Einundsiebzig.

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Nach diesem anstrengenden Tag im Büro und der nächtlichen Unterbrechung, komme ich abends ziemlich erschöpft nach Hause. Weil ich nicht weiß, was Louis macht, bin ich leise und nachdem ich meine Schuhe ins Regal gestellt habe, tapse ich in die Küche. Sein iPod steckt in der Musikbox und lässt Technogedröne abspielen - wie kann Louis sowas mögen?

Mein Freund ist zwar nicht in Sicht, aber irgendwo wird er wohl schon stecken. Aus dem Kühlschrank nehme ich mir eine Wasserflasche und stelle dabei auch fest, dass Louis einkaufen war. So voll war mein Kühlschrank noch nie - allerdings auch noch nie so ungesund. Während ich einen Schluck Wasser nehme, mustere ich den Krempel und lächle etwas über ein Regal, welches nur mit Joghurts bestückt ist. Mein Liebster steht wohl auf Monte.

Kopfschüttelnd schließe ich die Tür wieder und meine Aufmerksamkeit bekommt etwas anderes. Auf dem Küchentisch liegt eine lange Liste mit Namen und Telefonnummern, die ersten 10 sind jedoch bereits durchgestrichen. Was ist das bitte?

Mir kommt eine Idee und kurzerhand fische ich mein Handy aus der Hosentasche und entsperre den Bildschirm. Ich will gerade den ersten Namen eintippen, als ich höre, wie die Badezimmertür aufgeht. Weil ich nicht möchte, dass Louis denkt, ich würde ihm nachspionieren, stecke ich mein Smartphone lieber schnell wieder zurück. Auch drehe ich mich wieder, um die Wasserflasche zurück in den Kühlschrank zu stellen.

"Hey", höre ich Louis, als er in die Küche kommt. "Hey. Wie geht's dir?", begrüße ich auch ihn, ehe wir aufeinander zu laufen und uns einen kurzen Kuss auf den Mund geben. Louis sieht müde aus und kleine Augenringe zieren sein Gesicht. "Ganz gut, denke ich", antwortet er und zuckt mit den Schultern. "Wie war's in diesem Tanzstudio bezüglich des Jobs?"

Louis seufzt und lehnt sich an die Küchentheke. "Wie erwartet. Sie meinten zwar, dass ich eine gute Ausbildung und sowas hätte, aber die Sprache... Bei Jugendlichen wäre es wohl nicht so das Problem, da diese eh alle Englisch in der Schule haben, allerdings gibt es eben auch Mitglieder, die die Sprache nicht beherrschen. Ich solle erst Deutsch lernen und dann darf ich gerne nochmal wieder kommen."

"Oh, das ist schade. Dann halt nicht, ich bin mir sicher, du findest etwas anderes." - "Ja bestimmt, aber es nervt mich trotzdem. Ich war noch nie arbeitslos, ich fühle mich gerade so nutzlos." - "Hey, zieh dich selbst nicht so runter, hm. Du bist ja nicht arbeitslos, weil du auf der faulen Haut liegst, das hat doch andere Hintergründe", versuche ich ihn aufzubauen und gehe dabei auf ihn zu, um ihn zu umarmen. "Ja, weiß ich doch... trotzdem", seufzt er.

Einige Momente verharren wir so, ehe ich mich ein Stück zurücklehne, um ihn anzusehen. "Soll ich uns etwas kochen? Ich habe schon gesehen, dass du einkaufen warst." Zu meiner Überraschung schüttelt Louis aber den Kopf und schmiegt sich wieder an mich, legt dabei seinen Kopf schief und drückt mir einen Kuss aufs Ohr. "Meinetwegen können wir auf den Hauptgang verzichten, ich möchte mein Dessert sofort vernaschen", flüstert er und lässt mich so erschauern. Nie hätte ich damals gedacht, dass er so häufig mit mir schlafen möchte - dennoch will ich mich natürlich keineswegs beklagen. "Ich denke... das lässt sich einrichten", raune ich zurück und rücke noch ein Stückchen näher, um meine Nase in seine Haare zu schieben und seinen unvergleichlichen Geruch einzuatmen.

Louis' Lippen bahnen sich einen Weg über meinen Hals, Kiefer und landen schließlich auf meinen Lippen. Meine Augen fallen zu und hingebungsvoll erwidere ich den sinnlichen Kuss. Louis schlingt die Arme um meinen Hals, greift mir in die Haare und mich überkommt eine Gänsehaut, als er seine Finger auf meiner Kopfhaut krümmt. "Lou...", seufze ich in den Kuss hinein, lege dann meine Hände auf seinen Po und hebe ihn auf die Arbeitsplatte der Küchenzeile.

Mein Herz stolpert von Nervosität und es fühlt sich wie immer unbeschreiblich an, wenn ich Louis so nahe bin. Ich spüre seine zittrigen Finger, die über meinen Körper gleiten und zum obersten Knopf meines Hemdes wandern. Wir unterbrechen den Kuss nicht, während er Knopf für Knopf öffnet und mir schließlich den Stoff über die Schultern streift. "Ich...  ich habe letzte Nacht nach unserem Gespräch noch lange wachgelegen und nachgedacht...", fängt er plötzlich leise an, unterbricht unser beginnendes Liebesspiel und streicht mit seinem Zeigefinger über meine nackte Brust. "Über was?", frage ich flüsternd nach.

Escape and follow - [Larry-AU]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt