Kapitel 20

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"Sehen wir uns später?", fragte mich Brian und drückte seine Lippen auf meine. Wir waren heute morgen zusammen ins Büro gefahren, so wie wir es schon seit fast vier Wochen machten. Brian war, nachdem ich ihn gefragt hatte ob er mit auf die Hochzeit meiner Cousine wollte, nicht mehr von meiner Seite gewichen. Ständig machte er mir kleine Geschenke, wie zum Beispiel ein Blumenstrauß im Büro, einer einzelnen Blume an meinem Arbeitsplatz, Blumen zuhause oder einfach indem er mein Lieblingsessen kocht oder mir einfach Abends eine Massage gab. Er wollte es zwar nicht zugeben aber in meiner Gegenwart wurde er zu einem richtigen Softie und behandelte mich wie eine Königin. Natürlich war uns bewusst, dass wenn er Blumen an meinen Arbeitsplatz schickte es irgendwann auffallen würde und es war auch schon aufgefallen, aber ich hatte einfach gesagt, dass ich jemanden kennengelernt hatte und Brian vermied es eine Karte mit zu schicken die jemand ganz zufällig hätte lesen können. "Natürlich", nuschelte ich an seinen Lippen und drückte meine noch einmal an seine. Wir befanden uns im Parkhaus des Vereins. "Ich muss jetzt wirklich hoch, John köpft mich sonst.", sagte ich und gab ihm einen letzten Abschiedskuss. "Du redest in meiner Gegenwart von einem anderen Mann, du weißt echt wie man die Stimmung killt.", erwiderte er mir und ich schlug ihm spielerisch in die Seite. "Aua... Hanna. Du hast mich verletzt", stöhnte er theatralisch auf und ich lachte "Bis später du Spinner", sagte ich und stieg aus. Ich wartete auf den Aufzug und fuhr dann in meine Etage. Schnell setzte ich mich an meine Unterlagen und versank in meiner Arbeit, so merkte ich auch nicht das es klopfte, erst als derjenige vor meiner Tür einmal feste gegen meine Tür haute und sie dann aufriss wurde ich aus meinen Gedanken gerissen. "Ich habe hier unterlagen für dich, John will das du sie sofort bearbeitest.", sagte die Person mir gegenüber ohne sich vorzustellen. Leider hatte ich nur zu einigen Arbeitskollegen Kontakt und die Person schien nicht dazu zu gehören. Es gab immer noch Arbeitskollegen die mich zwar tolerierten mich aber nicht akzeptierten. "Was ist das?", fragte ich die Person mir gegenüber und erntete ein Schnauben. "Ich bin doch nicht deine Sekretärin, ließ den Scheiß selber.", blaffte sie mich an und ich war viel zu schockiert um darauf etwas zu erwidern. Als ich meine Stimme wieder fand  und ihr meine Meinung sagen wollte, hörte ich kurze Zeit später die Tür und befand mich anscheinend wieder alleine im Zimmer. Sollte mir recht sein. Mich wunderte es nur, dass John nicht selber zu mir gekommen war wie er es sonst auch immer tat. Da die Schriftstücke nicht in blinden Schrift waren scannte ich sie ein und ließ sie mir vorlesen. Es handelte sich dabei um einen Werbevertrag, den ich schon längst abgeschlossen hatte. Warum wollte John das ich ihn noch einmal bearbeitete? Das musste ich ihn wohl oder übel selber fragen. Seufzend nahm ich die Dokumente in die Hand und stand auf. Schnell griff ich noch nach meinem Stock und machte mich auf dem Weg zu meinem Vorgesetzten. Ich war fast da als ich plötzlich stolperte und hinfiel. Vor schreck hatte ich die Unterlagen fallen gelassen und hörte wie sie mir um die Ohren flatterten und auf dem Boden aufkamen. Worüber war ich gestolpert? Ich hatte nichts ertasten können, plötzlich nahm ich ein kichern wahr und war mir ziemlich sicher, dass ich nicht über irgendwas gestolpert war das unbeabsichtigt im Weg stand, sondern mir jemand absichtlich ein Bein gestellt hatte. Tränen wollten sich in meine Augen bahnen doch ich verdrängte sie, richtete mich soweit auf, dass ich meine Unterlagen zusammensammeln konnte und stand wieder auf. Ich straffte meine Schultern und überwand auch den Rest des Weges ohne große Probleme. Vor Johns Büro atmete ich noch einmal tief ein und aus und klopfte dann an. Ich hörte sein "Herein" und betrat sein Büro. "Johanna, schön dich zu sehen. Wie geht es dir?", fragte mich der ältere Mann freundlich und ich schloss die Tür hinter mir. "Gut und dir?", antwortete ich ihm und arbeitete mich stück für stück zu seinem Schreibtisch vor. "Sehr gut, was kann ich für dich tun?", fragte er mich als ich mich ihm gegenüber setzte und ich legte ihm die Unterlagen vor. Mir war es so peinlich ihm total chaotische Unterlagen vorzulegen, aber daran konnte ich jetzt auch nichts mehr ändern. "Was ist das?", kam schon die nächste Frage und ich lächelte schwach. "Das ist einer unser Verträge mit Coca Cola, einer deiner Angestellten kam vorhin in mein Büro, drückte mir diese Unterlagen in die Hand und sagte du hättest verlangt das ich diesen sofort durcharbeite, als ich ihn mir dann angesehen habe ist mir aufgefallen, dass ich diesen Vertrag schon vor Wochen abgeschlossen wobei sich mir nun die Frage stellt warum du möchtest das ich den Vertrag durcharbeite.", entgegnete ich ihm und ließ mit Absicht die Tatsache unter den Tisch fallen, dass diese Person mehr als unfreundlich zu mir war, schließlich wollte ich hier niemanden in die Pfanne hauen. Ich wollte einfach nur meine Arbeit machen. "Ich habe niemanden zu dir geschickt um dich zu beten das du den Vertrag ausarbeitet. Du weißt doch das ich immer persönlich zu dir komme wenn ich was von dir möchte", sagte er und klang genauso verwirrt wie ich mich fühlte. "Das weiß ich, deswegen bin ich zu dir gekommen", sagte ich und lehnte mich in meinem Stuhl zurück. "Wer hat dir dieses Schriftstück gegeben?", Argwohn sprach aus seiner Stimme und ich zog meine Stirn kraus. "Ich weiß es nicht, die Person kam in mein Büro, stellte sich nicht vor, gab mir die Unterlagen und verschwand wieder.", antworte ich ihm. "War es eine Frau oder ein Mann", kam schon die nächste Frage und ich teilte ihm mit das es sich um eine Frau gehandelt hatte. John brummte und ich wusste nicht mehr was ich sagen sollte. "Warum ist der Vertrag so durcheinander?", unterbrach John die Stille und ich schluckte. "Auf dem Weg in dein Büro bin ich gestolpert und hingefallen, dabei sind mir die Unterlagen aus der Hand gerutscht und auf dem Boden gelandet. Ich hätte sie dir gerne sortiert, aber die Seitenzahlen sind nicht in Blindenschrift deshalb konnte ich es nicht.", gestand ich ihm und fühlte mich unwohl in meiner Haut. "Hat dir niemand geholfen?", fragte er und ich schüttelte nur mit meinem Kopf. Seit ich hier arbeitete hatte mir bis jetzt noch niemand geholfen, der einzige der nett zu mir war ,war John. "Hmm.", brummte er und ich sah auf den Boden. "Es tut mir total leid John, ich verspreche dir, dass sowas nie wieder vorkommen wird.", sagte ich und traute mich nicht aufzusehen. "Ist schon gut, ich weiß das du immer sauber und ordentlich arbeitest.", sagte er sanft und eine Anspannung fiel von mir ab. Ich war John dankbar für sein Vertrauen das er mir entgegen brachte. "Ich würde dann wieder in mein Büro gehen oder brauchst du noch was von mir?", fragte ich ihn und als er verneinte stand ich auf und verließ den Raum. Als ich mich auf den Weg in mein Büro machte war es absolut still um mich herum, ich hatte meine Schultern gestrafft und sah stur nach vorne. Ich wusste ganz genau, dass ich beobachtet wurde. Plötzlich stieß mich jemand so heftig an, dass ich taumelnd zur Seite geschubst wurde. "Pass doch auf wo du hinläufst, blindes Huhn.", zischte mich die mir fremde Person zu und ich versteifte mich. Was hatte ich den Leuten hier getan? War ich wirklich so untragbar? Schnell verschwand ich in meinem Büro und schloss ab. Ich musste jetzt alleine sein.


Ich würde mich über ein Feedback sehr freuen, was denkt ihr wie es weiter geht und wer will Johanna schaden? Ich versuche so schnell es geht wieder zu updaten, aber ich kann nichts versprechen.


Blinde Begegnung mit der LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt