Kapitel 31

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Um ehrlich zu sein, war da noch immer dieses Bild, was ich zuvor vor Augen hatte. Bäume. Mehr nicht. Da gab es keine Erinnerungen an die vergangenen Tage, auch nicht an die Jahre. Weder die schlechten, noch die guten Zeiten. Nur Bäume. Ich nahm immer an, dass vor dem gedachten Ende, alles wie ein Film der Vergangenheit ablief. Nein. Das war es nicht. Ich realisierte es gar nicht wirklich, sondern starrte nur mit weit aufgerissenen Lidern auf die breiten Stämme, die mir entgegenkamen. Und dann kam der Knall. So hart, dass ich von Glück reden konnte, dass Damian mich anschnallte. Trotz alledem donnerte ich mit der Schläfe gegen die Tür und sank für ein paar wenige Sekunden in Schwärze.

Da mein Körper aber auf alles vorbereitet war; zumindest wusste, dass wir auf der Stelle verschwinden mussten, riss ich auch schon wieder nach weniger Zeit die Lider nach oben und blickte mich panisch um. Es dauerte einen Moment bis mein Hirn begann zu denken. Sofort fiel mir McCain ein. Er war nämlich nicht angeschnallt. Shit. Wimmernd versuchte ich in der Dunkelheit etwas zu erkennen, da unser Auto so im Arsch war, dass sogar das Licht ausfiel. Dabei ignorierte ich alles andere um mich herum. »Damian?«, flüsterte ich und versuchte etwas zu sehen. Prompt sah ich seine Umrisse. Er lag zwischen dem Sitz von Thomas und der Rückbank. Der Kopf lehnte gegen seine Tür und er antwortete mir nicht. Das machte mich noch nervöser und ich rüttelte leicht an ihm herum, nachdem ich mich abschnallte. Doch auch da drang nichts aus seinem Mund. Er war bewusstlos. 

Verstört schaute ich nach vorn zu den anderen beiden. Thomas keuchte auf und raunte: »Geht es euch gut?« Ich verstand ihn fast gar nicht, weil der Schock in mir nagte. »Ob es uns gut geht?«, maulte Melanie schlagartig übelst aufgeregt und drehte sich schnell zu mir herum. Ich nickte ihr stumm zu und zeigte auf Damian, der mit einer extremen Wucht gegen den Rahmen geflogen sein musste und Smith fluchte: »Fuck. Sei nicht so laut.« Kurz darauf ertönte ein Zischen und die Motorhaube fing zu rauchen an. »Ich glaube wir sollten schnell aus dem Wagen. Los kommt!«, gab ich neben der Spur von mir und versuchte die Tür aufzubekommen. Da aber der Rahmen komplett verzogen war, schaffte ich es nicht bei dieser und auch nicht bei der anderen hinten. Zum Glück war wenigstens mein Fenster noch immer unten. Dort würde ich herauskommen.

Augenblicklich hielt ich mir meine pochende Schläfe, richtete mich weiter auf und versuchte durch die Öffnung nach draußen zu gelangen, was schließlich klappte. Dann ergriff ich den Türöffner und zog fest daran. Entweder lag es daran, dass man in solchen Situationen extreme Kraft entwickelte, oder es war Glück, dass ich sie doch fluchend aufbekam. Im Anschluss kroch ich erneut in den Innenraum und versuchte Damian über die Rückbank zu ziehen. Ich konnte ihn ja nicht liegenlassen. Außerdem mussten wir weg. Und bis Thomas oder Melanie mir helfen konnten, musste ich Vorarbeit leisten. Jedoch war er schwerer als gedacht. Ich wusste gar nicht, dass Muskeln so viel wogen.

Schnaufend zischte ich: »Verdammt. Mache die Augen auf! Hörst du?« und dabei schlug ich McCain gegen die Wange. Er musste mir helfen. Außerdem, wie sollten wir weglaufe, wenn er pennte? Wenigstens atmete er noch, sonst wäre ich komplett durchgedreht. Trotz alledem änderte das an der Situation auch nicht wirklich etwas. Die Panik stand mir regelrecht ins Gesicht geschrieben. »Thomas...«, rief ich nun. »Du musst mir helfen. Ich krieg ihn nicht raus.« Ich schaffte das wirklich nicht; auch wenn ich mir verdammt viel Mühe gab.

Sofort wurden meine Augen feucht. Lag es daran, dass ich mit allem im Moment überfordert war, oder nicht schwach sein wollte? Mein Tränenschleier versperrte mir die Sicht zunehmend und ließ mich schluchzen. Scheiße. Wieso war alles bloß so bescheuert? Weswegen waren wir nicht im Haus geblieben? Dann hätten wir das niemals erlebt, wären in Sicherheit. »Warte ich komm rum!«, hörte ich und wie sich zugleich klickend die Wagentür auf Anhieb öffnete; wobei ich mich langsam aus meiner Starre löste und prompt an Aiden, der noch zuvor hinter uns fuhr, dachte. Wo steckte er? Sah er den Unfall denn nicht? Ich hatte keine Ahnung, aber das musste erst einmal warten. Wir mussten Damian aus dem Auto kriegen und danach würden wir Aiden suchen. Hinzukommend gab es noch die Leute, die uns verfolgten.

Bad Temptation II - BreatheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt