Achtunddreißig.

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"Wa-... Du...Oh mein Gott!", stammelt mein bester Freund und sieht mich fassungslos an, als wäre ich fünf Jahre abwesend gewesen. "Ich freue mich auch, dich zu sehen, Niall", lache ich und gehe auf ihn zu.

Er erwacht aus seiner Starre und springt auf mich zu. "Alter! Warum weiß ich nicht, dass du wieder im Lande bist?!", beschwert er sich, zieht mich aber in eine so heftige Umarmung, dass wir ein paar Schritte nach hinten stolpern. "Weil ich es niemandem erzählt habe. Es sollte eine Überraschung sein", kläre ich ihn auf - noch immer in seiner Umklammerung gefangen.

"Aber so hätte ich dich vom Flughafen abholen können und wir hätten zusammen vorglühen können und.... Verdammt, wie lange bist du schon hier?! Und wann fliegst du wieder?", brabbelt er drauf los und kichernd drücke ich ihn etwas zurück. "Entspann dich, ich bin erst vor ein paar Stunden gelandet und Gemma hat mich abgeholt. Ich bleibe noch ein paar Tage, also wirst du mich noch etwas ertragen müssen", grinse ich und wuschel ihm durch die Haare.

"Dein Glück. Wärst du morgen schon wieder geflogen, hätte ich dich festgekettet und dich gezwungen, etwas mit mir zu unternehmen", feixt er und bekommt das Lächeln nicht aus seinem Gesicht. "Das bezweifle ich. Festketten lasse ich mich nur von meinem Sexpartner... und da gehörst du nicht zu", sage ich trocken, zucke mit den Schultern und strecke ihm dann die Zunge entgegen.

Erstaunt schaut er mich an und zieht eine Augenbraue nach oben: "Von deinem Sexpartner? Festketten? So genau wollte ich das gar nicht wissen, aber... Sag bloß, du hast jemanden kennen gelernt." Er will sich schon freuen, doch schnell winke ich ab: "Das war nur so daher gesagt, also allgemein meine ich." - "Achsoooo", erwidert er langgezogen, guckt mich kurz mit einem undefinierbaren Blick an und sieht so aus, als würde er noch etwas sagen wollen. Anscheinend entscheidet er sich aber dagegen und wendet dann den Blick ab, konzentriert sich stattdessen wieder auf sein Glas. "Ich mixe mir gerade einen Long Island Icetea. Möchtest du auch einen?", fragt er mich, doch ich verneine, da ich schließlich noch fahren muss. 

"Ist ja schön, wie ihr euch unterhaltet, aber werde ich auch noch begrüßt?", höre ich die weitere Stimme sagen und schnell drehe ich mich zur Seite zu Tom. "Aber natürlich", gluckse ich und schlage mit ihm ein. Er steht vor einer Schüssel mit Marshmallows und interessiert zeige ich drauf: "Was hast du denn damit vor?" - "Oh, Liam hat neben dem Grill auch ein Lagerfeuer gemacht. Da können wir uns dann Stockbrot und Marshmallows machen. Ist das nicht geil?", schwärmt er und reibt sich die Hände, als könne er es kaum erwarten. Auch Niall schmunzelt und schiebt sich gleich zwei Stück in den Mund. Ich nicke, schnappe mir ebenfalls einen weißen Leckerbissen und schaue dann wieder zu Niall, der jetzt ein Messer in der Hand hat und Brot in Scheiben schneidet, diese dann in eine große Schüssel schmeißt. 

"Muss sonst noch etwas erledigt werden?", erkundige ich mich, um nicht ganz unnützlich hier rumzustehen. "Ne, wir sind eigentlich fertig. Der Rest ist schon draußen und Liam kümmert sich um den Grill. Wir können also gleich essen.... Hast du Liam und die anderen überhaupt schon begrüßt?", sagt Niall ohne vom Brot aufzuschauen. "Nein, ihr beide seid die Ersten... also fühlt euch geehrt", scherze ich und nehme mir ein Glas aus dem Schrank. Im Kühlschrank stehen neben einer Menge Alkohol auch Softgetränke und schnell greife ich zur Cola, um mir diese einzuschenken.

"Das Brot ist fertig. Wir können also raus. Magst du uns die Tür aufhalten, Harry?", bittet mich Niall und schnell nicke ich. Mit dem Glas in der Hand gehe ich die vier Schritte zur Tür und will gerade meine Hand auf den Türgriff legen, als die Tür schwungvoll in meine Richtung aufgeht. Vor Schreck hüpfe ich einen Schritt zurück und gebe einen überraschten Laut von mir.

"Jungs, wie lange braucht ih-...Harry?!" Vor mir steht Liam, der mich mit weit aufgerissenen Augen anstarrt, als würde ein pinkes Einhorn in der Küche seiner Eltern stehen. "Überraschung!", rufe ich aus, reiße die Arme in die Luft und setze ein breites Grinsen auf.

Als Liam auch nach fünf Sekunden mich mit offenem Mund anstiert, runzle ich die Stirn und lasse die Arme wieder fallen. Mit Daumen und Mittelfinger meiner rechten Hand schnippe ich ein paar Mal vor seinen Augen, woraufhin Liam ein paar Mal blinzelt und aus seiner Trance erwacht. Dann endlich breitet sich ein Lächeln auf seinen Lippen aus und er boxt mir gegen die Brust: "Junge, was machst du denn hier? Die Überraschung ist dir wirklich gelungen. Ich freue mich!"

Euphorisch plappert er drauf los, erzählt von seinen Eltern, vom Fußball, von Cheryl und sagt immer wieder, wie toll er es findet, dass ich hier stehe. Erst als es an der Tür klingelt, wird er in seinem Wörterrausch unterbrochen. Achja, die Tür habe ich vorhin gar nicht offen gelassen, sondern geschlossen. Liam rollt kurz mit den Augen, dreht sich dann aber um. "Warte eben hier, bin sofort wieder da", bittet er mich. "Ach was, ich geh schon einmal raus. Wir können doch dort gleich weiterreden", grinse ich und nicke mit dem Kopf Richtung Garten, nachdem ich hinter Liam die Küche verlassen habe. 

"Alles klar, du kannst ja scho-...", plötzlich hält Liam in seiner Bewegung inne und dreht sich ruckartig wieder zu mir um. Fragend schaue ich ihn an und hebe eine Augenbraue, als ich seinen leicht panischen Blick sehe. "Warte bitte. Bevor du raus gehst, muss ich dir was sagen", redet er hektisch. "Aber das können wir doch draußen machen", antworte ich lediglich und mache schon zwei Schritte Richtung Terrasse. "Nein! Warte. Ich muss dir noch was-...", wieder wird Liam von der Klingel unterbrochen und lachend scheuche ich ihn zur Tür: "Jetzt geh schon zur Tür und wir quatschen gleich weiter, ich werde in den nächsten 10 Minuten schon nicht verschwinden." - "Dawäreichmirnichtsosicher", nuschelt er leise, als ich nur noch seinen Rücken sehe und wie er sich leicht gestresst mit seiner linken Hand durch die Haare fährt.

Hä? Was hat er denn jetzt? Mit gekräuselter Stirn blicke ich ihm noch einen Moment hinterher, ehe er gänzlich im Flur verschwindet. Einen Augenblick denke ich an eine Situation von vor etwa einem Jahr, als Liam auch eine Party geschmissen hat, auf der Gras geraucht wurde - Liam eingeschlossen. Ich fand das überhaupt nicht witzig und habe ihm eine Standpauke gehalten, auch wenn er natürlich alt genug ist und ich ihm nichts vorschreiben kann. Aber wenn ich jetzt gleich eine Joint-Party in seinem Garten entdecke, werde ich nichts sagen. Lediglich eine Woche bin ich hier und da habe ich keine Lust auf Streit.

Seufzend drehe ich mich um und laufe durch das Wohnzimmer auf die Terrassentür zu. Diese steht offen und als ich nach draußen trete, kneife ich meine Augen zusammen und scanne kurz die Gäste ab, kann jedoch auf die Schnelle niemanden mit einem verdächtigen Stängel zwischen den Lippen sehen. Auch kriecht mir nicht der furchtbare Geruch dieses Zeugs in die Nase und ich frage mich, was es sonst ist, was Liam mir so dringend sagen wollte.

Merkwürdig, denke ich mir und drehe mich wieder um, um die Jungs aus der Fußballmannschaft zu begrüßen. Meine eben noch offene Frage wird beantwortet, als mir das Geräusch eines lauten Lachens durch Mark und Bein geht. Wie festgefroren bleibe ich stehen und sehe mich hektisch um. Wo ist er? Und vor allem: Was macht er hier? Liam hat ihn doch gar nicht eingeladen.

Mein Puls und meine Atmung beschleunigen sich, als ich ihn nur wenige Schritte entfernt mit ein paar Leuten stehen sehe. Als würde er es ebenfalls bemerken, dreht er seinen Kopf, schaut zu mir und unsere Blicke treffen sich.

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Weil ihr gestern so begeistert vom Cut wart, gibt es heute gleich noch einen wundervollen :) Love yaaaaaa

Escape and follow - [Larry-AU]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt