Kapitel 20

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Bereitwillig nahm ich wiederholt die Beine in die Hand und konnte froh darüber sein, dass er es nicht packte richtig auf den Füßen zu bleiben. Irgendwie wurde das langsam zur Gewohnheit, dass ich diesem Mann hinterherrammeln musste. »Damian!«, knurrte ich nun, als er sich in den Flur aufmachte und seine Lederjacke ergriff. Will er raus oder was? »Was soll denn das jetzt werden? Damian... Bleib verdammt noch mal endlich stehen!« und ich versuchte ihn am Arm festzuhalten. Nichtsdestotrotz schüttelte er ihn immer wieder ab und setzte sich kurz darauf auch schon in seinen Wagen.

Da ich selbstverständlich versuchte sofort dort mit hineinzukommen, es aber nicht schaffte, weil er die Türen von inne verriegelte, kullerten nun Tränen über meine Wangen. Ich konnte sie leider nicht aufhalten. Am liebsten hätte ich geschrien und wie ein Baby geheult. Das alles zusammen... Weil er mit seiner Aktion mal wieder mein Herz mit Füßen trat. Was, wenn er irgendwelche Dummheiten machte? Ihm ging es scheiße. Er war verletzt und gehörte definitiv ins Bett. Dieses Benehmen war echt bescheuert und ich verteufelte Aiden dafür, dass er so einen Stuss, noch gerade eben, von sich gab. »Mach die Tür auf, oder...«

Ich hetzte um das Auto herum und stellte mich genau vor die Motorhaube. »Ich lass dich nicht weg. Vorher musst du mich schon umfahren«, brüllte ich nun, als der Motor aufheulte und er mir somit zeigen wollte, dass ich endlich verschwinden sollte. »Vergiss es!«, knurrte ich, schüttelte mit dem Kopf und legte die Hände auf den dunklen Lack. Freilich blieb das ganze Chaos nicht wirklich unbemerkt und nun stürmte auch noch Tompson nach draußen. Erst ging ich davon aus, dass er mir half. Immerhin sah McCain aus, als fiel er jeden Moment in Ohnmacht, aber nein. Er wollte mich tatsächlich von dem Wagen wegbekommen und versuchte mich zu ergreifen.

Trotz dessen ließ ich mir das nicht gefallen. »Lass mich sofort los«, kreischte ich ihn an und holte mit voller Wucht aus. Nicht alles ließ ich mir gefallen und ich gab keinen von beiden die Genugtuung, dass Damian abhaute. Das war falsch. Eindeutig. Es konnte sonst was dabei passieren. Meine Stimme wurde immer lauter; Tompson, der sich die Wange rieb und Damian, der noch immer den Motor aufheulen ließ. Als dann auch noch Melone nach draußen hetzte, wusste ich, dass ich keine Chance hatte.

Das kann ja wohl nicht wahr sein. Warum waren nur alle gegen mich? Was hatte ich denn bloß getan? Ich wollte Damian helfen, konnte ihn nicht gehen lassen, wenn er kurz davor stand zusammenzubrechen. Er war auch nur ein Mensch und auch seine Kraft war irgendwann aufgebraucht. Sicherlich war er zäh und musste schon Einiges einstecken, aber das ging eindeutig zu weit. Da ich jedoch Angst vor Jacob hatte, versuchte ich mir diese nicht anmerken zu lassen. Er ging definitiv nicht gerade zimperlich mit mir um, wenn er mich von der Stelle schleifen würde. Ließ das Damian zu oder stellte er sich dann erneut zwischen mir und seinem Freund, wie schon einmal?

Mein Körper fing augenblicklich zu zittern an, als dieses breite Tier weiter auf uns zu stürmte und er sah nicht gerade aus, als wenn er gleich mit mir Pizza essen wollte. Schnell suchte ich McCains Blick durch die Scheibe und fing diesen verzweifelt ein. »Tu es für mich. Geh nicht!«, flüsterte ich und wusste, dass er mich verstand. Frustriert ließ er deswegen seine Stirn auf das schwarze Lenkrad fallen und umklammerte es so hart, dass seine Fingerknöchel weiß hervortraten. Als dieser komische Typ dann auch schon vor mir auftauchte, sah er erst mich an. Es war eigenartig. Der düstere Blick ging bis tief in meine Seele, doch er wandte sich zugleich ab, klopfte gegen die Fensterscheibe, sodass Damian zusammenzuckte und zeigte auf die Tür.

Dass er sie mit einem Zögern doch öffnete, nahm ich erst gar nicht an, aber es beruhigte mich auch nicht wirklich. Würde er mit ihm bloß die Plätze tauschen und McCain wegbringen, weil er das wollte? Bestimmt. Meistens tanzte ja jeder nach Damians Pfeife. Außerdem konnte ich die Situation nicht einschätzen. Aiden hingegen lief ein paar Schritte um mich herum; mit einem ordentlichen Abstand zu mir und stellte sich hinter Melone. Was passiert jetzt? Brachten sie mich anderweitig von Damian weg? Fragten sie ihn sogar noch, was sie mit mir tun sollten? Ich wusste es nicht, aber ich wollte auch nicht wieder eingesperrt werden und allein dahinvegetieren.

Bad Temptation II - BreatheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt