Kapitel 32

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Das alles war nicht richtig. Ich sollte nicht in diesem Auto sitzen. Nicht bei diesen Typen. Jeder in meiner Situation hätte gewusst, dass ich mein Fett noch wegbekam. Simons Blick huschte zu seinem Bruder, der neben mir gluckste. Dieser hörte nun auf mit seinem fiesen Lachen und schaute mich schließlich ebenso eindringlich an. »An deiner Stelle hätte ich lieber den Mund gehalten. Du machst alles bloß noch schlimmer.« Seine Stimme war nun gesenkter, sodass nur ich es hören konnte, aber ob er das wirklich machte, um mir somit helfen zu wollen; war eher fraglich.

Kurz schüttelte es mich, weil mir die Wärme seines Atems über meine Haut kroch. Außerdem fror ich wie verrückt. Meine Jacke war ja noch immer bei Damian. Wenn ich nur an ihn dachte, traten mir Tränen in die Augen. Ich konnte ihm nach dem Unfall nicht einmal richtig helfen und nun auch noch das. Verdammt. Wir hatten uns einigermaßen wieder zusammengerauft, auch wenn wir uns schon wieder auf dem Rückweg etwas zofften, doch irgendwie war das bei uns eh normal. Man kannte es nicht anders, und würde sich das komplett ändern, wäre es sicherlich viel zu langweilig. Ich wollte so gern in diesem Moment in seinen Armen liegen. Das alles so extrem schnell anders kommen konnte, machte mir Angst. Beim Arzt war ich ebenso noch nicht gewesen, dabei war das wichtig. Dass ich nun schwanger war, wussten sicherlich mittlerweile auch die anderen in McCains Nähe, aber es gehörte mehr dazu. 

Außerdem wollte ich wissen, ob alles in Ordnung war. Gerade jetzt. Und was passiert? Shit. Es wurde immer schlimmer. Kam ich denn überhaupt jemals zur Ruhe. Hart kaute ich auf meiner Unterlippe herum und starrte nach draußen. Erkennen konnte ich nicht viel. Die Scheiben waren hinten verdunkelt und da es mittlerweile weit nach Mitternacht sein musste, konnte ich sowieso nur einzelne Laternen und Lichter von fremden Autos ausmachen. Ich hatte auch keine Ahnung wo wir hinfuhren, geschweige denn uns befanden. Wie frustrierend. Nun wollte ich aber auch nicht wieder meine Klappe allzu weit aufreißen, weil ich mir wirklich Gedanken darüber machte, ob es schlimmer kommen konnte, wie in diesem Augenblick. Immerhin war das kein Kavaliersdelikt, was die da mit mir machten. Es war eine Entführung.

Was, wenn es noch unangenehmer wurde? Was, wenn mir wirklich etwas Schlimmes passierte? Zwar hoffte ich stetig, dass ich womöglich einen Vorteil hatte, weil ich kein Typ war, doch Damian hatte mich nicht umsonst vor Simon gewarnt und ferngehalten. Grundlos tat das niemand. Erst recht nicht McCain. Dieser Mann, in den ich mich verliebte, war nicht ohne, und wenn auch er Respekt vor einem Menschen hatte, sonst bei keinem; dann war das auch berechtigt. Aktuell saß ich in der Klemme. Damian ist sonst wo, oder was weiß ich... Und ich ganz allein. Sollte ich nicht einfach fragen? Würde man mich dann verletzen? Kein Plan. Das alles war so verwirrend. 

Ich zitterte leidlich auf, als Simon das Fenster noch weiter nach unten machte und ich einen extremen Luftzug spürte. Der eisige Nachtwind preschte mir mitten ins Gesicht und meine blonden Haare wirbelten herum. Unwillkürlich umschlang ich mich selbst und verfluchte Melanie dafür, dass sie meine Klamotten zu sehr zerschnitt. Prompt kühlte meine Haut noch mehr aus. Dass er es nicht nur tat, um seine Kippe aus dem Fenster zu schnipsen, sondern auch wusste, dass ich so schon vor Kälte zitterte; war mir mehr als bewusst.

Zac neben mir hob die Braue. Da auch er nicht viel anhatte, sondern bloß ein Shirt und eine normale Jeanshose, sagte er ziemlich schnell: »Kannst du mal das Brett zu machen? Das ist arschkalt.« Ich war schon fast erleichtert darüber, dass ich nichts dazu sagen musste, aber es kam anders wie erwartet, denn Simon griff nach vorn und schien in einem Rucksack herumzuwühlen. Schließlich schnappte er sich einen schwarzen Pullover und schmiss diesen nach hinten. »Zieh den an. Wir wollen ja nicht, dass der Kleine friert« und seine Augen wanderten belustigt zu mir. »Da es dich ja so sehr interessiert, wie sich McCains Gesindel gefühlt hat, beginnen wir schon mal damit, dass wir dich nicht wie ein rohes Ei behandeln. Dann kannst du dich schon mal daran gewöhnen, was dir noch so alles blüht.«

Bad Temptation II - BreatheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt