#24 ,,Ich bin raus..."

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Nun saß ich hier alleine, mitten in der Nacht auf einem Hausdach und beobachtete meine Tränen, die langsam an meinen Wangen hinunterliefen und auf den weit entfernten Asphalt tropften. Der Mond schien am Himmel und ließ alles um mich herum kühl und blass erscheinen, als ob alles an Farbe verloren hatte, selbst das dunkle Schwarz der Nacht wirkte lebloser als sonst. Schniefend wischte ich mir mit meinem Handrücken ein paar Tränen aus dem Gesicht und blickte auf die leere Stadt, die Kälte ignorierte ich. Soeben musste ich eine Kampfprüfung bei S.H.I.E.L.D. absolvieren und ich hatte mich wochen- nein, monatelang darauf vorbereitet. Nie hatte ich mir einen Fehler erlaubt, ich war mir sicher, ich würde es schaffen. Doch es kam anders, nachdem ich einen heftigen Schlag gegen die Schläfe abbekam, fiel ich in Ohnmacht und war somit durchgefallen. All das harte Training mit Peter, die ganzen Schmerzen, die Verzweiflungstränen, die Motivation... all das war umsonst. Nachdem mir Fury enttäuscht mitgeteilt hatte, dass ich nicht bestanden hatte, war ich einfach weggerannt. Dafür hasste ich mich so sehr, ich war wie ein kleines Kind, welches nicht mit Fehler umgehen konnte. Ein Kind, dass nur aus Ehrgeiz bestand und wegen eines einzigen Fehlers die schlimmsten Konsequenzen tragen musste, nämlich das Gefühl von Versagenheit. Nie war ich der Typ fürs Aufgeben, nie wollte ich Pausen vom tagelangen Training haben, ich wollte immer mehr und mehr. Ich war immer davon überzeugt, dass eines Tages all meine Arbeit zurück kommen würde, dass ich belohnt werde. Doch anscheinend lag ich falsch, das Leben gab keine guten Sachen zurück, und wenn, dann werden aus guten Sachen wieder schlechte Sachen. Das einzige, was dir das Leben gibt, sind lausige Fehler und gewaltige Hürden, die man täglich versucht zu überwinden. Und wenn man diese Hürden nicht überwältig, fällt man in ein tiefes Loch, ausdem du nur schwer wieder herauskommst. Wenn du herauskommst, musst du es nochmal versuchen und das gleiche Hindernis überwinden. In so einer Situation war ich, ein großes, schwarzes Loch beschreibt meine Gefühle gerade wohl ganz gut.
,,Scar?", hörte ich eine besorgte Stimme hinter mir, die ich als Peter identifizieren konnte. Langsam und mit wackeligen Knien stand ich auf und drehte mich zu ihm, er hatte seinen Anzug an und zog gerade seine Maske aus. ,,Ich hab dich überall gesucht.", murmelte er und ging, fast in Zeitlupe, ein paar Schritte auf mich zu. Peter hatte während meiner Prüfung zugeguckt und mir davor immer wieder versichert, ich würde das schon schaffen. Sah man ja, was daraus geworden war. Ich sagte nichts, sondern stand einfach weinend vor ihm. ,,Du wirst bestimmt eine neue Chance bekommen.", versuchte er mich aufzumuntern während er eine Hand auf meine Schulter legte. ,,Nein, Peter. Ich habe versagt, ich habe mich selbst enttäuscht. S.H.I.E.L.D. will nur die besten Agenten, da hab ich keine Chance.", schluchzte ich und senkte meinen Blick. ,,Scar, du bist die beste Agentin die ich kenne, du kannst super kämpfen! Wärst du nicht ohnmächtig geworden, hättest du es geschafft, das weiß ich.", versicherte er überzeugt und beugte sich ein wenig zu mir herunter. ,,Ich bin einfach zu schlecht für so etwas Großes wie S.H.I.E.L.D. Ich bin raus, das war's für mich.", murmelte ich und stieß seine Hand von meiner Schulter, dann ließ ich ihn verdutzt auf dem Dach stehen und kletterte geschickt an den rissige Hauswänden hinunter auf die Straße. Ich vergrub meine Hände in meiner Jackentasche und zog mir meine Kapuze über. Schlecht gelaunt tritt ich alles weg, was mir über den Weg kam, wie konnte ich mir nur diesen Fehler erlauben. Ich hatte mir selber alles zerstört, mein Traum, Mitglied bei S.H.I.E.L.D. oder sogar ein Teil der Avengers zu sein, so wie Peter, war geplatzt. Plötzlich presste sich eine Hand auf meinen Mund und ein Arm legte sich um meinen Hals, sodass ich keine Chance hatte zu entkommen. Erschrocken hielt ich meine Hände an den Arm der Person, um meinen Hals zu schützen und wollte um Hilfe schreien, jedoch hielt er mir den Mund zu. Aus Reflex trat ich mit meinem Fuß auf seine Schuhe, doch er zeigte keine Reaktion. Panik machte sich in meinem Körper breit und verzweifelt suchte mein Blick nach Peter, doch ich konnte ihn nirgends erkennen. ,,Hallo Scarlett.", raunte mir eine tiefe Männerstimme ins Ohr und zog mich in ein dunkle Gasse. Wieder versuchte ich mich aus seinem Griff zu befreien, doch er war unglaublich stark. Jetzt verstanden ich, warum ich keine Agentin geworden war. Ich ließ mich von einem Mann entführen und schaffte es noch nicht mal, mich zu wehren, geschweige denn ihm Schmerzen zuzufügen.

Vielleicht, ja vielleicht, war es richtig, dass diese Person mich entführte.

Vielleicht war es richtig, dass er mich irgendwo einsperrte und mich nie wieder rausließ.

Vielleicht wäre es so richtig...

Hii ein neuer OneShot!
Diesmal wurde zumindest der Anfang etwas tiefsinniger, wenn ihr versteht, was ich meine xD
Leude, wenn das Leben euch fallen lässt, dann zeigt, dass ihr auch ohne Flügel fliegen könnt.

Bis bald,
Schlummi

Peter Parker x Reader | {One Shots}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt