Zehn.

3.7K 417 130
                                    

"Warum zum Teufel habe ich mich nur von dir überreden lassen, mich im Fitnessstudio anzumelden", stöhne ich, als wir einige Tage später mal wieder die bekannte Straße entlang gehen, geradewegs in die Muskelhölle.

"Weil du mir einfach nicht widerstehen kannst?" - "Ja, genau daran wird es liegen", scherze ich. Doch wenn ich ehrlich zu mir bin, freue ich mich sogar auf den Sport. Vor Aufregung schwitzen sogar meine Hände und mein Herzschlag beschleunigt sich gefühlt mit jedem Schritt. 

Ich habe jedoch noch eine andere Befürchtung, warum ich mich so fühle, und diese Befürchtung steht auch noch ausgerechnet jetzt vor der Tür, raucht eine Zigarette und quatscht mit dieser einen Frau, die ihn letztens auch von der Kneipe abgeholt hat. Wie hieß sie noch gleich? Katie?

Zwar versuche ich mir nichts anmerken zu lassen, dennoch habe ich das Gefühl, mir steht mit schwarzem Edding auf der Stirn geschrieben, dass meine Gemütslage aufgrund dieser Person so angespannt ist. Ich habe bereits in den letzten zwei Wochen gemerkt, dass ich viel zu häufig an ihn denke. Er mag mich nicht, hat eine Freundin und wir kennen uns kaum und trotzdem fühle ich mich dummerweise so zu ihm hingezogen. Das ist total bescheuert und dass Liam mich so häufig zum Sport schleppt, lässt dieses Gefühl auch nicht gerade abschwächen, wenn ich ihn ständig sehen muss.

Als wir letztendlich mit unseren Sporttaschen vor den beiden zum Stehen kommen, schnippt die brünette Frau ihre Kippe weg und verabschiedet sich mit einem Kuss auf der Wange bei Louis.

"Hi", begrüße ich ihn nur einsilbrig, während er mir lediglich ein Nicken schenkt. Wow! Augenverdrehend öffne ich die Tür zum Studio und lasse Liam somit alleine bei Louis stehen. Auf peinliche und gezwungene Gespräche habe ich wirklich keine Lust. In einem der zahlreichen Spiegel, schaue ich noch einmal kurz zu den beiden und bemerke, wie Louis' Augen an meinem Rücken kleben, wodurch sich mein Puls ungewollt verschnellert. Er starrt mich an, als wäre ich ein Alien, als hätte er noch nie einen Homosexuellen gesehen.

Ich räuspere mich und löse schnell meinen Blick von den beiden, um in die Umkleide zu gehen. Meine Tasche schmeiße ich achtlos auf den Boden, während ich mich auf die Bank plumpsen lasse und seufzend mit meinen Händen über mein Gesicht fahre.

Gefühle sind scheiße!

Jedenfalls, wenn sie nicht erwidert werden. Und noch schlimmer ist es, wenn die Person dich nicht ausstehen kann. Und bei dieser Tatsache kann ich mir wirklich sicher sein. Schnaubend greife ich zum Saum meines Shirts, ziehe es mir über den Kopf und schleudere es in einen Spind, der offen steht. Meine Schuhe streife ich ebenfalls ab und mit etwas zu viel Kraft feuere ich sie durch die Gegend, geradewegs gegen den Heizkörper. 

"Hey, alles in Ordnung?" Ich habe gar nicht mitbekommen, wie Liam und auch Louis in die Umkleide gekommen sind. "Alles bestens", brumme ich und gehe zu meinen Schuhen, um sie aufzuheben. "Sicher?" - "Sicher, Liam!" 

Was macht Louis überhaupt hier? Gibt es keine Umkleide fürs Personal?

Er sagt nichts und stellt seine Tasche ebenfalls auf eine Bank. Ich stelle mich vor meinen Spind, knöpfe meine Jeans auf und wage es, kurz zur Seite zu schielen. Schon wieder mustert Louis mich, als wäre ich irgendeine seltene ekelhafte Gestalt. "Was?!", blaffe ich ihn an.

"Äh...", fängt er an, doch ich winke ab. "Ach, ich will es gar nicht wissen", zische ich und ziehe mich weiter um. Ich habe damit gerechnet, dass Louis noch etwas sagt, doch er bleibt still. Natürlich habe ich nicht erwartet, dass er freundlich zu mir ist und mir Komplimente macht, aber irgendwie tut es doch weh, dass er mich nicht leiden kann. Er ist total sympatisch - wenn er nicht mit mir spricht.

Durch meine Umziehaktion hat sich mein Dutt gelöst, daher fische ich das Haargummi aus meiner Mähne und richte sie erneut im Spiegel. Als auch Liam endlich fertig ist, laufen wir wie gewohnt in den Ausdauerbereich.

Escape and follow - [Larry-AU]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt