#40 Abschied

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Gut gelaunt lief ich durch die befüllten Schulgänge, in denen ich zwischen all den Schülern fast schon unterging.

Es hätte ein ganz normaler Tag werden können, wie immer, mit langweiligen Themen im Unterricht, haufenweiser Mädchen die sich auf den Klo's mit Lipgloss bombardierten und den selben Abläufen, wie jeden Tag.

Doch hätte ich gewusst, was an diesem Tag geschehen würde, hätte ich wahrscheinlich nie einen Fuß in dieses Gebäude gesetzt.

~~~

,,Hey Peter, hi Ned!", begrüßte ich meine zwei besten Freunde und lächelte ihnen breit entgegen, so wie ich es jeden Morgen tat.

Doch irgendetwas stimmte nicht.

Im Endeffekt wusste ich nicht, ob es der verzweifelte Blicke von Peter war, der mich fast schon mitleidig scannte, oder Ned, der mir mit seinem traurigen Gesichtsausdruck den Tag vermiesen wollte.

Verwirrt sah ich zwischen den beiden her und zog skeptisch eine Augenbraue hoch.

,,Ist... jemand gestorben?", fragte ich und zwang mir ein schmales Lächeln auf.

Bei dieser Frage spannte sich Peter sichtlich an und blickte wortlos zu Boden, dabei zerdrückte er die Träger seines Rucksacks nur noch mehr.

Ned schnaubte auf.

,,Nein, aber gleich wirst du es.", murmelte er leise, dann drehte er uns den Rücken zu und verschwand in der Menge.

Kopfschüttelnd wandte ich mich an Peter.

,,Kannst du mir sagen, was hier los ist? Ihr seht ja aus, als hättet ihr den letzten Platz eures Physik Wettbewerbs ergattert!", witzelte ich und musste selbst ein wenig schmunzeln, doch als ich Peters verlorenen Blick entdeckte, wurde mir bewusst, dass das hier alles viel ernster war, als gedacht.

,,Peter. Jetzt sag doch etwas. Das gerade hier ist echt komisch."

In diesem Moment meldete sich mit einem lauten Klingeln die Schulglocke. Gerade wollte er strikt an mir vorbei laufen, doch dies ließ ich nicht zu.
Er konnte mir nicht aus dem Weg gehen, schon gar nicht in so einer Situation.

Reflexartig packte ich den Ärmel seines Pullovers und zog ihn zurück zu mir.

,,Laura... bitte mach es nicht noch schwieriger.", murmelte er und wich meinem Blick aus, der ihn schon förmlich durchbohrte.

,,Was denn schwieriger?
Sag mir doch was los ist, Pet. Ist irgendwas passiert als du die Typen an der Bank abgeführt hast? Oder hat dein Anzug-"

,,Ich zieh weg"

Stille.
So eine Stille, wie ich sie nie mehr erleben wollte.
Drückend, so drückend, dass ich das Gefühl hatte, jeden Moment in Ohnmacht zu fallen.

,,Du... ziehst weg?", fragte ich überrumpelt und hielt inne, doch seinen Ärmel ließ ich nicht los.

Unsicher nickte er.

Einer meiner Mundwinkel zuckte leicht nach oben.
,,Aber nur eine Straße weiter, oder?", flüsterte ich und hoffte, er würde laut los lachen und bestätigen.

Doch das tat er nicht.
Stattdessen wurde sein Blick immer trauriger.

,,Nein. Ich werde nach Kanada ziehen, Laura.", murmelte er und sah hinunter auf meine Hand.

Geschockt ließ ich seinen Ärmel los und trat einen kleinen Schritt nach hinten, dabei schüttelte ich meinen Kopf.

,,Was? Wieso?", fragte ich ratlos und musste mich beherrschen, nicht jeden Moment los zu weinen.
Das musste doch ein schlechter Scherz von ihm gewesen sein, er konnte mich schließlich nicht einfach zurücklassen.

Peter räusperte sich und strich sich mit einer seiner Hände über's Gesicht, diese Situation empfanden wir beide als äußerst fremd.

,,Ich... habe ein Jobangebot von Mr. Stark bekommen. In Kanada. Diese Stadt braucht meine Hilfe."

,,Aber ich brauche dich doch viel mehr als Kanada!", fiel ich ihm ins Wort und sah ihn flehend an.
Jetzt konnte ich bereits merken, wie meine Augen anfingen, sich mit Tränen zu füllen.

Zum ersten Mal erwiederte Peter meinen Blick und presste seine Lippen zusammen, als er sah, wie ich innerlich zerbrach.
Meine Emotionen waren nicht mehr unter Kontrolle.
Die Tränen liefen einfach.
Und es war mir egal.

Er kam einige Schritte auf mich zu und schlang seine Arme um mich, um mich zu umarmen.
Ich presste mein Gesicht in seinen grau karierten Pullover und schniefte laut.

Es war mir in diesem Moment völlig egal, ob uns einige Lehrer entdecken würden und uns zehn Stunden Nachsitzen gaben. Oder ob uns irgendwer sah, wie wir beisammen standen und weinten.

Ja, mittlerweile hörte ich sogar, wie Peter leise schluchzte.

,,Du kannst nicht gehen", murmelte ich nach weiteren vergangenen Minuten und sah hinauf zu ihm.

Schnell wischte er sich eine hinunterlaufende Träne weg und nickte.

,,Ich weiß. Aber ich muss es und ich wünsche mir nichts mehr, als dass dieser Abschied nicht noch schwerer wird.", stammelte er nickend und ließ mich los.
Dann ging er einige Schritte zurück.

,,Laura, bitte sei mir nicht böse.
Es wird alles gut. Wir werden jeden Tag telefonieren und wenn ich Zeit habe, werde ich dich besuchen kommen, sooft es geht!", sagte er und sah hinauf an die Decke des Flurs.

,,Wirst du überhaupt Zeit haben?", nuschelte ich und spielte an dem silbernen Armband, welches er mir zu meinem 15ten Geburtstag geschenkt hatte.

,,Als Zeichen der Freundschaft. A-aber wenn du es hässlich findest, musst du es nicht tragen!", hatte er gesagt.

~~~

Wütend klopfte ich an die große Eingangstür des Stark Towers.
Meine Hände waren schon ganz wund, doch der Schmerz hielt mich nicht davon ab, weiter zu machen.
Dieser geizige Milliardär konnte was erleben!

Plötzlich meldete sich eine Computerstimme zu Wort.

,,Entschuldigen Sie, Miss. Würden Sie es bitte unterlassen, an die Tür zu klopfen? Mister Stark wird jeden Moment für Sie zur Verfügung stehen."

,,Das hoffe ich auch!", zischte ich, hörte jedoch nicht auf, wie wild an der Tür zu klopfen.

Nach einiger Zeit öffnete sich endlich die Tür, dahinter stand der berühmte Milliardär, mit einem grimmigen Gesichtsausdruck und haufenweiser Ruß im Gesicht.
Ein schmutziges Handtuch ruhte auf seiner Schulter und er war anscheinend alles andere als erfreut über meinen Besuch.

,,Was willst du hier? Ich bin keine Freizeitanlage, also sieh zu, dass du dir einen anderen Ort zum Toben aussuchst.", grummelte er und verdrehte seine Augen, bei diesem Anblick wäre ich am liebsten auf ihn zu gerannt.

,,Sie werden Peter anrufen...", murmelte ich wütend und starrte ihm kalt in die Augen.

Mein Gegenüber zog unwissend eine seiner Augenbrauen hoch, dann schüttelte er verwirrt den Kopf.

,,Peter. Parker. Rufen Sie ihn an und sagen Sie ihm, der Job in Kanada entfällt!", rief ich wutentbrannt und biss die Zähne aufeinander.

Plötzlich lockerte sich der Erfinder vor mir und  verschränkte belustigt seine Arme ineinander.

,,Du bist also seine kleine Freundin, von der er immer erzählt!"

Plötzlich stiegen mir Tränen in die Augen.
Er konnte mir doch nicht einfach so die wichtigste Person meines Lebens wegnehmen.
Er durfte nicht alles zerstören, Kanada sollte ohne Peter auskommen.

,,Bitte, Mr. Stark... Sie können ihn mir nicht wegnehmen!", schluchzte ich und presste erschöpft meine Lippen aufeinander.

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Danke.

Hab euch lieb <3
~Schlummi

Peter Parker x Reader | {One Shots}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt