Kapitel 22

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Stickige Luft machte sich in meinem Zimmer breit und da ich bemerkte, wie die Tür von Damian auf und wieder zu ging, beschloss ich kurz zu lüften. Die wenigen Tage, wo ich ihn nicht sah, kamen mir wie eine halbe Ewigkeit vor. Es war schlimmer, wie gedacht und ständig, wenn er vor meiner Tür stand, war ich auf dem Weg dorthin, um diese zu öffnen. Er hatte sich oft entschuldigt, was eigentlich nicht zu seiner Art passte, aber mich auch zuvor extrem verletzt. Wusste er, was er da sagte? Er wollte mich nicht. Das war ein regelrechter Schlag ins Gesicht gewesen. Gerade nachdem das alles zwischen uns passierte. Nun würde ich ihn spüren lassen, wie es war, wenn er mich nicht bekam, denn am Arsch ging es ihm eindeutig nicht wirklich vorbei.

Frustriert zog ich die Gardine beiseite und öffnete die Balkontür ein großes Stück. Schließlich drehte ich mich herum und überlegte, was ich eigentlich tun sollte. Die ganze Zeit in diesem Zimmer zu hocken machte mich verrückt. Vor lauter Langeweile las ich schon eines meiner Collegebücher zum hundertsten Male durch. Ich konnte es fast in und auswendig. Nun brauchte ich eine andere Beschäftigung. Aber was?

Nun stand ich mitten im Raum und überlegte weiterhin. Jedoch fiel mir partout nichts ein. Aber ich hatte zugleich eher anderes zu tun. Da ich nämlich noch kurz davor im Bett lag, trug ich nichts weiter außer einer Pantie und einem leichten Oberteil, was mich prompt frieren ließ. Mein ganzer Körper begann zu zittern und ich rieb mir verloren über die Arme, blickte mich im Raum um. Vielleicht war ja auch Damian weggefahren. Dann konnte ich nach unten gehen. Melanie war zudem nicht da. Sie saß in den Seminaren, wo ich normalerweise auch sein sollte und irgendwie war es genau das, was ich schlagartig vermisste. Zwar kotzte mich der Unterricht auch an, aber lieber saß ich dort, anstatt hier zu versauern.

Als ich dann ein Motorgeräusch bemerkte, schluckte ich. Ich wusste nicht, wer wegfuhr, aber auch wenn ich aus dem Raum wollte, um etwas anderes zu sehen, machte ich mir dennoch Gedanken um McCain. Wie ging es ihm? Wie sah er aus? Hatte er noch Schmerzen? Das alles machte mich verrückt. Er machte mich verrückt. Komplett neben der Spur, beschloss ich dann doch zur Tür zu laufen. Ich musste nachsehen. Womöglich war er doch nicht gegangen und machte etwas in der Küche oder war wo anders im Haus. Wenn ich barfuß unterwegs war, hörte mich sowieso niemand. Das bekam ich sicherlich hin; so wie die ganze Zeit schon. 

Ich streckte mich noch einmal kurz, weil mir mein Nacken etwas weh tat und stöhne genervt auf. Wenn man den ganzen Tag nur im Bett lag, war klar, dass man sich kaum mehr bewegen konnte. Jedoch spürte ich trotz dessen die Müdigkeit in meinem Körper; fühlte mich erschlagen, obwohl ich ausgeruht war und bemerkte, wie es mich leicht drehte. Ich presste die Lider zusammen, streckte den Arm aus, um mich an der Wand festzuhalten und holte tief Luft. Ich brauchte mehr Sauerstoff und beschloss kurzerhand ein wenig auf die Terrasse zu gehen, bevor ich gleich nach unten lief. Das war erst einmal wichtiger. Trotzdem ließ es sich nicht vermeiden, die Küche aufzusuchen. Ich hatte nämlich Hunger und mein Magen begann auch schon lautstark Töne von sich zu geben, wurde aber von dem Öffnen der Terrassentür übertönt.

Als ich mich aber herumdrehte, um wieder in den Raum zu gehen, wurde ich unverhofft nach hinten gestoßen. Nicht sehr und auch nicht besorgniserregend. Da ich allerdings so erschrocken war, kreischte ich sofort auf. Ich dachte schon an das Schlimmste. Bisher fühlte ich mich eigentlich in diesem Haus ziemlich sicher, doch man wusste ja nie. Jedoch entspannte ich mich prompt, als ich sah, wer da meinen Oberkörper gegen die Tapete drückte. Blaue Augen starrten mich intensiv an und versuchten mich mit einer Intensität zu verschlingen, bei der mir schon fast schlecht wurde. Es war faszinierend und doch komisch zugleich, weil ich wusste, dass Damian tierisch sauer auf mich war. Auch wenn er sich entschuldigte, spürte ich nun etwas anderes. Wut. Sie machte sich in ihm breit. Sicherlich, weil ich mal wieder nicht das machte, was er von mir verlange.

Bad Temptation II - BreatheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt