Fünfundvierzig.

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"Wo steht denn dein Auto?", frage ich Louis, als wir kurz nach Mitternacht die Party verlassen und vor meinem beziehungsweise dem geliehenen Wagen meiner Schwester stehen. "Ich rufe mir gleich ein Taxi, ich habe kein Auto", antwortet er und zuckt mit den Schultern.

Kurz lege ich die Stirn in Falten, ehe ich bestimmt den Kopf schüttel: "Kommt nicht in Frage. Steig ein, ich fahre dich nach Hause." - "Bist du sicher? Ich will dir keine Umstände machen", sagt er leise, woraufhin ich schmunzeln muss. Ein Stückchen gehe ich auf ihn zu und da wir hier auf der Straße ganz alleine sind, lege ich einen Arm um seine Schultern und streiche mit meiner freien Hand über seinen Nasenrücken. "Was wäre ich denn bitte für ein Freund, wenn ich dich mit dem Taxi fahren lassen würde, obwohl deine Wohnung auf meinem Weg liegt, hm?", frage ich liebevoll. Louis schenkt mir ein zuckersüßes Lächeln und küsst mich auf die Wange. "Okay... danke."

Wir lösen uns wieder voneinander und ich lege meine Hand auf den Türgriff der Beifahrertür, öffne diese. "Der Herr", bitte ich Louis grinsend, welcher lachend den Kopf schüttelt, aber gleich drauf einsteigt, nicht ohne mir noch ein leises 'du Idiot' an den Kopf zu werfen. Glücklich und zufrieden laufe ich um das Auto herum, damit ich ebenfalls einsteigen kann. Kurze Zeit später fahren wir über die verlassene Landstraße, während im Radio leise Musik läuft.

Der Vollmond leuchtet am Himmel und lässt die Straßen nicht ganz so düster wie sonst wirken, die Sterne funkeln und durch das geöffnete Fenster strömt die angenehme kühle Nachtluft ins Innere des Autos.

Nur ein paar Minuten später biege ich auch schon in die Straße ein, in der Louis wohnt und überrascht schaut er mich an. "Du weißt noch, wo ich wohne?" - "Natürlich", antworte ich lediglich, obwohl ich weiß, dass es gar nicht so selbstverständlich ist, denn mein Orientierungssinn ist nicht der Beste. Allerdings habe ich mir diesen Weg direkt beim ersten und bisher einzigen Mal, als ich hier war, eingeprägt. Ich stelle den Wagen am Straßenrand ab und schalte kurz den Motor aus, damit ich mich von Louis verabschieden kann. 

Meinen Körper drehe ich etwas zur Seite und wie von selbst greife ich zu seiner Hand auf seinem Oberschenkel. Wir müssen auf jeden Fall noch klären, wie es denn nun weiter geht. Kommt er direkt in 5 Tagen mit nach Hamburg? Oder muss er hier noch viel mehr klären und kommt erst nach? Sehen wir uns in den nächsten Tagen und was ist überhaupt mit-... Ich unterbreche meine eigenen Gedanken, als ich Louis' Gesicht sehe. Mein Blick wandert zu seiner Unterlippe, auf der er jetzt gerade leicht beißt. Mit Sicherheit ist es ein Zeichen von Unsicherheit, allerdings sieht es auch ziemlich heiß aus. Einmal schlucke ich, ehe ich diesen Gedanken verdränge. "Was ist?", frage ich heiser. "Harry, kommst... kommst du bitte mit hoch? Ich will dich jetzt nicht gehen lassen", bittet er und sieht mich mit einem Blick an, bei dem ich gar nicht verneinen kann. Und selbst wenn - ich will gar nicht verneinen. Natürlich stimme ich zu.

Gemeinsam laufen wir das Treppenhaus hinauf in den ersten Stock, wo Louis auch direkt die Wohnungstür aufschließt. Im Flur brennt Licht und sofort hört man die Stimmen eines Fernsehers. "Katie, ich bin wieder zu Hause... und ich habe jemanden mitgebracht", ruft Louis direkt, als er die Tür wieder geschlossen hat und kickt dann seine Schuhe durch die Gegend. Ich streife meine Schuhe ebenfalls ab, stelle sie allerdings ordentlich zu den anderen Schuhen, die überwiegend Katie gehören. "Hallo. Ich bin im Wohnzimmer", höre ich Katies bekannte Stimme. "Komm mit", sagt er und hält mir lächelnd die Hand hin. Mein Herz wummert ganz doll in meiner Brust, als ich sie ergreife und Louis mich mit ins Wohnzimmer zieht.

"Oh... mein... Gott!", ruft Katie, als sie mich und dann unsere Hände erblickt und schlägt sich die Hand vor den Mund. Sie sitzt im Schneidersitz auf dem Sofa und schaut irgendeine Sitcom, vor ihr steht ein Glas Rotwein. "Danke, danke, danke, danke, danke, danke...", murmelt sie wie ein Mantra, springt auf und kommt auf uns zu. Wider meiner Erwartung begrüßt sie nicht Louis zuerst, sondern fällt mir um den Hals und umarmt mich ziemlich fest. "Du erdrückst ihn, Katie. Und bitte fang jetzt kein langes Gespräch an, wir sind müde, wir können morgen quatschen, okay?", bittet er sie, da er wahrscheinlich schon ihre Neugier kennt.

Escape and follow - [Larry-AU]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt