"Und warum genau hast du ihm jetzt noch nicht geschrieben?", erkundigt sich Liam, als wir nach acht Stunden endlich Feierabend und somit Wochenende haben.
Wir stehen auf dem Firmenparkplatz nebeneinander und unterhalten uns noch ein bisschen. "Weil ich mich total verarscht fühle? Erst landen wir im Bett, dann schmeißt er mich raus, dann will er mich küssen, dann doch nicht, dann Katie und dann noch diese Andeutung, dass er Gefühle haben könnte... ach, ich habe noch nicht einmal eine Ahnung, ob es überhaupt eine Andeutung war oder ich mir das nur eingebildet habe", erkläre ich ihm noch einmal zusammenfassend.
Verstehend nickt er, schaut mich aber dennoch nachdenklich an. "Ich würde mir trotzdem seine Sicht der Dinge anhören. Vielleicht ist das alles ein großes Missverständnis?", fragt er vorsichtig und ich lache bitter auf. "Ich bitte dich, was soll man daran denn missverstehen?", will ich von ihm wissen, denn bei aller Liebe...Louis war deutlicher als deutlich. Vielleicht hat er sich nicht getraut, es mir ins Gesicht zu sagen, aber mit seinem Verhalten hat er mir verdeutlicht, dass er nicht zu haben ist.
"Ich mein ja nur. Lass es ihn noch einmal erklären und dann kannst du abschließen... oder du schwebst im Himmel", grinst er dann und wackelt mit den Augenbrauen, doch ich kann nur genervt die Augen verdrehen. "Ich hau ab. Schönes Wochenende dir, Liam. Wir sehen uns am Montag", sage ich zu ihm und hebe noch einmal meine Hand zum Abschied. Als ich die Autotür öffne und mich auf den Sitz schmeiße, ächze ich einmal auf, weil es so verdammt heiß wie in einer Sauna hier drinnen ist. "Nie wieder ein schwarzes Auto", spreche ich zu mir selbst und öffne alle Fenster. Den Schlüssel lasse ich ins Zündschloss gleiten, meine Sonnebrille schiebe ich auf meine Nase und die Musik drehe ich lauter, als ich langsam vom Parkplatz rolle und mich auf den Weg ins Wochenende mache.
Doch bevor ich nach Hause fahre, muss ich noch ein bisschen was einkaufen, denn in meinem Kühlschrank herrscht momentan Ebbe. An der nächsten Kreuzung biege ich links ab und halte dann beim Supermarkt meines Vertrauens. Morgen ist Sonntag und ich frage mich immer, ob die Leute Angst haben, übers Wochenende zu verhungern, so wie die Regale geplündert werden. Ja gut, ich gehe jetzt auch auf'm Samstag einkaufen, aber nur weil ich es gestern vergessen habe.
Im belebten Einkaufsladen husche ich schnell durch die Gänge und packe mir etwas Gemüse, Fleisch, Brot und Aufschnitt ein. Kurz vor der Kasse stoppe ich noch kurz und beuge mich über die Kühltruhen, denn bei so einem heißen Wetter muss einfach Eis sein. Nachdem ich sämtliche Sorten studiert habe, entscheide ich mich schließlich für je einen Becher Ben & Jerrys What-a-lotta-chocolate-cookie-core sowie Karamel-sutra-core. Die besten Sorten überhaupt.
Mit den Waren im Korb stelle ich mich an die Schlange der Kasse und warte, bis ich meine Sachen aufs Band legen kann. Die Kassiererin scheint neu zu sein, denn sie braucht ziemlich lange und hinter ihr steht noch jemand, der er hilft, wenn sie etwas nicht weiß. Eine Kundin beschwert sich über die Dauer des Einscannes der Waren und am liebsten würde ich ihr sagen, dass sie doch woanders einkaufen soll. Mit Sicherheit war sie selbst noch nie arbeiten und weiß daher auch nicht, wie es ist, wenn man irgendwo neu ist und erst alles lernen muss. Ist doch total logisch, dass man am ersten Tag nicht in der Geschwindigkeit arbeitet, wie jemand, der schon fünf Jahre den Job macht - man man man.
Als ich wieder draußen bin, beeile ich mich, die Sachen in den Kofferraum zu packen und dann weiterzufahren. Ich will schließlich noch Eis haben, wenn ich zu Hause ankomme, und keine Matschepampe.
Zum Glück ist nicht viel los auf den Straßen, so dass ich schnell durchkomme. Das ist wirklich das einzig gute an der Wochenendschicht - du stehst nicht ewig im Stau des Berufsverkehrs. Zu Hause angekommen, parke ich meinen Wagen auf dem Anwohnerparkplatz, hole meine Sachen aus dem Kofferraum und laufe dann zum Eingang. Natürlich habe ich viel zu viel in den Händen und mir fällt auch noch mein Wohnungsschlüssel aus der Hand, als ich die Tür aufschließen will. Augenverdrehend bücke ich mich und greife ächzend zu meinem Schlüsselbund, der auf dem Boden liegt.
Beim zweiten Versuch gelingt mir schließlich das Öffnen der Tür und schnell husche ich hinein, bleibe dann aber vor Schreck stehen, als eine Horde Kinder an mir vorbei rennt und kreischend sich gegenseitig versucht zu fangen. Kurz schüttel ich mich, als sie draußen sind und laufe dann die Treppen nach oben zu meiner Wohnung.
Ich traue meinen Augen nicht, als ich tatsächlich Louis auf dem Treppenabsatz sitzen sehe. Einen kurzen Moment überlege ich, ob es nicht besser wäre, wieder umzudrehen und einfach wegzufahren, bis er weg ist. Dann fällt mir aber wieder das köstliche Eis ein. Ich kann jetzt nicht weg, das muss dringend ins Gefrierfach! Ich meine... hallo? Das ist Ben & Jerry's!
"Harry", sagt er einfach nur, als er mich erblickt und aufspringt. Ich spüre direkt, wie mein Herzklopfen stärker wird, nur weil er meinen Namen ausgesprochen hat. Selbst wenn ich tief Luft hole, weiß ich ganz genau, dass ich mein Herz nicht beruhigt bekomme.
"Was machst du hier, Louis?", frage ich ihn und schiebe schon meinen Schlüssel ins Schloss meiner Wohnungstür. "Du hast nicht geschrieben und...", er bricht ab, sieht mich verzweifelt, aber auch bittend an. Beim Anblick seiner Augen runzle ich meine Stirn und hake direkt nach: "Hast du getrunken?" Eine Fahne, wie beim Aufeinandertreffen in seiner Wohnung hat er dieses mal zwar nicht, allerdings wirken seine Augen etwas gerötet. Oder es liegt an der Beleuchtung des Treppenhauses und es wirkt einfach nur so. Er senkt den Blick, kratzt sich am Hinterkopf und schüttelt dann den Kopf. "Nein. Aber... darf ich mit reinkommen... bitte?", fragt er hoffnungsvoll.
Weiterhin mit meinen Lebensmittel im Arm halte ich kurz inne, seufze dann aber und kicke dir Tür auf. Ich hasse meine Gefühle dafür, dass ich sowieso gemacht hätte, was Louis sagt. Ich kann ihm einfach nichts abschlagen.
Gemeinsam betreten wir die Wohnung und schnell laufe ich in die Küche, um mein Eis in Sicherheit zu bringen. Die restlichen Sachen räume ich in den Kühlschrank und beobachte dabei Louis, wie er etwas unbehaglich und unsicher daneben steht. "Möchtest du etwas trinken?", frage ich ihn höflich, auch um die merkwürdige Stille zu durchbrechen, doch hektisch schüttelt er den Kopf. Louis kommt mir gerade vor wie ein kleiner Junge, der Blödsinn angestellt hat und nun darauf hofft, nicht allzu großen Ärger zu bekommen.
"Komm, lass uns auf den Balkon", schlage ich vor, als alle Lebensmittel verstaut sind und nickend folgt Louis mir auch sogleich. Wir setzen uns auf die Chilllounge und erwartungsvoll blicke ich ihn an: "Was gibt es denn jetzt so wichtiges, was du mir sagen möchtest?" Ich versuche, nicht zu neugierig zu klingen, doch Louis soll endlich mit der Sprache rausrücken, wenn er schon mal hier ist.
Er nickt, räuspert sich und leckt sich einmal über die Lippen, ehe er tief Luft holt und anfängt: "Ich... ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll..." Louis bricht wieder ab und rauft sich die Haare. Ich will gerade genervt aufstöhnen, kann es aber noch gerade rechtzeitig unterdrücken, als ich ihn verdächtigt blinzeln sehe. Dieses Bild lässt von jetzt auf gleich sämtliche Enttäuschung und Wut auf ihn verfliegen. Dass er kurz vor den Tränen steht, schmerzt meinem Herzen selbst so sehr. "Hey", flüstere ich und greife automatisch und ohne groß darüber nachzudenken nach seiner Hand. Innerlich gestehe ich mir ein, dass ich durchaus erleichtert bin, dass er es zulässt und sogar unsere Finger miteinander verflechtet.
Er wischt sich mit dem Handrücken über die Wangen und traut sich dann wieder in meine Augen zu schauen. "Ich habe Angst", haucht er und einen Moment später bin ich näher zu ihm gerückt. "Ich bin hier. Du brauchst keine Angst haben, Lou", wispere ich ebenso leise zurück, versuche weich und ruhig zu klingen und muss selbst schlucken. Was ist nur plötzlich los mit ihm?
Jetzt fange ich mir doch an, Sorgen zu machen. Er wirkte immer total selbstbewusst, egal ob beim Fußball, im Fitnessstudio oder auf irgendeiner Party. Aber jetzt gerade wirkt er so klein und verängstigt, fast schon gebrochen.
Erneut atmet er tief durch und schließt kurz die Augen, wirkt aber entschlossen, seine Gefühle nun loszuwerden. Seine Hand drückt meine und ich versuche das Kribbeln an eben dieser Stelle so gut es geht zu ignorieren, um Louis' Stimme zu lauschen.
"Okay... also, vielleicht erstmal das Wichtigste. Katie ist nicht meine Freundin, jedenfalls nicht meine feste Freundin, sie ist meine Mitbewohnerin."
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Daaaaaa wäre das erste Rätsel gelöst und die meisten haben es ja schon geahnt. Katie ist nicht Louis' Freundin :DIch teile übrigens die gleiche Leidenschaft wie Harry: Ben & Jerry's!!! :D
Ich wünsche euch ein schönes Wochenende ;)
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Escape and follow - [Larry-AU]
Fiksi PenggemarDer 22-jährige Harry lernt in dem ortsansässigen Fitnessstudio Louis kennen. Er hat etwas an sich, was Harry nicht uninteressant findet, doch Louis scheint Harry nicht sonderlich leiden zu können, zudem ist dieser vergeben. Unglücklich verliebt zu s...