Diese Worte aus McCains Mund zu hören, war komisch. Ich wusste mittlerweile, dass er einer der Menschen war, die sofort auf Konfrontation gingen, aber so... Er sah besorgt aus. Bestimmt, weil Melanie und ich mit im Wagen saßen. Das verstand ich auch, aber das war nicht unbedingt, was ich hören wollte. Denn wären wir nicht dabei gewesen, hätten die Jungs definitiv am Seitenstreifen gehalten und gefragt, was der Mist sollte. Dabei konnte man ihm einfach eine Kugel in den Kopf jagen und da ich nun wusste, wie sehr Martinez ihn hasste, war alles bloß noch komplizierten.
Auf einen Schlag drosch das gesamte bisher Geschehene auf mich ein. Die Bilder, die ich die ganze Zeit immer wieder verdrängte. Die Sorge darin, dass jemanden von uns etwas passieren konnte. Wenn man es so nahm, hatte ich alles ziemlich auf die leichte Schulter genommen. Ich dachte nicht daran, dass das alles passieren würde. Vor allem nicht, wenn wir wieder aus diesem elenden Stadtviertel fuhren. Ich nahm tatsächlich an, dass es vorbei war. Falsch. Das alles war falsch. Nichts war vorbei.
Wenn ich nur erneut daran dachte, dass dieser tote Mann da in meinem Zimmer im Wohnheim lag, wurde mir sofort übel. Unwillkürlich drücke ich deswegen auf den kleinen Knopf an der Seite der Wagentür. Surrend ging die Scheibe nach unten und auf Anhieb erfüllte Frische den Wagen. Damian rutschte augenblicklich neben mich; in die Mitte der Rückbank und fragte: »Alles okay mit dir?« Ich nickte bloß kurz, aber um ehrlich zu sein, war gar nichts in Ordnung. »Mir ist schlecht!«, gab ich schließlich zu. Besorgt huschte sein Blick auf meinen Bauch. Doch daran lag es gar nicht. Es war eher das Problem mit Simon. Selbstverständlich konnte es irgendein anderer Arsch sein der und verfolgte, aber man wusste ja nie.
Damian versuchte mich irgendwie zu beruhigen, indem er mir einen leichten Kuss auf die Lippen hauchte, über meinen Handrücken mit dem Daumen fuhr und sich noch weiter gegen meine Hüfte presste. »Wir kriegen das schon wieder hin. Alles ist okay«, raunte er und streifte mir mit seinen Fingern über meine Wange. Dabei versuchte er mich weiterhin zu besänftigen. Eigentlich war das echt niedlich von ihm, aber auf der anderen Seite brachte das reichlich wenig. Thomas bemerkte ich ebenso im Rückspiegel. Dafür, dass ich stetig nervöser wurde, war es bei ihm anders herum. Er wurde ruhiger und schien komplett mit seinem Kopf woanders zu sein, konzentrierte sich extrem auf das Fahren und schaute stetig umher, ob wenigstens sonst alles soweit in Ordnung war.
Als jedoch plötzlich vor uns ein Wagen auftauchte, wurde nun auch Melanie nervöser. »Kann dieser Trottel uns denn nicht vorbeilassen?« Die Gegenspur war befahren, doch der Fahrer vor uns hatte ein ganz normales Tempo. Bei Thomas, Mel, Damian und mir hingegen, würden irgendwann die Cops auf uns aufmerksam werden, falls welche auftauchten, da wir eindeutig zu schnell unterwegs waren. Unverhofft zog Thomas nach rechts auf Schotter und Wiese; ging trotz alledem nicht vom Gas. Ich quiekte ohne Vorwarnung auf. Melanie ebenso, die sich schnell am Sitz festklammerte. Damian allerdings knurrte bloß genervt auf, riss mich weiter zu sich.
Unvermittelt drehte ich meinen Kopf nach hinten, damit ich sah, ob Aiden uns noch immer folgte. Dass das ein Ablenkungsmanöver war, wusste ich. Leider bemerkte das der fremde Wagen rechtzeitig und fuhr binnen weniger Sekunden ziemlich dicht an der Stoßstange von Tompson weiter. Nur einen Moment darauf entdeckte ich auch schon wieder Aiden, der nicht von uns abließ. So war das allerdings bescheuert. Das konnte doch nicht gut gehen. Entweder wusste derjenige nicht, wer sich in den Autos von uns befand oder es waren genug in dem anderem hinter uns. Es war schwer zu erkennen. Leider schien der jetzige Weg nun extrem uneben zu werden. Die Straße, die wir sonst hätten befahren müssen, befand sich links von uns und dazwischen tauchten einige Bäume auf. Das machte mich noch irrer. Wie sollten wir wieder dorthin kommen?
»Kannst du nicht wieder auf die Straße?«, fragte ich beunruhigend. »Da komm ich mir irgendwie sicherer vor, als in diesem Gestrüpp« und meine Stimme zitterte durch die Schlaglöcher. »Ich hatte eigentlich vor ihn abzuhängen, aber das ist ja nach hinten losgegangen«, gab Smith zurück. »Aber das wird schon. Ich habe so was schon öfter mitgemacht. Also beruhige dich.« Nichtsdestotrotz ging das nicht, denn etwas anderes fiel mir auf und ich zeigte auf die andere befahrene Straße. »Soll mich das etwa beruhigen?« Dort raste nämlich neuerdings ein Auto, was genau so schnell fuhr, wie wir. Es hielt mit uns Schritt, wenn man das so sagen konnte. Und das absichtlich. Dabei wusste ich, dass Thomas irgendwann wieder auf die richtige Spur musste, aber so schaffte er das niemals.
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Bad Temptation II - Breathe
RomanceDamian McCain hat Jasmin fortgeschickt. Trotz alledem lässt sie das nicht zu. Stur versucht sie ihm weiterhin die Stirn zu bieten und hofft darauf sein kaltes Herz zu erweichen. Was aber, wenn es ein Fehler war zurückzukommen? Immerhin vergisst sie...