Während des Gespräches mit seiner Mutter hat Louis seine ganzen Gefühle zurückgehalten, nur um dann kraftlos zusammenzusacken. Es ist absolut nachvollziehbar für mich, denn auch wenn sie ihn früher körperlich misshandelt und wie Dreck behandelt hat, ist sie seine Mutter. In ihren Adern fließt das gleiche Blut, doch ihr ist anscheinend der Ruf und alles andere wichtiger, als ihr eigenes Kind - ihr eigenes Fleisch und Blut.
Obwohl ich eigentlich mit Niall verabredet war, habe ich Louis den ganzen Tag nicht mehr aus den Augen gelassen und am Abend fangen wir bei ihm an zu packen. Was heißt packen - wir sortieren eher ein bisschen aus und bei seinem Kleiderschrank fangen wir an. Da Katie sich die Wohnung auch alleine leisten kann, bleibt sie hier wohnen. Meine Wohnung ist natürlich auch möbliert, sodass Louis lediglich seine Klamotten und persönlichen Dinge benötigt. Für die gemeinsam bezahlten Möbel zahlt Katie ihm monatlich einen kleinen Abschlag, worauf sie besteht. Louis wollte ihr eigentlich alles unentgeltlich überlassen, aber darauf hat sich die hübsche Frau partout nicht eingelassen.
"Das ist irgendwie total krass", murmelt Louis, als er gerade ein weiteres Kleidungsstück in einen blauen Sack stopft. "Was meinst du?", hake ich nach und sehe zu ihm auf, da ich auf dem Boden im Schneidersitz sitze. "Naja, vor vier Tagen noch, da dachte ich, ich sehe dich nie wieder oder frühestens in zwei Jahren. Ich habe im Selbstmitleid gebadet und mich für meine eigene Dummheit gehasst. Und jetzt sitzen wir hier, ich habe meiner Mutter endlich den Rücken gekehrt und in ein paar Tagen wohne ich zusammen mit dir in Hamburg. Ich fühle mich endlich frei, aber ich habe auch Angst, dass irgendetwas schief geht. Es fühlt sich alles viel zu perfekt an, als dass ich glauben könnte, dass ich auch endlich mal Glück habe oder dass ich es überhaupt verdient habe", lässt er mich an seinen Gedanken teilhaben.
Verstehend nicke ich zwar, denn mir geht es ganz genauso, allerdings muss ich auch schlucken und vorsichtig frage ich nach: "Geht dir das zu schnell? Möchtest du doch nicht mitkommen?" - "Was? Nein, nein. Natürlich möchte ich mitkommen. Trotzdem... ich weiß nicht... ich kann es irgendwie nicht beschreiben. Ich habe irgendwie so ein komisches Gefühl, als würde noch irgendwas passieren. Das läuft alles viel zu einfach", gibt er zu bedenken und sieht mich zweifelnd an, lässt sich dabei auf sein Bett sinken, welches direkt hinter ihm steht.
Seufzend richte ich mich auf und nehme dann neben ihm Platz, ehe ich nach seinen Händen greife. "Was soll denn noch passieren, hm? Deine Mutter ist abgehakt, Katie ist ganz aus dem Häuschen, Robin wird es nicht erfahren und Zayn hat es hocherfreut aufgenommen. Er ist dein bester Freund und will auch nur, dass du glücklich bist. Und das Wichtigste ist doch, dass wir beide uns haben. Du bist mein größtes Glück, Louis."
Louis beißt sich auf die Unterlippe, doch ich kann erkennen, dass er lächelt, bevor er mich mit einem rosafarbenen Schimmer auf den Wangen anschaut. "Ich glaube du meines auch. Du bist mein Retter", flüstert er und hält dann die Luft an. Sein Blick ist unsicher, doch nach einem kurzen Kuss auf seine Stirn entspannt er sich schnell. Am liebsten hätte ihm jetzt gesagt, dass ich ihn liebe, aber ich will ihn nicht unter Druck setzen mit diesen Worten. Mir ist durchaus bewusst, dass er solche Worte wahrscheinlich noch nie gehört hat oder gar selbst gesagt hat. Auch wenn ich es am liebsten in die ganze Welt hinaus brüllen würde, werde ich noch ein bisschen warten. Vielleicht ist es in Hamburg eh besser, wenn wir hier aus diesem negativen Umfeld raus sind.
Stattdessen lege ich ihm einen Arm um die Schulter und ziehe ihn an mich. Augenblicklich legt auch Louis seine Arme um mich und seinen Kopf in meine Halsbeuge. Es tut so gut, ihn endlich mit Erlaubnis so nah bei mir zu haben, ihn berühren wann ich möchte und keine Angst mehr haben zu müssen, dass er im nächsten Moment verschwindet.
"Harry?", höre ich ihn nach eine Weile nuscheln. "Hm?", bringe ich nur hervor, da mein Kopf noch mit geschlossenen Augen auf seinem ruht. "Können wir schlafen? Ich bin ziemlich müde", fragt er und brummend lasse ich mich einfach mit ihm nach hinten fallen. Er gibt einen überraschten Laut von sich, was mich sogleich kichern lässt und ich löse mich schmunzelnd ein Stück von ihm, damit ich ihn ansehen kann. "Natürlich können wir. Das musst du mich doch nicht fragen", wispere ich, wofür Louis mir ein Lächeln schenkt. Er streckt sich etwas und drückt seine Lippen auf meine. Meine Augen fallen flatternd zu und umgehend erwidere ich den liebevollen Kuss. Die Schmetterlinge in meinem Bauch sind auf Hochtouren, denn auch sie freuen sich unglaublich, dass wir nun endlich mit Louis zusammen sind.
Ein paar zärtliche Liebkosungen tauschen wir miteinander aus, kitzeln uns gegenseitig und albern herum wie zwei Teenager, ehe wir uns schließlich im Bad fertig machen und im dunklen Schlafzimmer in seinem Bett liegen. Ich liege auf dem Rücken, habe einen Arm hinter meinem Kopf verschränkt und mit dem anderen Louis umschlugen, der sich an meine Seite gekuschelt hat, während ich den klaren Sternenhimmel durchs Fenster beobachte.
"Worüber denkst du nach?", höre ich Louis leise fragen. "Hm? Wie kommst du darauf, dass ich nachdenke?", erkundige ich mich bei ihm, auch wenn er natürlich Recht hat. "Naja, dein Gesichtsausdruck von eben sah halt sehr nachdenklich aus", erwidert er und ich spüre, wie er mit den Schultern zuckt. Seufzend reibe ich mir über die müden Augen und nicke. "Ach, ich habe nur überlegt, was ich mache. Morgen Abend fliege ich ja schon wieder zurück und wer weiß, wann und ob ich in den nächsten zwei Jahren nochmal wiederkomme. Einerseits bin ich noch immer ziemlich sauer auf Liam, andererseits will ich für so eine lange Zeit nicht im Streit auseinander gehen. Und ehrlich gesagt habe ich auch keine Lust so etwas über WhatsApp, Skype oder Telefon zu klären. Ich finde, das sollte man persönlich machen."
"Das kann ich gut nachvollziehen", fängt er an und streicht nachdenklich mit seinem Zeigefinger über meine Brust. Ich bezweifle, dass ihm bewusst ist, was er damit bei mir anstellt. Geflissentlich versuche ich seine Berührung zu ignorieren und richte meinen Blick auf sein Gesicht. "Ich denke, du solltest dich mit ihm aussprechen, bevor du fliegst. Ihr seid doch immer noch gute Freunde oder nicht?" - "Ja, natürlich. Er hat nur einfach Mist gebaut."
Louis seufzt und richtet sich ein wenig auf: "Ja schon, aber meiner Meinung nach, ist dieser Mist noch verzeihlich. Es gibt durchaus schlimmere Dinge. Und außerdem wollte er dir nie etwas Böses, sondern eigentlich nur das Beste für dich. Er konnte ja nicht ahnen, dass es nach hinten los geht. Sei nicht so nachtragend." Im Mondlicht sehe ich sein aufbauendes und zuversichtliches Gesicht. Ich habe mir schon gedacht, dass Louis nicht sonderlich nachtragend ist, sonst hätte er sich wahrscheinlich schon viel früher von seiner Mutter abgekapselt, aber was die Sache mit Liam betrifft, gebe ich mich für heute geschlagen, da ich wirklich müde bin. "Ich werde noch die Nacht drüber schlafen und mich morgenfrüh entscheiden", beschließe ich.
Wir quatschen ein bisschen, tauschen ein paar liebevolle Küsse aus, ehe wir dann doch endlich ins Land der Träume abtauchen.
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Ist es nicht süß, wie die beiden endlich miteinander umgehen :)Meint ihr, Harry sollte Louis' Rat folgen und sich noch einmal mit Liam aussprechen, bevor er wieder nach Deutschland verschwindet?
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Escape and follow - [Larry-AU]
Fiksi PenggemarDer 22-jährige Harry lernt in dem ortsansässigen Fitnessstudio Louis kennen. Er hat etwas an sich, was Harry nicht uninteressant findet, doch Louis scheint Harry nicht sonderlich leiden zu können, zudem ist dieser vergeben. Unglücklich verliebt zu s...