Zweiundsechzig.

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Das Restaurant ist wirklich sehr schick. Ich staune nicht schlecht, als wir das edle Ambiente betreten und direkt von einem Angestellten empfangen werden. "Guten Abend die Herren, herzlich Willkommen in unserem Hause." - "Guten Abend. Ich hatte vorhin einen Tisch auf den Namen Tomlinson reserviert", antwortet mein Freund und wieder einmal muss ich darüber schmunzeln, wie selbstbewusst er sich gibt, wenn wir nicht alleine sind.

Der Kellner runzelt kurz die Stirn: "Vorhin? Einen Moment bitte." Er verschwindet hinterm Tresen und zieht ein großes schwarzes Buch hervor, wovon ich ausgehe, dass es ein Terminkalender ist. Der heutige Tag wird aufgeschlagen und als er Louis' Namen entdeckt, zuckt er mit den Schultern und kommt wieder zu uns. "Wenn Sie mir bitte folgen würden", bittet er uns, was wir auch sogleich tun. Das Restaurant ist sehr gut besucht und ich frage mich, wie Louis so spontan noch einen Tisch ergattern konnte.

Wir laufen über sehr dunkles, ja fast schon schwarzes Parkett und die weißen Tischdecken auf den eckigen Tischen geben einen wundervollen Kontrast. Generell blieb die Farbwahl in diesem Lokal bei dunkelbraun, weiß und gold. Hier und da steht noch eine zimmerhohe Pflanze und an der Decke hängen große, quadratische Würfel als Lampen. "Das hier ist Ihr Tisch. Die Karten bringe ich Ihnen sofort", erklärt uns die freundliche Bedienung. 

Louis zieht einen Stuhl zurück und ich will gerade auf den anderen zugehen, als ich inne halte und seinen Blick sehe. Mit den Augen deutet er mir, dass ich mich auf den Stuhl setzen soll, den er festhält. Schmunzelnd und dankend nehme ich sein Angebot an, während Louis mir gegenüber Platz nimmt. Ich wusste ja gar nicht, dass er auch ein Gentleman sein kann. "Die Herren." Der Kellner kommt wieder zurück und reicht uns die Karten. "Darf es schon etwas zu trinken sein?" Louis bestellt sich lediglich eine Apfelschorle und da wir später noch klettern gehen, verzichte auch ich auf Alkohol und wähle ein Mineralwasser.

Da mir heute irgendwie nach Fisch ist, gehe ich direkt zu dieser Seite und inspiziere die angebotenen Speisen. Schnell werde ich fündig, doch Louis braucht etwas länger und kann sich nicht entscheiden. Erst als der Kellner das zweite Mal erscheint, nickt Louis schnell und wählt einen klassischen Steakteller.

"Wie hast du das geschafft?", frage ich, als wir wieder alleine sind. "Was meinst du?", stellt er scheinheilig die Gegenfrage. "Das weißt du ganz genau. Wollen wir wetten, dass du hier eigentlich Wochen vorher reservieren musst? Ich könnte mal nachfragen." Misstrauisch ziehe ich eine Augenbraue hoch und Louis mustert mich kurz, ehe er herzlich lacht und mit den Schultern zuckt. "Meine Mutter hat hier einen bekannten Namen. Könnte sein, dass ich das ausgenutzt habe. Zu irgendwas muss sie ja zu gebrauchen sein", antwortet er mir trocken.

Mir wird warm ums Herz, als ich sein Grinsen und die kleinen Lachfältchen um die Augen sehe. Seine Hand liegt in Reichweite und ohne zu überlegen, lege ich meine auf seine. Erst als ich seine Haut berühre, erinnere ich mich daran, dass er in der Öffentlichkeit bisher immer sehr zurückhaltend war. Zu meiner Erleichterung entzieht er sich jedoch nicht, sondern grinst noch etwas breiter, als ich meinen Daumen über seine Finger streichen lasse. "Es steht dir gut, wenn du so befreit lachst", hauche ich verträumt. Augenblicklich verstummt er, seine Mundwinkel sind aber weiterhin nach oben verzogen und seine Wangen machen gerade eine Arschbombe in den rosanen Farbeimer.

Zwanzig Minuten später wird unser Essen gebracht und neugierig schaue ich auch auf Louis' Teller. Mit meiner Gabel spieße ich zwei von den selbstgemachten Pommes von ihm auf und schiebe sie mir in den Mund. "Hey", beschwert er sich und klaut sich daraufhin auch eine Kartoffel von mir. Es ist so schön, mit ihm hier zu sein. Ach egal, ob hier oder sonst wo - so lange ich mit ihm zusammen bin, gibt es keinen Ort, an dem ich lieber sein würde.

"Das ist wirklich sehr lecker. Also war dieses Restaurant eine gute Wahl", lasse ich ihn wissen. Er nickt und kaut zu Ende. "Ja, ich kannte es ja schon. Von daher habe ich nichts anderes erwartet." - "Hm. Es ist für mich das erste Mal, dass ich in so einem hübschen Restaurant esse, ich koche meistens selbst." - "Tjaaaa... meine Kochkünste hast du ja schon kennengelernt."

Augenblicklich verschlucke ich mich und lache laut los. "Allerdings!", grinse ich, bei dem Gedanken an die brennende Pfanne in seiner Hand, während ich nackt da stand und Katie irgendwas von meiner Schlange erzählt hat. Unglaublich, dass das erst zehn Tage her ist. Es kommt mir viel länger vor.

"Und trotzdem sitzt du noch hier mit mir", erwidert er. "Klar. Ich habe doch gesagt, dass ich für uns koche. Du kannst dann ja eine andere Aufgabe übernehmen. Vielleicht putzen?", schlage ich vor, ohne eine Miene zu verziehen. "Putzen?", fiept er und sieht mich schockiert an. "Oh glaub mir, so ein chaotisches Durcheinander wie bei euch, wird es bei mir nicht geben." Louis senkt seinen Blick und piekst ein Stückchen seines Steaks auf, woraufhin ich wieder lachen muss. "Entspann dich, Schatz. So schlimm wird's schon nicht." Mein Schmunzeln scheint ihn zu erleichtern, auch wenn ich es vollkommen ernst meine. Hoffentlich wird das kein Streitpunkt.

Nach dem Hauptgang gönnen wir uns auch noch ein Dessert, welches ebenfalls köstlich schmeckt. Louis lässt sich wirklich nicht davon abbringen, alles zu bezahlen und als wir gut gesättigt das Restaurant wieder verlassen, haben wir noch etwas Zeit. Der Hochseilgarten öffnet erst in einer Stunde, sodass wir beschließen, ein Stück spazieren zu gehen.

Weil das Restaurant neben einem Park liegt, entscheiden wir uns, dorthin zu gehen. Es dämmert gerade und am Horizont sieht man einen in orange getauchten Sonnenuntergang. Die ersten Blätter der Bäume fangen an, sich zu verfärben und ein lauer Wind fegt über uns hinweg. Kalt ist es zum Glück noch nicht und herrlich heimelige Spätsommerstimmung kommt auf. 

Zunächst glaube ich, es ist eine zufällige Berührung, doch als ich erneut den Druck von Louis Fingern über meinen Handrücken streichen spüre, schaue ich zur Seite. Noch etwas unsicher sieht Louis mich an, umfasst dann aber vorsichtig meine Hand und wie von selbst, verflechten sich unsere Finger miteinander. Ein Gefühl von purem Glück durchströmt meinen Körper, als in meinem Kopf ankommt, dass er sich wirklich traut, in der Öffentlichkeit unsere Zuneigung zu zeigen. Beflügelt von diesem Gefühl, lächle ich die ganze Strecke über vor mich hin. 

Erst als wir wieder am Parkplatz anlangen und ins Auto einsteigen wollen, müssen wir uns notgedrungen voneinander trennen. Nicht jedoch, ohne uns vorher noch einmal zu küssen. Es ist kein langer Kuss und doch fühlt er sich so besonders an, wie noch nie.

Vielleicht bilde ich es mir nur ein, aber ich habe das Gefühl, dass Louis eine große Last von den Schultern genommen wurde, nachdem er erfahren hat, dass Robin heute in Untersuchungshaft gesteckt wurde. Der zuständige Beamte nannte die Verdunkelungs- sowie die Wiederholungsgefahr als Grund für die U-Haft. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass dies eine ungemeine Erleichterung für Louis ist.

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Es war knapp... sehr knapp. Aber dann hat doch die Lesenacht mit 16:0 gewonnen, wenn ich richtig gezählt habe :D 

Da ich morgen Spätschicht habe, werde ich das erste Kapitel in etwa gegen 21:30 Uhr hochladen.

Ich freue mich schon! Bis morgen :)

Escape and follow - [Larry-AU]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt