Kapitel 18

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Erst verspürte ich den Drang, nach seinen Worten, etwas zu sagen, aber verkniff es mir dann doch. Ich wusste ja nicht einmal was genau ich von mir geben sollte, ohne dass man mich als Troddel hingestellt hätte. Dass es mich jedoch extrem traf, ihn so vor mir zu haben, zeigte mir mal wieder, dass ich wahrscheinlich viel zu viel für ihn empfand. Die ganzen Tage ging er mir gekonnt aus dem Weg. Dabei wurde die Sehnsucht stetig größer. Ich wollte ihn spüren. Ihn anfassen. Einfach nur wissen, dass er da war.

Sofort verwurzelten meine Beine mit den Stufen und meine nackten Füße ließen sich erst überhaupt nicht bewegen. In Damians Augen erkannte ich aber, dass er nicht nur überrascht war mich zu sehen, sondern auch, er fast erleichtert zu sein schien, dass es mir körperlich besser ging. Aber schnell verwandelte sich die Mimik in einen starren Eisklotz. Er versuchte seine Gefühle nicht nach außen zu bringen, versteckte sie wie immer gekonnt, doch er würde mich nicht täuschen. Ich wusste, dass er das Gleiche empfand, zumindest etwas ähnliches, und er musste es früher oder später zugeben. Irgendwann kam der Punkt, denn wenn es nach mir ging, wurden die Gefühle nicht weniger und ich erkannte auch regelrecht die Sehnsucht in seinen Augen nach mir.

Nur einen Moment, trotz alledem reichte, um mich nicht abwimmeln zu lassen. Zu allem sah er auch noch echt übel aus. Thomas stützte ihn und mit der rechten Hand hielt McCain sich den Unterbauch. Sein hübsches Gesicht war total angeschwollen und ich hasste es, dass er so eine Scheiße machte. Auf Anhieb dachte ich an die Worte seiner Schwester und dass ich ihm vom Kämpfen abhalten sollte. Trotzdem schaffte ich es nicht, wenn er mich mit aller Macht versuchte von sich fernzuhalten. Womöglich musste man ihn einzusperren. Genauso, wie er es schon einmal mit mir tat. Das wäre besser so. Dann konnte er diese Scheiße auch nicht mehr machen.

Ich probierte den Kloß in meiner Kehle, der mich zu ersticke drohte, herunterzuschlucken, was ich nicht annähernd schaffte. »Verschwinde!«, murrte er und wollte somit einlenken, indem er einen Grund suchte im Erdgeschoss zu bleiben, um womöglich in die Küche zu gehen, aber da hatte er sich geschnitten. »Nein!«, sprach ich stark und mit lauter Stimme. Mel sah mich prompt interessiert an. Sie wusste die ganze Zeit, dass ich nicht die Finger von ihm lassen konnte und auch wenn sie nicht wirklich einverstanden war, musste sie einsehen, dass sie keine Chance hatte mich von McCain fernzuhalten. Niemand hatte es. Auch nicht er. Das konnte er sich gleich abschminken.

Damian seufzte zugleich auf, wohingegen Thomas mich mit einer hochgezogenen Braue musterte und leicht mit dem Kopf schüttelte. Er hoffte somit, dass ich wieder nach oben verschwand. Allerdings sprach ich kalt: »Lasst uns allein!«, doch Damian mischte sich unvermittelt ein. »Geh wieder nach oben. Wenn du nicht das tust, was ich dir sage, dann wird sich jemand anderes darum kümmern, dass du wieder in dein Zimmer kommst.« Seine derzeitige Art mit mir umzugehen, brachte mich auf die Palme. Was bildete er sich eigentlich ein? »Ich lass mir nicht drohen. Vergiss es!«, fluchte ich und steuerte nun doch zur letzten Stufen nach unten. Er würde mich nicht losbekommen. Konnte er nicht wenigstens ein einziges Mal über seinen Schatten springen? Die letzten Tage, an denen wir uns sahen, gab er mir das Gefühl, dass er langsam aber sicher seine Mauer doch fallen ließ. Nun musste ich wieder von vorn anfangen. Aber auch, wenn ich manchmal daran verzweifelte, wusste ich, dass er es wert war. 

Ich konnte nicht anders. Womöglich war das irre, aber es brachte mich nicht davon ab bei ihm sein zu wollen. Eilig traten meine nackten Füße auf den Boden. Nun war ich nur noch wenige Schritte von ihm entfernt und ich spürte augenblicklich, wie sein Körper begann zu zittern. Trotz, dass er verwundet war, verkrampfte er sich, um sich nichts anmerken zu lassen, aber vergeblich. Er schaffte es nicht. »Bitte!«, flehte ich nun und sein Gesichtsausdruck wurde wehleidig. Seine blauen Augen sahen mich schon fast verzweifelt an, als ich noch weiter zu ihm schritt und prompt vor ihm zum Stehen kam. Melanie ging sofort einen Meter zur Seite und zupfte an Thomas herum, der sie verwirrt anschaute. 

Bad Temptation II - BreatheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt