Kapitel 16

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Natürlich hatte ich da mal wieder falsch gedacht. Ich glaubte, dass alles ruhig blieb, doch wieso sollte sich irgendwer mal am Riemen reißen? Unwillkürlich knurrte nämlich Damian gleich: »Jemand, den du lieber nicht kennenlernen willst. Glaub mir. Also mache endlich dein Maul auf und sag, was du willst, damit wir wieder verschwinden können!« Jason starrte McCain sauer an. Er war zwar nicht wirklich ein Schläger, aber ich wusste, dass er sich auch ungern etwas sagen ließ. Vielleicht lag es auch an seinem Vater. In L.A. hatten die Leute vor ihm Respekt, weil er Geld besaß und irgendwann die Firma seines Daddys übernehmen sollte. Er musste sich nicht wie Damian nach oben schlagen, sondern bekam alles in die Wiege gelegt.

Mein Ex hingegen kümmerte sich nicht um die Aussage und schaute bloß mich an. »Mit was für Abschaum lässt du dich denn ein? Bist du verrückt, oder was?«, funkelte er mich unverhofft an. Oh mein Gott, dachte ich schlagartig. Das kann ja nur schiefgehen. Ohne Vorwarnung rauschte es neben mir und Damian griff schnell und gezielt über den Tisch. Prompt packte er den Hemdkragen von Jason und zog ihn so hart gegen die Tischkante heran, dass das Geschirr lautstark klapperte. Auf der Stelle starrte uns zweifelsohne jeder im Diner an, aber auch schnell wieder weg. Das war schon komisch, doch ich hatte da so eine Ahnung. Immerhin war McCain nicht unbekannt in dieser Stadt und mit Sicherheit wussten sie, wer er war. Außer mein Ex, der sich dadurch wahrscheinlich in immer größere Schwierigkeiten brachte.

Nun hoffte ich, dass sich Damian doch etwas in den Griff bekam und das am besten so schnell wie möglich, bevor er aus ihm Kleinholz raspelte. »Pass auf was du sagst. Sonst wird das böse für dich enden. Ganz ganz böse!« Unwillkürlich legte ich meine Hand auf Damians Schenkel und versuchte ihn nun so irgendwie wieder herunterzubekommen. Das war sogar leichter wie gedacht, denn er entspannte sich sichtlich und lehnte sich wieder mit dem Rücken gegen das Leder. »Lass deine abfälligen Sprüche«, maulte nun ich meinen Ex an und ließ mir meine Schokolade von der Bedienung vor die Nase stellen, die schnellstens wieder mit gesenktem Kopf verschwand. »Das ist doch ein Scherz, oder? Seit wann lässt du dich denn auf so was ein? Hast du ihn dir mal angeschaut?« Oh das habe ich und er stellt dich definitiv mit Allem in den Schatten.

»Kann dir das nicht egal sein?«, äußerte ich mich mit hochgezogenen Brauen und nippte an meiner Tasse. Gut, dass ich wenigstens nicht oberflächlich war. Auch meine Eltern sorgten dafür. Denen war es ebenso egal, ob jemand mit Tattoos und Lederjacke vor einem saß, oder mit einem Anzug. Für die Beiden waren alle Menschen gleich. Zum Glück. Jason sah die Sache schon immer etwas anders. Er mochte es schon damals nicht, wenn ich mit Leuten etwas unternahm, die eine staatliche Schule besuchten, obwohl diese oft mehr Charakter besaßen, als die mit der meisten Kohle. Kurz war Stille am Tisch, die ich dann augenblicklich unterbrach. »Was willst du überhaupt hier?«, fragte ich direkt.

»Ich kann dich nicht mehr erreichen!«, sagte Jason im Gegenzug. »Warum wohl? Weil ich es nicht will. Ich will dich nicht mehr in meinem Leben haben. Oder bist du so dämlich und weiß nichts von dem Telefonat?« Schnell nickte er und murmelte: »Natürlich weiß ich davon. Das... das... Du hast da was missverstanden.« Wut begann erneut in mir zu brodeln. Dachte er ich war komplett bescheuert? Sah ich so aus, oder was? Wenigstens war Melanie mit dabei gewesen. So konnte ich mir das auch nicht eingebildet haben und er es auch nicht abstreiten. »Ich weiß, was ich gehört habe und das ist ja wohl das Allerletzte von dir, dass du es nicht mal jetzt zugeben kannst, dass du mich von vorn bis hinten nur verarscht hast«, keifte ich auf Anhieb und war kurz davor ihm eine zu knallen. 

Damian hingegen verschränkte die Arme vor der Brust und schaute uns stumm zu. »Verdammt. Es war nur ein einziges Mal. Das schwöre ich. Es tut mir leid. Ich habe nicht nachgedacht!« Ich ließ mich nicht für dumm verkaufen. »Ach jetzt auf einmal? Denkst du einmal ist keinmal? Ich bin vielleicht blond, aber nicht blöd, Jason. Wie kannst du es auch nur im Entferntesten wagen hier einen Fuß nach New York zu setzen, um mich zu sehen? Wissen deine Eltern, dass du dich durch Los Angeles hurst? Sicher nicht, oder? Ich habe nicht umsonst den Kontakt mit dir abgebrochen. Ich will verdammte Scheiße, dass du dich wieder verpisst. Und wenn du das brav machst, werde ich auch kein Wort deinen Eltern sagen, die ja schon unsere Verlobung geplant haben.« 

Bad Temptation II - BreatheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt