester um mich schlang. "Du kannst mich einfach an der nächsten U-Bahn absetzen ich finde dann schon nach hause.", entgegnete ich ihm und konnte spüren wie er sich anspannte. "Wir haben fast zwölf Uhr! Ich werde dich um diese Uhrzeit ganz bestimmt nicht alleine U-Bahn fahren lassen, erst recht nicht in so einer Stadt wie New York. Ich bringe dich nach hause ob du willst oder nicht!", stellte er klar und ich musste schmunzeln, es war einfach zu süß wie er sich aufregte obwohl es für mich echt kein Problem gewesen wäre mit der Bahn zu fahren. Bestimmend zog Brian mich zu sienem Auto und öffnete mir die Beifahrertür, dankend lächelte ich ihn an und stieg ein. Als auch er eingestiegen war nannte ich ihm meine Adresse und lehnte mich in meinem Sitz zurück. Es war erstaunlich wie sehr ich Brian vertraute nach nur einem Tag. Im Auto war es im Vergleich zum heutigen Abend sehr ruhig, nur das Radio lief leise im Hintergrund und sorgte dafür, dass ich immer müder wurde. Fast wäre ich eingeschlafen, doch bevor ich ganz wegdriften konnte hielt Brian und berichtete mir, dass wir an meiner Wohnung angekommen waren und er nun direkt vor dem Wohnkomplex stand. Ich wollte gerade aussteigen, da hielt er mich an meinem Arm zurück und verwirrt drehte ich mich zu ihm um. Hatte ich etwas vergessen? "Wann musst du morgen anfangen?", fragte er mich und meine Verwirrung stieg immer mehr, warum wollte er das wissen? "Ich wäre gerne so um 7 im Büro, ich habe noch viel aufzuholen mein Vorgänger hat viel liegen lassen. Aber warum fragst du?", antwortete ich ihm und wartete nun auf seine Antwort. "Dann nehme ich dich morgen mit.", entschied er und ich atmete einmal tief ein. "Brian, das ist wirklich lieb von dir aber ich werde morgen früh mit der Bahn fahren, es wird schon genug über mich geredet da muss ich es nicht noch heraufbeschwören, dass noch mehr gesagt wird.", sagte ich und suchte seine Hand an meinem Arm um sie einmal zu drücken. "Ich bitte dich, du weißt genau so gut wie ich das es nur Gerede ist!", kam prompt seine Antwort und ich merkte, dass er verletzt war. "Das weiß ich, aber es ist mein zweiter Arbeitstag und ich mag es nicht immer sofort aufzufallen.", entgegnete ich und hörte ihn seufzen. "Und was ist wenn ich dich nur absetze und dann selber zum Training gehe?", fragte er mich Hoffnungsvoll und ich schüttelte meinen Kopf. "Ich fahre morgen mit der Bahn, dass ist kein Problem für mich!", stellte ich klar. "Ich fühle mich nicht wohl dabei dich so durch die Stadt zu schicken.", sagte er und ich stutzte. "So?", hakte ich nach und ich spürte wie er kurz stockte. "Naja, du weißt schon....", wand er sich sichtlich und traute sich nicht die nächsten Worte auszusprechen. "Du meinst wohl blind, schutzlos, hilflos und alleine?", fuhr ich ihn an denn ich wurde langsam wütend, er hatte nicht das recht dazu mich zu bevormunden! Ich hatte in meinem Leben so viel erreicht und vieles geschafft was man mir nicht zugetraut hatte. Eine kleine Stimme in meinem Hinterkopf sagte mir, dass er es nicht so meinte und mir nur etwas gutes tun wollte doch ich ignorierte sie gekonnt und konzentrierte mich auf die Gefühle die im Moment in meinem Inneren zut oben schienen. Aus Wut wurde Resegnation,aus Zorn wurde Enttäuschung und umgekehrt. Ich war enttäuscht, weil ich dachte er wäre anders. Ich dachte er wäre endlich jemand der mich als Menschen sah und nicht das Mädchen mit der Sehbehinderung. Ich hatte so sehr gehofft, dass er mich so akzeptierte wie ich war und war entsetzt von mir selbst wie schnell ich ihm vertraut hatte. Ich könnte mir dafür selber in den Hintern treten. "Hanna...", setzte er an doch ich unterbrach ihn. "Danke für das Essen es war sehr lecker, auf Wiedersehen Brian.", mit diesen Worten entwand ich ihm meinen Arm, öffnete die Tür, stieg aus und ignorierte, dass er mehrmals meinen Namen rief. Vor der Haustür angekommen holte ich meine Schlüssel raus und verschwand im inneren des Gebäudes. Oben in meiner Wohnung angekommen machte ich mich sofort bettfertig und ging kurz darauf schlafen, nachdem ich mir meinen Wecker gestellt hatte. Es dauerte nicht lange und ich fiel in einen unruhigen Schlaf.

Es war kein Wunder, dass ich am nächsten morgen völlig gerädert aufstand, ich hatte total schlecht geschlafen. Immer wieder war ich wach geworden und hatte danach nur kurz wieder geschlafen bevor ich erneut aus meinen Träumen gerissen wurde. Ich schlurfte ins Badezimmer und machte mich fertig. In der Küche machte ich noch meinen Kaffee fertig, schnappte mir dann noch meine Handtasche, zog meine hohen Schuhe an und machte mich dann auf den Weg zur Bahn. Es dauerte auch nicht lange und ich hatte ohne Probleme den Weg von mir zuhause bis ins Büro zurückgelegt. Im Büro angekommen hängte ich meine Jacke auf und schlenderte in die Küche um mir noch einen Kaffee machen, ich musste wach werden. In der Küche war ich zum Glück alleine und so machte ich mir schnell den Kaffee und verschwand dann wieder. So war zumindest der Plan doch der wurde durchkreuzt als ich gerade durch die Küchentür treten wollte um wieder in mein Büro zu kommen. "Sieh mal einer an wen haben wir denn hier?", hörte ich Johns Stimme und musste schmunzeln. "Guten morgen.", begrüßte ich ihn und bekam einen Gruß zurück. "Was machst du schon hier? Hatten wir nicht abgemacht, dass du erst um 9 anfängst bis du dich eingelebt hast?", fragte er mich und ich zuckte mit den Schultern ehe ich ihm antwortete "Hatten wir, aber mein Vorgänger hat viel liegen gelassen und es kommt täglich imer mehr dazu wenn ich nicht früh anfange ist es irgendwann alles zu viel und ich komme nicht mehr hinterher.". Ich hörte John seufzen und musste lächeln, er war schon jetzt wie ein zweiter Vater, so wie er sich aufspielte. "Dann mach heute wenigstens früher schluss!", tadelte er mich und ich lachte kurz au, salutierte spielerisch und machte mich dann wieder auf den Weg in mein Büro um endlich anzufangen.

Seufzend lehnte ich mich in meinem Stuhl zurück und fuhr mir über meine Augen. Mitlerweile hatten wir drei Uhr und ich hatte noch kein mal Pause gemacht. Zu sehr war ich in meine Arbeit vertieft gewesen. Erst jetzt merkte ich auch meinen Magen, der sich nun deutlicher als vorher bemerkbar machte. Krampfhaft überlegte ich was ich mir zu essen machen sollte, eigentlich machte ich mir Abends immer etwas für den Vortag fertig doch gestern war ich so müde und aufgebracht gewesen das ich es einfach vergessen hatte. Ich wurde aus meinen Überlegungen gerissen als es an meiner Tür klopfte. Nach einem "Herein" meinerseits wurde die Tür geöffnet und der Duft nach Essen strömte mir entgegen. "Miss Mitchell?", hörte ich eine junge Männerstimme und ich sah den Mann in meiner Tür mit schräg gelegtem Kopf an. "Ja, die bin ich. Was kann ich für Sie tun?", fragte ich den Mann und deutete ihm an in mein Büro zu kommen. Ich hörte wie er die Tür schloss und zu meinem Schreibtisch kam. "Ich habe hier eine Essenslieferung für Sie von Giovanni Barone.", sagte er und ich stockte. Ich hatte doch nichts bestellt, genau das sagte ich dem Lieferanten auch. "Es ist alles schon bezahlt, Miss.", hörte ich ihn antworten und merkte, dass er nun langsam nervös wurde. Bevor er hier noch völlig am Rad drehte nahm ich das Essen entgegen und wünschte ihm noch einen schönen Nachmittag und lehnte mich zurück. "Achso, hier ist noch ein Brief für Sie", der Lieferant kam noch einmal zurück und legte mir den Brief auf meine Verpackung vom Essen. Verwirrt runzelte ich die Stirn, nahm den Brief an mich, öffnete ihn und ließ ihn einscannen. Danach ließ ich ihn mir vorlesen. Mit Spannung lauschte ich der mechanischen Stimme des Computers:" Hanna, ich habe diesen Brief schon so oft angefangen, wieder verworfen und einen neuen angefangen. Ich war die halbe Nacht wach und habe überlegt wie ich dir am besten sagen kann, dass es mir leid tut. Ich wollte nicht, dass du denkst ich würde dich für hilflos oder schwach halten denn das bist du nicht! Ich kenne dich zwar erst seit einem Tag doch du hast mir gezeigt was für eine Kämpferin du bist. Ich möchte, dass du weißt, dass ich dich nie bevormunden oder dir etwas vorschreiben wollte. Bevor ich hier jetzt moch weiter um den heiße Brei rumrede möchte ich nur sagen, dass es mir leid tut und ich hoffe du verzeihst mir. P.S. Ich hoffe es schmeckt dir, als ich Giovanni gebeten habe etwas für dich zu zaubern, weil du sehr wahrscheinlich noch nichts gegessen hast, war er Feuer und Flamme und hat sich, so wie ich ihn kenne, wieder einmal selbst übertroffen. Genieß es. P.P.S. Dein Nachtisch ist auch dabei. Brian", die Stimme verklang in meinem Büro und ich war erst einmal sprachlos. Dieser Mann war unberechenbar, zwar auf eine gute Art und Weise doch ich wusste, dass wenn er so weiter machen würde ich tierisch aufpassen musste mich nicht Hals über Kopf in ihn zu verlieben.

Blinde Begegnung mit der LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt