>>22. Juni<<
Ich leide jede Minute, jede Stunde und jeden Tag. Doch es wird besser, wenn auch nur sehr langsam. Mittlerweile habe ich aber akzeptiert, dass ich über Louis hinwegkommen muss, auch wenn ich noch immer in nahezu jeder freien Sekunde an ihn denke.
Etwa zwei Tage nach meiner Ankunft habe ich mir eine deutsche SIM-Karte besorgt, nur die wichtigsten Kontakte aufgeschrieben und diese im neuen Handy gespeichert. Meine alte SIM-Karte habe ich im Anschluss direkt vernichtet, damit ich in einem schwachen Moment gar nicht erst wieder auf dumme Gedanken komme und ihm schreibe.
Inzwischen bin ich drei Wochen hier, habe mich gut eingelebt und spreche sogar die ersten deutschen Wörter. In der Firma habe ich gemeinsam mit Eleanor ein eigenes Team übernommen und bin dankbar über jede Ablenkung, nach der ich greifen kann. Eleanor kenne ich zwar schon, da sie vom gleichen Standort wie ich komme, allerdings nur flüchtig, da wir bisher nie wirklich viel miteinander zu tun hatten. Jetzt jedoch tagtäglich und glücklicherweise kommen wir gut miteinander aus.
"Wie lange brauchst du denn noch, Eleanor?", motze ich, als ich die hübsche Frau beobachte, wie sie in ihrem Handspiegel den Lippenstift nachzieht. Sie nuschelt irgendetwas, was sich so anhört wie 'hetz mich nicht, bin gleich soweit', ich kann mich allerdings auch irren. Solange die Brünette sich noch schminkt, sehe ich mich in ihrem kleinen Apartment um. Es ist schnittgleich wie meines und sieht doch irgendwie anders aus, vielleicht macht das aber auch das Chaos aus Klamotten, Make-Up und Zeitschriften.
"Bin soweit", singt sie und greift gut gelaunt zu ihrer Handtasche. "Sehr gut, dann lass uns mal ein bisschen Spaß haben. Darf ich?", grinse ich und halte ihr meinen Ellenbogen hin, so dass sie sich einhaken kann. Verzückt schnalzt sie mit ihrer Zunge, wirft gespielt arrogant ihr Haar zurück und greift dann nach meinem Arm. Gemeinsam verlassen wir ihre Wohnung und laufen zur U-Bahn-Station. Es sind lediglich zwei Haltestellen, ehe wir an unserer Ziel-Station 'Gänsemarkt' ankommen. "Gänsemarkt... komischer Name", murmelt Eleanor, als wir aussteigen. Viele Leute scheinen Feierabend zu haben, denn es ist gerammelt voll und wir brauchen einige Minuten, ehe wir bei den Treppen ankommen und zurück ans Tageslicht können.
"Und wo jetzt lang?", frage ich und scanne die umliegenden hohen Gebäude ab. Es ist ungewohnt in so einer großen Stadt zu sein, wenn man eigentlich vom Dorf kommt. Überall sind Fahrräder angeschlossen, Menschen laufen hektisch mit ihrem Handy am Ohr durch die Gegend und Autos hupen und parken im Halteverbot. Noch ungewohnter ist allerdings dieser merkwürdige Rechtsverkehr. Schon das ein oder andere Mal dachte ich, es seien Geisterfahrer unterwegs. "Lass uns dort lang", sagt Eleanor neben mir und deutet nach rechts. Ich nicke und lasse mich von ihr in besagte Richtung ziehen.
Wir kommen an einem Handyladen, Subway und einem Taxistand vorbei. Auf der gegenüberliegenden Seite entdecke ich in einem großen grünen Gebäude ein Restaurant namens 'Block House'. "Wie wäre es mit Steak?", erkundige ich mich bei Eleanor. "Ja, wäre nicht schlecht, aber lass uns noch ein bisschen umschauen. Bisher haben wir uns noch gar nicht richtig umgesehen, sondern immer nur gearbeitet", meint sie und ich stimme ihr zu.
Nach einigen Minuten passieren wir eine Parfümerie, diverse Schuhgeschäfte und einen Juwelier, ehe meine weibliche Begleitung anfängt zu quieken. Verwirrt blicke ich zu ihr, doch sie zeigt aufgeregt auf das große Eckgebäude an einer Kreuzung. "Oh Harry, da ist ein Nivea-Haus, da müssen wir unbedingt rein. Komm mit." Sie gibt mir gar keine Chance zu widersprechen und zieht mich über die Straße, da unsere Ampel gerade grün zeigt.
Auf den großen blauen Glasscheiben prangen in großen weißen Buchstaben das Wort 'Nivea' und schnell treten wir ein. Kaum haben wir einen Schritt über die Türschwelle getan, kommt mir auch schon der unverkennbare Nivea-Duft entgegen. "Schau mal, es gibt hier sogar Kerzen mit dem Duft", schwärmt Eleanor und hält sich ein Glas mit Wachs unter die Nase. "Fünf Euro kostet die.. wie viel Pfund sind das?", hake ich nach, doch Eleanor zuckt nur mit den Schultern. Ich fische aus meiner Hosentasche mein Handy und tippe die App mit dem Währungsrechner an. Meine Augen werden groß, als ich das Ergebnis sehe. "Eleanor, das sind vier Pfund und vi-" - "Ja, ist doch egal. Ich brauch die auf jeden Fall", unterbricht sie mich und stellt direkt zwei von den Duftkerzen in das kleine Körbchen, welches sie am Eingang mitgenommen hat. Ich verdrehe wieder die Augen und stecke das Handy zurück.
Wir verbringen bestimmt zwanzig Minuten in diesem Laden, ehe wir wieder draußen stehen und ich die frische Luft tief in meine Lungen einatme. Ich frage mich wirklich, wie die Mitarbeiter von diesem Geruch keine Kopfschmerzen bekommen, wenn sie es den ganzen Tag in der Nase haben.
Geradeaus entdecke ich auf der linken Seite Wasser und auch als ich das kleine Restaurant entdecke, muss ich lächeln. Das ist das Alex, welches mein Chef mir empfohlen hat und er hat Recht: Die Aussicht aufs Wasser ist wunderschön. "Lass uns dort was essen", meint Eleanor, bevor ich aussprechen kann.
Wir setzen uns nach draußen unter einen Sonnenschirm und ich lasse meinen Blick übers Wasser schweifen. Auch wenn das Restaurant an einer eigentlich viel befahrenen Straße liegt, nehme ich davon kaum etwas wahr. Ich schließe die Augen und strecke mein Gesicht in die Sonne, nachdem ich die Speisekarte weggelegt habe. Es ist herrlich.
"Hey ihr beiden, was kann ich euch bringen?", höre ich eine freundliche Stimme auf deutsch fragen und öffne wieder meine Augen. Der junge Kellner müsste in meinem Alter sein, ist blond und sieht ganz nett aus. Ein großes Tattoo, welches von der Schulter bis zur Hand geht, ziert seinen rechten Arm. "Äh hi, wir nehmen eine Cola, eine Cola light, den Superfood Salad und Pulled Pork-Burger mit Pommes bitte", antworte ich langsam in meinem gebrochenem Deutsch für uns beide, da Eleanor sich noch nicht traut, es zu sprechen. Der Kellner nickt, tippt unsere Bestellungen in ein kleines elektronisches Gerät und lächelt mir noch einmal zu, bevor er verschwindet.
"Du findest ihn attraktiv", grinst Eleanor, als er außer Hörweite ist und ich rolle mit den Augen hinter meiner Sonnenbrille. "Ja und?" - "Wäre er etwas für dich?", will sie neugierig wissen, doch ich schüttel mit dem Kopf. Ich denke ununterbrochen an Louis, wie soll ich da bitte mit einem anderen Kerl flirten?
"Warum denn nicht? Versuch doch mal dein Glück, wenn du ihn hübsch findest." - "Eleanor... Ich finde dich auch hübsch, trotzdem wirst du es niemals in mein Bett schaffen", grinse ich sie entschuldigend an und strecke dann die Zunge raus. Abwehrend hebt sie die Arme, kichert kurz und lässt dann selbst ihren Blick über den Körper des Kellners schweifen, welcher weiterhin durch die Tische wirbelt.
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Da sind drei Wochen schon um und Louis ist nicht hinterher gereist :/
Hattet ihr heute einen schönen freien Tag? Ich war mit ein paar Leuten beim Fußballgolfen. Kennt ihr das oder habt ihr das schon einmal gemacht? Es macht wirklich sehr viel Spaß :)
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Escape and follow - [Larry-AU]
FanfictionDer 22-jährige Harry lernt in dem ortsansässigen Fitnessstudio Louis kennen. Er hat etwas an sich, was Harry nicht uninteressant findet, doch Louis scheint Harry nicht sonderlich leiden zu können, zudem ist dieser vergeben. Unglücklich verliebt zu s...