Kapitel 27

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Nach meinen Worten war sein Gesichtsausdruck überhaupt nicht zu deuten. Erst sah es aus, als freute er sich sogar darüber und dann auf einmal fühlte es sich an, als verzweifelte er regelrecht daran, weil ich ihm meine Gefühle gestand. Selbstverständlich beobachtete ich Damians Reaktion die ganze Zeit. Ich muss wissen woran ich bin. Ob das alles sinnlos ist oder doch nicht. Außerdem waren es keine nichtigen Worte, die ich ihm an den Kopf warf. Ich gestand Damian meine Gefühle. Dann musste dabei schon etwas mehr herauskommen, als diese elende aufkeimende Stille zwischen uns. Ich hoffte so sehr, er machte den Mund auf und ich wartete und wartete.

Als Damian endlich seine Stimme wiederfand, begann er leise: »Jasmin. Ich... Wir müssen zu Hause darüber reden. Das ist alles nicht so leicht, wie du dir das vorstellst. Und ich will auch, dass du so schnell wie möglich von diesem Ort verschwindest.« Das war natürlich nicht das, was ich hören wollte und als er sich mit verschwitztem Körper von mir wegdrehte und Thomas zu sich rief, riss ich ihn ohne Unterlass wieder zu mir herum. »Vergiss es. Er wird mich hier nicht wegkriegen.« Dieses Mal war ich an der Reihe.

»Was soll der Scheiß?«, keifte mich plötzlich McCain lautstark an und stieß mich leicht nach hinten in eine dunklere Ecke. Seine enorme Größe kesselte mich urplötzlich ein und unwillkürlich legte ich die Arme um meinen Oberkörper, auch wenn mir klar war, dass er mir nichts tun würde. Leider war er schon wieder auf Hundertachtzig und das von Null. Er war verdammt schwer einzuschätzen. Damian halt. Ziemlich schnell bemerkte er jedoch, dass er erneut, wie so oft, zu weit ging und langsam spürte man klar und deutlich: Er wollte sich tatsächlich mir gegenüber ändern, auch wenn er hin und wieder in dieses alte Muster fiel. Hinzukommend kannte man es bei ihm nicht anders. Ich konnte am Anfang nicht sonst was erwarten. Aber ich wollte eines: Eine Antwort.

Ich wusste, dass er für mich Gefühle hegte und die sollte er mir gegenüber auch zeigen. Ich brauchte das. Schon in dieser verwirrten Situation hatte ich doch sonst niemanden. Klar konnte ich zu Melanie gehen, aber ich brauchte auch ihn. Immerhin sollte ich nun nicht mehr nur an mich denken. Wir sollten es nicht mehr. »Du verstehst das nicht, oder?«, brummte er und legte die Hand neben meinem Kopf und somit gegen den rauen Putz. »Was glaubst du, warum ich dich nicht hier haben will? Martinez ist oft an diesem Ort. Auch sein kleiner Bruder. Du kannst hier nicht herumspazieren, wie du Bock hast. Das ist viel zu gefährlich für dich. Das heißt nicht, dass ich dich loswerden will, aber dass hier...« und er machte kurz eine weitreichende Geste, indem er seinen linken Arm ausbreitete. »Das ist nicht der passende Ort für dich. Erst recht nicht, weil die Sache mit Simon noch nicht geklärt ist. Du bringst dich bewusst in Gefahr. Ich kann nicht mal etwas dagegen machen, da du nicht auf mich hörst. Das macht mich wahnsinnig. Verstehst du das?«

Das hätte man sogar fast als Liebesgeständnis abtun können; mit so viel Inbrunst, wie er diese Worte aussprach. Aber auch das wollte ich nicht hören. Zwar war es schön zu wissen, dass er sich Sorgen machte, wenn ich hier auftauchte, doch das änderte nichts daran, dass ich mir ebenso welche um ihn machte. Und da hatte ich allen Grund dazu. »Dann weißt du ja, wie ich mich fühle, wenn du hier bist«, versuchte ich mich gleich zu rechtfertigen. »Das ist doch nicht dasselbe. Ich kann mich bestimmt besser wehren, wie du dich. Außerdem wird Martinez etwas suchen um mich zu verletzen und das wird er mit dir tun. Er wird... Shit. Ich will gar nicht daran denken, wenn er dich in die Finger bekommt. Deswegen musst du so schnell wie möglich hier raus.« An das dachte ich jedoch nicht. Es war lediglich Damian der in meinem Kopf war.

»Aber was ist denn mit dir?«, zitterte meine Lippe, als er mich wieder aus der Ecke zog und mich am Arm zu Mel und Thomas schleifte, die etwas weiter abseitsstanden. Sofort wurden die Augen meiner Freundin schmal, als sie erblickte, wie mich Damian am Wickel hatte, aber er verletzte mich nicht, sondern versuchte mir überhaupt nichts anzutun. Zumindest war der Griff extrem locker, auch wenn es vielleicht anders aussah. Dann stellte er mich neben seinem Kumpel ab und winkte Aiden zu uns, der sich mit irgendeiner halbnackten Frau unterhielt. Dieser kam augenblicklich zu uns geeilt. »Du hast sie hier angeschleppt, du wirst sie auch wieder zurückbringen und das sofort. Mach schon«, forderte er.

Bad Temptation II - BreatheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt