Kapitel 28

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Damian

Ich hielt sofort inne, als ich nur ganz nebenbei bemerkte, wie ich jemanden hörte. Nein. Wie ich sie hörte. »... mach die Tür auf!« Ich wusste in diesem Moment nicht, was mich wirklich geritten hatte, aber urplötzlich war da die Wut, die mich fast um den Verstand brachte. Das alles machte mich verrückt. Ich stand da und hätte alles und jeden zu Kleinholz zerschlagen können. Ich wollte nicht, dass sie hier an diesen Ort kam. Eigentlich sollte sie sich jemanden suchen, der besser für sie war und nicht so einen wie mich. Hauptsache es ging ihr gut.

Als ich allerdings sah, wie Aiden seine Griffel um ihre weiche nackte Taille legten; auch wenn er sie bloß zurückziehen wollte, wäre ich am liebsten schon in diesem Moment ausgerastet. Er würde sie niemals so wie ich berühren, weil ihm schon längst bewusst war, dass mir Jasmin nicht am Arsch vorbeiging und sie mir etwas bedeutete. Und nicht bloß das. Sie war viel mehr. Trotz alledem beruhigte mich das nicht vollkommen, denn Gedanken machte man sich ständig.

Geradewegs eilte ich um die erste Reihe voller Spinde und erkannte ihre Gestalt. Sie presste sich verloren gegen die Tür, als verstand sie selbst nicht, was das alles sollte. Natürlich bemerkte ich auf Anhieb, dass Thomas sie verschloss. Ich war ja nicht doof. Außerdem hörte ich die beiden zuvor. Er wollte sicherlich, dass ich über meinen Schatten sprang und endlich alles mit ihr auf die Reihe bekam, aber das ging nicht so einfach. War ihm das nicht klar? Erst recht nicht an diesem Ort. Jasmin und ich kamen aus ganz verschiedenen Welten und nun war sie auch noch schwanger von mir. Fuck. Ein Baby passte überhaupt nicht in meinen Plan.

Wenn das bloß das Wenigste war. Es lag eher an dem, dass ich sie nicht ständig beschützen konnte, weil sie auf niemanden hörte. Man sah es doch jetzt schon wieder. In einigen Monaten musste ich mich dann auch noch tagtäglich darüber sorgen, dass dem Baby nichts geschah. Dem Baby. Meinem Baby. Unserem Baby. Das Wort drang quälend in mein Hirn. Baby. Baby. Baby. Zugleich begann ich wieder zu zittern. Dieses Mal nicht vor Wut, sondern weil das alles aus dem Ruder lief und ich es besser machen wollte, es aber nicht zu schaffen war. Es lag daran, dass ich mit den Gefühlen nicht klarkam; die mich erstickten. Sollte ich mich nun darüber freuen, dass ich Vater wurde? Denn da gab es eher die erschütternde Angst, die sich in meinen Knochen breitmachte. Angst es zu verlieren. Angst beide allgemein wieder herzugeben. Eine Lösung musste her. Immer gab es eine. Allerdings dieses Mal nicht.

»Thomas hat uns eingeschlossen. Ich kann nichts dafür«, begann sie nun mit winselnder Stimme und umwickelte sich mit ihren Armen. Ich wusste nicht, ob sie nun in diesem Moment Schiss vor mir hatte oder selbst komplett durch den Wind war, doch irgendwie fiel mir ein Stein vom Herzen, sie vor Augen zu haben. »Das ist nicht gut, dass er das gemacht hat«, knurrte ich und ging mit langsamen Schritten auf sie zu. Dabei ignorierte ich das Beben ihrer Glieder gekonnt und umso weiter ich mich ihr näherte, umso schneller wurden schließlich auch schon meine Beine. Bei ihr angekommen, stemmte ich meine Hände links und rechts neben ihren Kopf. Ich wollte ihr keine Angst machen, aber ich spürte sofort, dass sie unvermittelt die Luft anhielt und komplett erstarrte. 

Was machte ich da eigentlich? Jasmin war hier bei mir? Dabei wollte ich sie nirgendwo anders wissen. Aber an diesem Ort sollten wir nicht bleiben. Nun ließ uns aber so schnell auch keiner mehr hier heraus. Da kannte ich Smith zu gut. Unwillkürlich schloss ich die Lider und atmete ihren Geruch ein, der mich schon wieder um den Verstand brachte. Ich liebte ihn. Augenblicklich musste ich dabei an ihre Worte denken. Sie hatte mir ihre Liebe gestanden und eigentlich musste ich es gar nicht leugnen. Ich empfand überhaupt nicht anders, auch wenn ich dazu nichts sagte.

Ohne ein weiteres Wort presste ich schlagartig meine Lippen gierig auf ihre, wobei sie dabei nicht einmal wusste, was sie tun oder wie sie mir gegenübertreten sollte. »Damian!«, hauchte Jasmin schüchtern und versuchte etwas Abstand zu mir zu gewinnen, doch erstens ließ ich das nicht zu und zweitens kam sie gar nicht weit, da sie in der Klemme steckte. In meiner höchst persönlichen. Trotz alledem ließ ich ihr etwas Luft. »Was ist los?«, winselte sie und schaute mich eindringlich an. »Wenn ich was falsch gemacht habe...«, stotterte sie im Anschluss.

Bad Temptation II - BreatheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt