Überall befanden sich Menschentrauben. Gott, wie ich das hasse. Ein Gewühl aus idiotischen dummen Individuen. Genervt schaute ich mich um und wusste genau wo ich normalerweise lang musste, um den richtigen Flieger zu bekommen. Das war doch scheiße. Ich wollte das überhaupt nicht. Das alles. Nervös kratzte ich an meinem Arm. Das ging nicht. Es war falsch zu verschwinden, auch wenn Damian McCain das wollte. Doch er wollte so vieles. Zum Beispiel: Ich sollte nach seiner Pfeife tanzen. Wie kam er überhaupt dazu? Ich wäre doch sicherer bei ihm, als mich von diesem Mann zu trennen, oder etwa nicht? Zumindest konnte ich mir das nicht anders vorstellen. Nein. Er wollte mich loswerden. Das passte eindeutig zu ihm. Wurde es schwierig, entsorgte er die Dinge, die ihm auf den Sack gingen.
Ungeachtet dessen bemerkte ich, als wir noch vor einigen Stunden zusammen waren, dass es ihm eben nicht komplett egal war, wenn ich von heute auf morgen verschwand. Diese bestimmte Maske bröckelte, zeigte eine verletzbare Seite, die womöglich niemand sonst zu Gesicht bekam. Ich konnte es mir nicht anders erklären. Trotz alledem entsprach das der Tatsache. Auf der anderen Seite war ich vollkommen unwissend. Ich hatte keine Ahnung weswegen er sich so benahm und warum er mich extrem auf Abstand hielt. Natürlich kamen wir beide aus verschiedenen Welten. Jeder Einzelne hatte sein Laster zu tragen. Der eine mehr, der andere weniger. Aber war das nicht egal? Es konnte doch trotzdem irgendwie funktionieren, oder?
Vielleicht dachte ich aber auch nicht richtig nach und es wäre besser, wenn ich erst einmal zu meinen Eltern flog. Leider hatten wir überhaupt nicht wirklich darüber gesprochen. Keiner von uns beiden. Er servierte mich ab. Restlos. Und was war das nun zwischen uns? Nichts mehr? Einmal Sex und dann war es das auch schon? Seit einer halben Ewigkeit ließ er keine Frau mehr an sich ran. Niemand konnte mir erzählen, dass ich ihm komplett am Arsch vorbeiging. Das klappte so nicht. Ich war kein Mensch, der ohne ein richtig gesprochenes Wort verschwand. Diese Gedanken würden mich kaputtmachen. Das Warum fehlte bei dem Ganzen. Verstand er das denn nicht? Außerdem wollte ich mir nicht ausmalen, was passierte, falls ich blieb.
Freilich konnte es sein, dass ich mich auf der einen Seite täuschte. Womöglich habe ich nur angenommen, dass ich ihm wenigstens eine Kleinigkeit bedeutete, auch wenn er extrem ausgehungert war. Lag es an so etwas? Sicher? Ach, was weiß ich. Mein Kopf war voll. Voll von Gedanken, die mich sinnloserweise verschlangen und mich in einen tiefen Strudel zogen, dass ich bloß noch kotzen wollte. Ich konnte mich nicht konzentrieren und auch nach dem dritten Aufruf meines Fliegers stand ich stocksteif da und umklammerte den Henkel meiner Tasche fester.
Schnell blickte ich mich um. Aiden war schon weg. Schon längst. Selbstverständlich ging er davon aus, dass ich einstieg. Jedoch zog etwas in meinem Innersten. Mein Herz. Es lähmte mich, wollte nicht gehen. Eigentlich war das meine Chance doch nicht einzusteigen, aber wo sollte ich nun hin? Wenn ich unbemerkt in das riesige Haus von Damian käme, bekam mich sicherlich niemand mit. Zumindest nicht oben auf dem Dachboden. Leider musste ich aber auch auf die Toilette. Das war Mist. Wenn ich trotz dessen vor seiner Tür auftauchte, rastete er definitiv aus und verfrachtete mich höchstpersönlich in einen Flieger nach Los Angeles. Allerdings konnte er auch nicht alles mit mir machen.
Dann war da noch das Wohnheim. Ich konnte dort hingehen und mir ein anderes Zimmer nehmen; falls etwas frei war. Melanie würde sich sicher auch ein anderes geben lassen wollen. Vielleicht wäre es auch möglich wieder mit ihr zusammen zu sein. Niemand außer sie wusste was passierte. Und bei dem Thema unauffällig sein, war ich schon immer gut... Mit meinen weiten Klamotten, der Kapuze über dem Kopf... Aber da war auch noch Thomas, der mit Sicherheit bei ihr war. Auf jeden Fall die meiste Zeit. Ach, das war doch Kacke. Wenn ich an sie dachte, war ich mir sicher, ihr fiel ein Stein vom Herzen, wenn ich erst einmal zu meinen Eltern flog, doch da war sie falsch gewickelt. Auch, wenn wir miteinander befreundet waren, täuschte sie sich in dieser Hinsicht definitiv. Ich würde nicht fliegen. Nein.
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Bad Temptation II - Breathe
RomanceDamian McCain hat Jasmin fortgeschickt. Trotz alledem lässt sie das nicht zu. Stur versucht sie ihm weiterhin die Stirn zu bieten und hofft darauf sein kaltes Herz zu erweichen. Was aber, wenn es ein Fehler war zurückzukommen? Immerhin vergisst sie...