Kapitel 42

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Pochende Schläfen rissen mich langsam in die Realität. Meine schweren Lider konnte ich jedoch nicht öffnen. So sehr ich es auch probierte, klappte es nicht. Der dumpfe Schmerz in meinem Kopf, ließ sich nicht vertreiben. Sonst spürte ich nicht viel, aber das reichte schon aus, um langsam etwas wieder in die Realität zu kommen. Wenn man das überhaupt so nennen konnte. Ich versuchte zu blinzeln, presste die Lider fester zusammen um kurz daraufhin verschwommenes Licht zu erkennen. Nicht viel. Nur ein wenig. Meine Lippen fühlten sich trocken an. Luft. Ich brauchte Luft. Denn sofort musste ich an die Bilder von Simon denken.

Es kam mir vor, als wäre ich noch immer dort. War ich nicht Damian begegnet? Mitten im Wald? Oder war das bloß ein Traum? Plötzlich wusste ich das gar nicht mehr, weil die Verwirrtheit immer mehr Besitz von meinem Körper ergriff. Ich wollte atmen, aber es klappte nicht richtig, wobei ich mir stetig mehr, wie ein Fisch auf dem Trockenen vorkam. Was war mit Aiden? Lebte er noch? Wo befand sich Damian? Ging es ihm gut? Was war mit dem... Kind?

Ich versuchte mich komplett neben der Spur aufzurichten, doch schaffte es kaum. Noch immer hatte sich meine Sicht nicht verbessert, dabei wollte ich es so sehr. Zitternd bewegten sich meine Finger über Stoff. Es fühlte sich weich an. Eine Bettdecke. Also erübrigte sich schon mal, dass ich mich noch bei Martinez befand. Erneut presste ich meine Augen fester zusammen, sodass mein Schädel fast platzte. Das erste Wort was ich jedoch rau aus meinem Mund bekam, war: »Damian«. Da niemand antwortete, wurde ich schließlich noch panischer. Was wenn ihm doch etwas zugestoßen war und er mich nur jemanden in die Hände gab? Ich wusste zwar, dass wir mit einem Auto ins Krankenhaus fuhren, aber alles war so durcheinander. Fetzen... Bilder die durcheinanderwirbelten und gleichzeitig im Chaos verschwammen.

Unerwartet begann meine Angst nun noch mehr in mir zu nagen. »Damian? Damian? Wo bist du?«, rief ich lauter und langsam aber sicher, bekam ich doch einen Einblick, wo ich mich befand. Alles war weiß. Toll. Auch das noch. Ich hockte wirklich in einem Krankenhaus. Verdammt. In meinen Handrücken hatte ich eine Kanüle stecken, durch die irgendeine Flüssigkeit floss. Ich konnte so nicht einmal aus dem Bett heraus. Scheiße. Ich musste doch wissen, was alles passierte.

Unvermittelt blickte ich mich gar nicht weiter im Raum um, sondern warf meine Beine über den Bettrand. Ich musste hier raus. Ich musste ihn suchen. Wo verdammt waren alle bloß hin? Hatte man mich allein gelassen? Waren plötzlich alle aus meinem Leben verschwunden, weil sie dachten, alles wurde besser, wenn ich nicht mit diesen Leuten Zeit verbrachte? Niemand sollte aus meinem Leben verschwinden. Keiner. Außer Simon Martinez, seine Männer und natürlich auch Zac. Suchten sie noch immer nach mir? Egal. Ich musste zu dem Mann, den ich liebte.

Da ich regelrecht ans Bett gefesselt war, blieben mir nur zwei Möglichkeiten. Ich brüllte erneut seinen Namen und dann begann ich das Pflaster abzukratzen, sodass ich die Nadel herausziehen konnte, aber gerade in dem Moment, als ich das wollte, wurde die Tür augenblicklich geöffnet. »Was hast du da vor?«, ranzte es gleich. Man hätte denken können, er steht vor mir. Aber nichts da. Es war nicht der Mensch, den ich sehen wollte. Zumindest nicht in diesem Moment. Da gab es nämlich jemanden, der mir mehr als alles andere bedeutete und das war nun einmal Damian. Ich schluckte schwer, hielt in meiner Bewegung inne und schaute in helle Augen. »Mom? Wo bin ich? Bin ich in L.A.?« Noch mehr begann ich zu zittern, weil ich so geschockt war, dass auf einmal sie in meinem Zimmer stand. 

Sofort rannte meine Mutter zu mir, antwortete mir gar nicht, sondern ergriff meine Hand und machte das Pflaster wieder fest. »Du hast zu viel Flüssigkeit verloren. Das muss erst einmal dranbleiben«, hörte ich sie sagen. »Aber ich muss hier raus. Ich muss zurück. Bitte.« Es war mir egal, dass wir uns Monate nicht gesehen hatten. Ich brauchte Damian. Er war es. Für immer. »Beruhige dich doch. Alles ist gut.« Zart drückte sie mich an ihren Körper, legte ihre Hände auf meinem Rücken und streifte beruhigend darüber, doch es brachte mich nicht runter. Ganz im Gegenteil. »Ich will sofort zu ihm. Auf der Stelle. Lass mich los!«, keifte ich panisch und war komplett außer mir. Was sollte das? Befand ich mich doch wieder in der Nähe meiner Eltern? »Wo ist er?«, raunte ich mit brüchiger Stimme und bekam als Antwort: »Wo ist wer?« Das machte mich erst recht fertig.

Bad Temptation II - BreatheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt