Kapitel 10

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Ich wusste nicht was es war. War es der Grund, dass man immer sagte, Frauen würden auf Ärsche stehen? Oder lag es daran, dass er etwas Düsteres und Unberechenbares an sich hatte? Zumindest zog mich etwas zu ihm hin. Eigentlich wollte ich bloß jemanden, der mir das Gefühl gab, wichtig zu sein. Einer, der mich liebte. Natürlich war das nun mal bei Damian McCain nicht der Fall, auch wenn er etwas für mich empfand. Vielleicht musste ich ihm etwas Zeit lassen und er konnte sich somit an mich gewöhnen. Immerhin hatte er nicht gerade wenig durchgemacht. Aber ich durfte ihm genauso wenig zeigen, dass er alles mit mir machen durfte.

Nichtsdestotrotz kam ich mir in diesem Augenblick vor, als würde ich sterben, wenn ich ihm nicht nahe sein konnte. Nachdem mehr zwischen uns lief, war dieses Gefühl fast unerträglich. Ich vermisste ihn, wenn er sich nicht in meiner Nähe befand und nicht nur das. Sogar seine Launen fehlten mir dann schon etwas. Selbstverständlich bemerkte er meinen Gesichtsausdruck auf der Stelle und ich wusste: Er beobachtete mich öfter, wie ich annahm. Wusste er, dass ich viel mehr von ihm erwartete? Dass ich mit ihm zusammen sein musste?

»Küss mich!«, flüsterte ich und dachte erst mich selbst verhört zu haben, da diese kleinen Worte meine Lippen verließen. Ich dachte natürlich nicht darüber nach, doch um ehrlich zu sein, wusste ich in diesem Moment, dass er mich definitiv nicht von sich stieß. Damian biss sich lediglich auf die Lippe und fixierte dabei meine. Binnen weniger Sekunden schluckte er auch schon schwer, rutschte so weit in meine Richtung, wie es ging und sodass er sich nur wenige Zentimeter neben mir befand; sich unsere Schenkel berührten. Zu meinen Worten sagte er nichts, sondern streifte mir lediglich eine blonde Strähne hinters Ohr.

»Du solltest duschen gehen!«, raunte er leise. »Ist das jetzt die Art zu sagen, dass ich stinke?«, antwortete ich perplex, doch er lachte nur. Ja er lachte. Das kehlig und wirklich schön. Es war viel zu selten und ließ mich innehalten. »Das heißt es nicht, aber ich finde, dass du dich richtig fertigmachen solltest und ich werde dir dabei helfen.« Ich hob verblüfft eine Braue in die Höhe und suchte etwas in seinem Gesicht, was mich irgendwie vom Gegenteil überzeugte. »Du willst mir helfen?«, fragte ich leicht verwirrt.

»Ja. Sieht ganz so aus. Ich biete dir das nur einmal an. Ich bettle niemanden. Also?« Freilich nickte ich eilig, ohne wirklich darüber nachzudenken. Allein konnte ich es nicht schaffen. Zumindest das mit dem Stehen bekam ich noch nicht lange genug hin. Wanne war auch erst mal tabu. Außerdem wusste keiner, wie lange ich mich überhaupt auf den Beinen halten konnte. Aber was hatte er vor? Wollte er mich etwa waschen? Das war mir schon etwas unangenehm, aber wer sollte mir sonst helfen? Melanie würde ich auf keinen Fall fragen. Wir verstanden uns zwar gut, aber das wäre zu viel. Nun ja. Eigentlich würde ich es mir von niemandem machen lassen... Ich wollte nicht schwach wirken und so kam ich mir echt in diesem Moment vor.

Ich fühlte mich nicht nur unwohl, sondern war auch noch dreckig. »Okay!«, flüsterte ich und Damian stand eilig auf. Er streckte mir seine Hand hin, die ich zugleich ergriff. »Das muss dir nicht blöd sein!«, sagte er prompt und riss mich leicht nach oben, sodass ich gegen seine Brust stieß. Meine Hände legte ich automatisch auf seinen Oberkörper. Darunter spürte ich klar und deutlich einen kräftigen Herzschlag. Er schien mir etwas zu schnell und ich hoffte, es lag an der Nähe zwischen uns beiden. Unverhofft beugte sich Damian mit seinem Kopf weiter nach unten, sodass er binnen weniger Minuten mit den Lippen regelrecht an meinem Ohr klebte. »Außerdem fasse ich dich gern an.« Dieser Satz ließ mich erschaudern und eine Gänsehaut wanderte über meinen Körper.

Ich wollte zu ein paar Worten ansetzen, aber diese blieben mir im Halse stecken. Es war schwer einen klaren Gedanken zu fassen und ich war mir sicher, dass er das auch wusste. Er nutzte es aus und sein muskulöser Körper drückte mich fester an sich. Diese Nähe tat gut. Ich fühlte mich sicher und wohl, wenn er so zu mir war und erst recht, wenn er sich um mich kümmern wollte. Er tat es von sich aus. Immerhin hätte er auch Melanie vorschlagen können, doch das kam ihm gar nicht in den Sinn. Als ich dann doch all meinen Mut zusammennahm, um wenigstens ein Wort zu sagen, riss er mich unvermittelt weiter nach oben, sodass ich wie ein Baby in seinen Armen lag.

Bad Temptation II - BreatheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt