Kapitel 35

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Damian

»Geht das nicht etwas schneller?«, keifte ich Melone an, der auf seinem Laptop herumtippte. Zwar schnellten seine Finger über die Tastatur, aber jede verdammte Minute war kostbar, weil ich nicht wusste, was dieses Schwein Simon Martinez mit Jasmin anstellte. Kapierte das denn keiner hier? Ich drehte fast durch. Nein. Falsch. Ich drehte nicht fast durch. Ich war am Durchdrehen. Eindeutig. »Ich mache ja schon, verdammte Kacke. Ich beeile mich. Ich versuche es schon die ganze Fahrt über. Es ist schwerer wie gedacht, da du mit ihr nur ein paar Sekunden gesprochen hast. Es tut mir ja leid, aber ich kann nicht zaubern«, brummte er murrend zurück. Er war ebenso ziemlich angespannt. Das sah ich daran, wie fest sein Kiefer mahlte.

»Ich denke du kriegst alles hin.« Ich wollte mich nicht in Geduld üben. Die Zeit war kostbar. In diesem Moment erst recht. Er konnte ihr alles antun. Sie sogar töten. »Ja, aber das dauert auch etwas Zeit. Du weißt doch selber, dass das nicht so schnell geht, wie du das jetzt willst. Ich strenge mich doch schon an und versuche ihren Standort herauszukriegen, aber auch ich habe nur das was vor mir liegt!« und er zeigte auf den Laptop auf seinem Schoß.

»Die habe ich aber nicht. Ich habe keine Zeit, meine Fresse!«, brüllte ich lautstark. Meine Stimme bretterte durch den Innenraum des Wagens. Jeder versteifte sich auf Anhieb. Auch Melone, der nun noch verbissener wirkte. »Also sieh zu, dass es schneller geht, sonst poliere ich dir deine Fresse.« Ich war außer mir. Nicht nur am Platzen, sondern drehte komplett durch. Da ignorierte ich auch den starken Schmerz in meinem Schädel, der von dem Unfall herrührte. Dass sich meine Jungs um die Autos von uns kümmerten war klar. Der Wagen von Thomas waren definitiv Schott. Durch den Aufprall war die komplette Schürzte im Arsch und bis zur Hälfte der Motorhaube eingedrückt.

Wenn ich nur daran dachte, wie sich Jasmin in diesem Moment gefühlt haben muss... Zum Glück war sie angeschnallt. Ihr war nichts weiter passiert, aber was war nun? Ich hoffte nicht nur, dass sie unversehrt war, sondern es ebenso dem Kind gut ging. Schon der Gedanke daran, machte mich fertig. Auch, wenn ich am Anfang nicht gerade erpicht darauf war, dass Jasmin in einigen Monaten ein Kind von mir erwartete, brachte es mich trotz dessen fast um. Was, wenn Simon das erfuhr? Wenn nicht... dann tat er ihr weh. Wenn er wusste, dass es so ist... genauso.

Er verschonte niemanden und genau das war auch das Problem an der ganzen Sache. Hätte er mich nur erpresst und etwas gefordert, auch mich, wäre das etwas ganz anderes gewesen. Ich wäre sofort freiwillig zu ihm gekommen. Hauptsache Jasmin geschah nichts. Aber so... Er wollte mir weh tun. Das tat er nur, wenn er sie verletzte. Wie sollte ich das aber verhindern, wenn ich nicht einmal wusste, wo die beiden steckten? Und dann war da auch noch Zac. Ich hatte ihn genau erkannt. Dass sein Bruder nicht weit sein konnte war klar. Scheiße. 

Die wirren Gedanken brachten mich um den Verstand. Ich konnte nicht mehr klar denken, konnte nichts machen. Dabei ging das sonst immer. Immer. Verdammt. Und nun? »Wir kriegen das schon wieder hin«, spürte ich Thomas' Finger aufmunternd auf meiner Schulter. Er meinte es bloß gut, aber darauf konnte ich scheißen. Es machte nichts besser. Überhaupt nichts. Nicht in diesen Moment. »Wie soll denn alles gut werden? Fuck!«, knurrte ich und klammerte mich an dem Polster der Rückbank unseres VANs fest. Smith saß neben mir. Genau vor mir tippte Melone noch immer auf seinem Laptop herum. Dass er nicht nur diesen brauchte zeigte den kompletten Innenraum. Überall Kabel. Aber genau das ging mir komplett am Arsch vorbei. Sonst regte mich diese Unordnung ständig auf, aber nun wollte ich einfach bloß, dass wir endlich so schnell wie möglich zu Jasmin kamen.

Plötzlich spürte ich unverhofft ein Vibrieren an meinem Arsch. Es war mein Handy, was ich augenblicklich wie ein Irrer aus der Tasche zog. Ich hoffte inständig, dass es vielleicht doch die Frau war, die mir so viel bedeutete. Immerhin brach der Anruf kurz zuvor ab und ich konnte nur noch einen Augenblick die Stimme von Martinez hören. Aber es kam anders als gedacht, denn da stand nicht ihr Name auf meinem Display, sondern »Unbekannt«. Ich ahmte Schlimmes und wer das sein würde. Ich war ja nicht bekloppt und auch er hatte seine Männer, die Handynummern herausbekamen.

Bad Temptation II - BreatheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt