Verdammt, hatte ich letzte Nacht einen merkwürdigen Traum.
Keine Ahnung, warum - aber es verwirrt mich. Warum sollte ich von einem Typen träumen, mit dem ich gerade Mal fünf Sätze gewechselt habe?
Seufzend schmeiße ich mein Handy aufs Bett, greife zur frischen Hose und streife die schwarze enganliegende Jeans über. Mein Blick huscht über den Inhalt meines Kleiderschrankes, überlegend was ich anziehen könnte. Meine Wahl fällt auf ein helles langärmliges Hemd mit dezenten Streifen, dazu nehme ich meine geliebten Wildlederboots. Im Badezimmer lege ich mir meine Kreuzkette um und trage Aftershave auf, ehe ich meine Haare richte. Ich bin am Ende immer noch nicht zufrieden mit meiner Frisur, doch habe ich jetzt keine Lust noch einen sechsten Versuch zu starten und lasse sie daher so, wie sie jetzt sind.
Ich stehe im Flur und will gerade zur Jacke greifen, als es an der Tür klingelt. Stirnrunzelnd blicke ich zur Uhr und auf mein Handy, ob jemand mich abholen will, denn vereinbart war das nicht.
Mit zwei Schritten bin ich an meiner Wohnungstür und öffne sie. Zu meiner Überraschung stehen dort meine Schwester sowie ihr Freund. "Überrasch-"
"Was macht ihr denn hier?", frage ich verwirrt. Gemma steht wir eingefroren vor mir und lässt eine Chipstüte vor meiner Nase baumeln, während ihr Freund ein Sixpack Bier unterm Arm trägt. Können die sich nicht ankündigen?
Meine zurückhaltende Reaktion interpretieren die beiden richtig, denn die Ernüchterung steht beiden ins Gesicht geschrieben. "Was für eine nette Begrüßung. Willst du uns nicht hereinlassen?", fordert Gemma mich auf, schiebt sich aber gleich ohne Antwort meinerseits durch den Türspalt. Will sie mich verarschen?
"Äh, ich habe eigentlich was vor und will gerade los", informiere ich die beiden, als sie sich unerlaubt ins Wohnzimmer begeben und auf der Couch ausbreiten. "Achja, was denn?", möchte meine Schwester von mir wissen. "Sind bei Liam verabredet." Gemma hebt wieder grinsend die Chipstüte und tippt darauf rum. "Perfekt, dann kommen wir einfach mit. Ich dachte schon, es wäre ein Date, da hätten wir natürlich nicht mitkommen können, aber bei Liam ist das doch kein Problem", plappert sie drauf los und tätschelt meine Wange, als ich mich neben sie setze. Genervt drehe ich mein Gesicht weg und werfe ihr einen mahnenden Blick zu. "Du gehst doch wirklich zu Liam oder? Oder ist es vielleicht doch ein Date?" Mit skeptischer Stimme und zusammengekniffenen Augen, studiert sie mein Gesicht, als könne sie darin die Antwort ablesen, woraufhin ich nur die Augen verdrehe.
"Gemma, ich gehe wirklich zu Liam. Und wenn ihr mitwollt, steht auf, zieht euch wieder an und dann los! Ich bin eh schon spät dran."
"Wie jetzt schon? Wir sind doch gerade mal fünf Minuten hier." Entschuldigend hebe ich meine Arme. "Dann hättet ihr euch ankündigen müssen. Und jetzt los." Tatsächlich folgen die beiden mir schließlich nach draußen und gemeinsam machen wir uns auf den Weg.
Die Wohnungstür von Liam ist nur angelehnt und direkt als ich sie öffne, höre ich das herzlich laute aber doch angenehme Lachen von Louis, die anderen Stimmen nehme ich eher verschwommen war. In meinem Unterleib spüre ich ein Ziehen, welches mir irgendwie so gar nicht gefällt. Mir kommt plötzlich eine Vermutung und ich bete dafür, dass sie sich nicht bestätigt. Das wäre absurd.
Gefolgt von meiner Schwester und ihrem Freund betreten wir den Flur und dann das Wohnzimmer. Das Licht hier drin ist gedämpft, jedoch hell genug, um noch etwas sehen zu können. Es sind schon viele Leute da, die in Grüppchen beieinander stehen, sich unterhalten und gemeinsam etwas trinken.
"Harry! Cool, dass du endlich da bist." Liam kommt strahlend auf mich zu und zieht mich in eine kräftige Umarmung. Alles klar, der Kerl hat schon was intus. "Nimm dir was zu trinken. In der Küche stehen noch Chips und so'n Kram. Und - oh, hi Gemma! Wen hast du denn da noch mitgebracht?" Vielsagend schaue ich zu Gemma, die grinst und amüsiert Liams Frage beantwortet, während ich schon zur Küche gehe.
Niall habe ich noch nicht entdeckt, dafür stehen Louis und zwei weitere Männer, die ich auch schon am Dienstag gesehen habe, an die Küchenzeile gelehnt. Augenblicklich verstummen die Stimmen der Drei, als sie mich bemerken. Ihnen zunickend gehe ich zum Kühlschrank, um dessen Inhalt zu inspizieren.
"Ach sieh an, der Arschficker", sagt einer der Männer, dessen Name ich nicht kenne.
Ich halte inne und seufze innerlich. Warum war das klar? Entspannt nehme ich mir ein Bier, drehe mich dabei um und öffne die Flasche lässig mit meinen Zähnen. Ich verstehe einfach nicht, warum wir im 21. Jahrhundert immer noch so intolerante Meinungen haben. Das ist doch total bescheuert.
"Geil ist es ja. Blöd, wenn deine verklemmte Freundin dir keinen Zugang gewährt, was?"
Amüsiert sehe ich dabei zu, wie der Übeltäter einen roten Kopf bekommt. "Wag es nicht, meine Freundin zu beleidigen, Schwuchtel!"
"Hm, wer hat hier denn angefangen mit den Beleidigungen? Lass lieber deine weiteren Bemerkungen. Du blamierst dich nur." Mit den Schultern zuckend, drehe ich mich um und verlasse wieder die Küche. Mein Blick huscht noch kurz zu Louis, der jedoch nur mit zusammen gezogenen Augenbrauen auf den Boden starrt. Von wegen kein Problem mit mir, aber was soll's. Die können mich mal.
"Niall!", rufe ich, als ich meinen besten Freund am Fernseher rumhantieren sehe. "Was machst du da?"
"Ich schließe die Kabel an, wir wollen Karaoke singen." Mit erhobener Augenbraue schaue ich auf den Kabelsalat, den Niall in seinen Händen hat und fange an zu lachen. "Gib mal her", bitte ich ihn und greife nach dem Durcheinander. "Weißt du eigentlich, wie die beiden Typen heißen, die mit Louis in der Küche stehen?", frage ich nebenher. "Uff, keine Ahnung. Ich glaube, der eine heißt Robin. Aber sicher bin ich mir nicht, wieso?"
"Ach, weil die meinten, mich beleidigen zu müssen." - "Was? Was für Idioten. Soll ich Liam sagen, dass er sie rausschmeißen soll?" - "Ne, lass mal, alles gut. Du kennst mich doch, ich kann mich ganz gut wehren", gebe ich zurück und hebe meinen Blick, weil ich das Gefühl habe beobachtet zu werden. Und ich täusche mich nicht, denn Louis schielt durch die Küchentür hierher. Doch kaum begegnen sich unsere Blicke, schaut er auch schon wieder weg.
Seufzend lenke ich meine Konzentration wieder auf die Kabel und ignoriere diesen kurzen Stich in meinem Brustkorb.
Etwa fünfzehn Minuten später sitzen fast alle Anwesenden im Wohnzimmer auf der Couch oder auf dem Boden. Das Geschehen spiegelt sich im Fenster. So kann ich erkennen, wie Liam mit Louis rumblödelt und bin mir nun wirklich sicher, dass der attraktive Typ ein Problem mit mir hat, da er so unfreundlich zu mir ist, während ich das Gefühl nicht loswerde, dass meine eigenen Empfindungen in die völlig falsche Richtung driften.
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Escape and follow - [Larry-AU]
FanfictionDer 22-jährige Harry lernt in dem ortsansässigen Fitnessstudio Louis kennen. Er hat etwas an sich, was Harry nicht uninteressant findet, doch Louis scheint Harry nicht sonderlich leiden zu können, zudem ist dieser vergeben. Unglücklich verliebt zu s...