Kapitel 2

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Verschlafen! Ich hatte verschlafen. Das konnte doch nicht wahr sein! Mein Wecker hatte geklingelt und ich hatte ihn auch gehört, war aber erst beim dritten Wecker wach geworden. Nun fehlten mir zwanzig Minuten um mich fertig zu machen, was bei meiner fremden Umgebung mehr als fatal war. Da ich gestern dann auch noch mit meinem Bruder abgemacht hatte, dass er mich nicht fahren brauchte,weil ich mit den öffentlichen Verkehrsmitteln fahren wollte, musste ich mich jetzt noch mehr beeilen. Mein Bruder war mit mir, kurz nachdem klar war, dass ich den Job habe, die Strecke mehrfach abgefahren und hatte mir meine Umgebung beschrieben und mir auch gesagt wann ich wo raus musste. Die Strecke hatte ich also im Kopf und war mir auch zu 100% sicher alles zu finden, aber diese verdammten 20 Minuten saßen mir im Nacken. Schnell lief ich ins Badezimmer, duschte mich und zog mich dann an. Meine Haare ließ ich an der Luft trocknen, meine Mutter meinte immer das ich sie an der Luft trocknen lassen sollte, weil so meine Naturlocken zum Vorschein kamen. In der Küche machte ich mir einen Kaffee to go und als ich mir meine Schuhe anziehen wollte fiel ich auf einmal. „Luke du blöder Sack, beim nächsten mal bringe ich dich um!", fluchte ich und stand wieder auf. Ich war über die Kiste im Flur gefallen, zum Glück war der Kaffeebecher zu gewesen. Schnell tastete ich noch einmal meine Kleidung ab und stellte erleichtert fest, dass ich keinen Fleck hatte. Nachdem ich mir meine Stiefeletten angezogen hatte, meine Handtasche und meinen Kaffeebecher in die eine Hand und meinen Blindenstock und meinen Schlüssel in die andere Hand genommen hatte verließ ich meine Wohnung. Als ich nach meinem Handy griff verriet es mir, dass ich noch pünktlich war. Ich war sogar fünf Minuten zu früh dran, aber besser zu früh als zu spät. Ich wusste es war nicht weit von meiner Wohnung bis zur U-Bahn Station, aber wir hatten 7 Uhr morgens in New York da waren alle unterwegs. Ich schlängelte mich so gut es ging durch die Menschenmasse und stand an der letzten Ampel als ich plötzlich auf die Straße gestoßen wurde. Ich konnte gar nicht so schnell reagieren. Ich schloss meine Augen, hob meine Hände an den Kopf und wartete auf den Aufprall. Doch der kam nicht, stattdessen spürte ich wie mich kräftige Hände an meiner Taille packten und ich an eine starke Brust gezogen wurde. Ich hörte noch das Hupen eines Autos, dann drang der übliche Lärm an mein Ohr. Ich atmete schneller als gewöhnlich und versuchte mich zu beruhigen. „Ist bei Ihnen alles in Ordnung?", hörte ich eine tiefe Stimme mich fragen und ich spürte die Vibration die seine Stimme verursachte an meinem Rücken, schließlich hielt er mich immer noch fest. „Ja, vielen Dank!", bedankte ich mich bei ihm und löste mich von ihm um mich umzudrehen. „Das ist doch selbstverständlich! Schließlich war ich daran nicht ganz unbeteiligt.", klärte er mich auf und ich runzelte die Stirn. „Wie meinen Sie das?", fragte ich ihn und hörte ihn seufzen. „Schließlich sind mir die Paparazzi gefolgt und haben Sie meinetwegen gestoßen!", klärte er mich auf und ich verstand es immer noch nicht so ganz. „Paparazzi?", fragte ich ihn und ich würde zu gerne sein Gesicht sehen. Wie er wohl gerade guckte? „Na die Paparazzi!", versuchte er mich aufzuklären. Doch ich verstand es noch immer nicht. „Sie wissen nicht wer ich bin?", frage er mich und seine Stimme klang erstaunt. „Entschuldigung, aber sollte ich das?", fragte ich ihn nun irritiert und hörte ihn ausatmen. Ob es erleichtert klang? „Nein, das müssen sie ganz und gar nicht!", sagte er und ich lächelte. „Wo müssen sie überhaupt hin?", fragte er mich und lenkte somit vom Thema ab. „Ich muss in die Fifth Avenue.", erklärte ich ihm. „Da muss ich auch hin, darf ich Sie als Entschuldigung mitnehmen?", fragte er mich und ich zögerte. Sollte ich mit ihm mitgehen? Meine Bahn hatte ich sowieso schon verpasst und ich würde zu spät kommen wenn ich jetzt noch auf eine andere Bahn warten sollte, also warum nicht? „Das wäre lieb!", entgegnete ich ihm. „ Dann kommen Sie, sonst kommen wir zu spät.", die Körperwärme die ich eine zeitlich gespürt hatte verschwand auf einmal und ich sah mich ein bisschen verzweifelt um. Wo war er hin? Wo war mein Stock? „Wo bleiben Sie denn?", hörte ich plötzlich seine Stimme neben mir und sah zu ihm hoch. „Können Sie mir sagen wo mein Blindenstock ist?", fragte ich ihn und ich hörte wie er kurz die Luft anhielt. „Sie sind blind?", hörte ich ihn erstaunt fragen und nickte einfach als Antwort. „ Ok, dann halten Sie sich an meinem Arm fest!", sagte er nun gefasst und ich suchte seinen Arm. Als ich ihn berührte spürte ich warme, sanfte Haut unter meinen Händen. Er musste trainieren, denn ich spürte seine Muskeln unter meiner Hand. „Wissen Sie denn wo mein Stock ist?", fragte ich ihn erneut und ließ mich von ihm durch die Menge führen. „Es tut mir leid, aber ich glaube das Auto hat ihn überfahren!", klärte er mich auf und ich seufzte. Na toll! Jetzt musste ich mir was für die Arbeit überlegen. „Wo führten Sie mich eigentlich hin?", fragte ich ihn und hörte ihn lachen. „Sie gehen mit mir mit und fragen erst jetzt wo ich mit Ihnen hingehe?", fragte er lachend und sein lachen fuhr durch meinen Körper. Er hatte eine angenehme Lache. „Ich muss genauso wie Sie zur fifth Avenue.", klärte er mich auf. „Arbeiten Sie auch bei den Giants?", fragte ich ihn hoffnungsvoll. „Ja!", antwortete er mir wieder mit einem Lachen, was ich jetzt nicht verstand. „Warum lachen Sie?", hackte ich nach. „Ach nichts! Achtung ich lege ihre Hand jetzt auf den Türgriff.", klärte er mich auf und ich spürte auf einmal die kalte Klinke in meiner Hand. Ich hatte nicht einmal gemerkt das sich der Untergrund geändert hatte, geschweige denn das es leider geworden war. Dem Ton nach zu urteilen befänden wir uns in einer Tiefgarage. „Sind wir in einer Tiefgarage?", fragte ich ihn und drehte mich in die Richtung von der seine Stimme kam. „Ja!", kam seine Antwort und ich hört ihn schmunzeln. Mit einem nicken stieg ich ein und schnallte mich an. Sein Auto roch sehr nach ihm. Ich lehnte mich zurück und legte meine Tasche auf meine Beine. „So dann wollen wir mal starten!", sagte er und ich musste schmunzeln. Auf zu meinem ersten Arbeitstag.

Blinde Begegnung mit der LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt