Einundzwanzig.

3.4K 423 119
                                    

Ist das wirklich sein Ernst? 

Er schläft jetzt ein? JETZT?

Na gut, ich will das mal auf den Alkohol schieben.

Mit gekräuselter Stirn wandert mein Blick zurück zu meinem Bauch, auf dem sich noch mein und Louis' Sperma miteinander vermischt. Auf dem Nachttisch entdecke ich keinerlei Taschentücher, sodass ich kurzerhand zu Louis' Boxershorts greife und damit über meinen Bauch wische. Er wohnt schließlich hier und hat frische Klamotten da, ich muss mit meinen noch nach Hause.

Apropos - was mache ich denn jetzt? Soll ich einfach gehen oder hier bleiben? Was ist, wenn Katie mich entdeckt? Ob sie mir abkauft, wenn ich sage, dass ich ein Kumpel bin?

"Louis?", flüstere ich, erhalte jedoch keine Antwort. Lächelnd schaue ich zu ihm hinüber, während meine Hand sich selbstständig macht und ihm über die Wange streicht. Wenn mir jemand vor zwanzig Minuten erzählt hätte, was gleich geschieht, hätte ich ihn für verrückt erklärt. Und verdammt, Louis hat quasi den ersten Schritt gemacht! Das ist doch ein gutes Zeichen oder? Immerhin hat er so ein, zwei Sätze von sich gegeben, die ich nur sagen würde, wenn ich jemanden gern habe. Ich habe seine ganze Welt auf den Kopf gestellt, meinte er. Tja, Louis... willkommen im Club.

Grinsend löse ich mich von dem wunderschönen Anblick und setze ich mich auf. Meine Jeans liegt am Fußende des Bettes und schnell fische ich mein Handy aus der Hosentasche. Mit flinken Finger öffne ich Nialls Chat.

From: Harry
Hi Nialler, was macht dein Fieber? Du glaubst nicht, was gerade passiert ist :)

Dazu schicke ich noch ein Foto, auf dem man sowohl erkennt, dass ich kein Oberteil anhabe, als auch ein bisschen von Louis Gesicht. Ich lege das Handy wieder beiseite und schaue einmal durchs Schlafzimmer, dem ich bisher kein bisschen Aufmerksamkeit geschenkt habe. Es verwundert mich gar nicht, dass es ziemlich chaotisch ist, nachdem ich die Küche gesehen habe. Danach schaue ich wieder zu Louis, schmunzle darüber wie er nur mit seinem Shirt bekleidet auf dem Rücken liegt. Mein Herz droht mir wirklich es aus der Brust zu springen bei seinem Anblick, denn ich kann noch immer nicht wirklich begreifen, was hier eben geschehen ist. 

Stumm lasse ich mich zurück auf die Matratze fallen und knipse das Licht aus, denn soeben habe ich entschlossen, einfach hier zu schlafen. Morgen müssen wir eh darüber sprechen, das können wir so nicht stehen lassen. Für einen Moment meldet sich mein schlechtes Gewissen, als ich an Katie denke. Die Arme wurde soeben von ihrem Freund betrogen und ahnt wahrscheinlich nichts. Ächzend ziehe ich noch die Decke über uns und schließe dann ebenfalls die Augen.

Als ich am nächsten Morgen aufwache, liegt Louis' Kopf auf meiner Brust, sein Bein liegt zwischen meinen und sein Arm um meine Taille. Kurz schließe ich wieder die Augen und stöhne innerlich - wie sehr ich mir das gewünscht habe! Vorsichtig streiche ich ihm über seine Haare und mein Herz legt gleich den Turbogang ein.

Louis regt sich plötzlich und augenblicklich ziehe ich meine Hand weg, halte dabei unbewusst die Luft an. Innerlich bete ich dafür, dass er keinen Filmriss hat und nicht über meine Anwesenheit schockiert ist. Langsam schlägt er die Augen auf und blinzelt mich verschlafen an. "Oops", murmelt er, löst seine Umklammerung von mir und legt sich ächzend wieder neben mich. "Hi", sage ich leise und vorsichtig, unsicher wie ich mich wirklich verhalten soll.

Eine Weile ist es still zwischen uns. Louis hat die Augen geschlossen, die Stirn jedoch in Falten gelegt und ich weiß einfach nicht, womit ich anfangen soll. Was ist denn das jetzt zwischen uns? Einige Augenblicke später seufzt Louis und fährt sich mit der Hand durchs Gesicht: "Katie hatte also Recht."

Ich schlucke. "Womit hatte sie Recht?", hake ich nach. Natürlich ist mir schon bewusst, was er meint und eigentlich war mir auch schon klar, dass sie ihrem Freund diese Infos nicht vorenthält, trotzdem überrascht er mich gerade damit. In mir wächst ein bisschen die Hoffnung, dass mein Herz gleich vollkommen sein könnte.

"Du weißt, was sie mir erzählt hat, Harry", fängt er an, seufzt wieder und sieht dann aus dem Fenster, "aber ich werde dir nicht geben können, was du dir wahrscheinlich wünschst. Tut mir leid. Bitte behalte diese Nacht für dich und damit meine ich wirklich für dich. Weder Niall noch Liam dürfen davon erfahren. Mit einer Beziehung kann ich einfach nicht dienen." Seine Worte sind wie Peitschenhiebe in meinem Herzen, stumm starre ich ihn an und kann nicht glauben, was er da gerade gesagt hat. Ich versuche mit tiefen Atemzügen mein Gemüt zu beruhigen, denn innerlich tobt ein Sturm in mir. Ich weiß nicht, welches Gefühl gerade überwiegt. Traurigkeit? Enttäuschung? Wut?

"Willst-", beginne ich, breche dann aber noch einmal ab, um mich zu sammeln, dennoch ist meine Stimme lauter als gewollt, "willst du mir damit sagen, dass du von meinen Gefühlen für dich wusstest und trotzdem mit mir geschlafen hast, obwohl du nichts Ernstes willst? Was bist du denn bitte für ein Arsch?!" Ich rappel mich hoch, strample die Decke von mir und stehe auf. Was habe ich denn auch erwartet? Er hat verflucht noch mal eine Freundin!

"Wir haben doch nicht miteinander gevögelt. Ich habe dir und mir nur einen runter geholt", sagt er und beobachtet mich dabei, wie ich mich hektisch anziehe. "Was macht das schon für einen Unterschied", murmle ich und schlüpfe dabei in meine Jeans. Warum ist er so ein Arsch? So habe ich ihn wirklich nicht eingeschätzt. "Es ist besser so, glaub mir. Ich hatte nur einen schwachen Moment", höre ich ihn flüstern und stocke in meiner Bewegung. Ich wage einen Blick zu ihm und runzle die Stirn, als ich seinen abwesenden Blick sehe. Er sieht nicht so aus, als würde er sein Betthäschen gerade rausschmeißen wollen. Sein Blick ist schon fast verstört, als er mit großen Augen die Bettdecke anstarrt.

Ich überlege einen Moment, gebe mir dann aber doch einen Ruck und gehe zu seinem Bett, hocke mich neben ihn. "Sag mir bitte die Wahrheit.", bitte ich ihn etwas ruhiger, doch er schüttelt nur irritiert den Kopf. "Das habe ich. Du solltest jetzt gehen." Doch so leicht lasse ich mich nicht abwimmeln: "Louis, du hast mir gestern im Suff erzählt, dass ich etwas mit dir anstelle, dass ich deine Welt auf den Kopf stelle. Du bist..."

Plötzlich verändert sich Louis' Blick und wütend schaut er zu mir herunter, so dass ich stocke. "Verdammt, geh bitte einfach. Das sollte niemals herauskommen. Du hast es ausgenutzt, dass ich besoffen war", fährt er mich an. Ungläubig springe ich auf, halte meinen Zeigefinger auf ihn gerichtet und erhebe meine Stimme ebenfalls: "Das ist nicht wahr. Du hast damit angefangen, nicht ich!" Louis verzieht verächtlich das Gesicht, funkelt mich an und nickt dann zur Tür: "Geh bitte."

Na immerhin kennt er das Wort bitte. Und eben dieser Bitte komme ich nun allzu gerne nach, sowas muss ich mir nicht antun. Ich ziehe mir im Gehen noch mein Shirt über den Kopf und lasse dann lautstark die Tür hinter mir ins Schloss fallen.

Escape and follow - [Larry-AU]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt