#33 Ertrunken

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Ich spürte die kalten Wassertropfen, die prickelnd meine Waden hinunterliefen und eine leichte Spur auf meiner Haut hinterließen. Das leise Rauschen des Flusses umhüllte meine Gedanken mit einem blassen Schleier und ließ mich die Außenwelt einige Minuten ausblenden, allein der gleichmäßige Takt der Strömung konnte mich nun beherrschen und vorsichtig setzte ich mich auf einen der rutschigen Steine, dabei hielt ich meine Füße in das eiskalte Wasser. Ich ignorierte die niedrige Temperatur und schloss meine Augen, während ich meinen Kopf leicht in den Nacken legte und meine Haarspitzen federleicht über mein Gesicht tanzten. Ein leichtes Lächeln bildete sich auf meinen Lippen und ich zog die tiefe Waldluft ein, die nach einem feuchtem Erdboden und dem süßen Harz der Tannen roch. Wer bist du? Wieder und wieder gingen mir die Bilder durch meinen Kopf, die Ereignisse, die sich vor ein paar Tagen abgespielt hatten. Der unbekannte Junge im blau-roten Anzug schweifte durch meine Gedanken, ich hatte ihn noch nie gesehen, jediglich durch soziale Medien. Das ich ihn eines Tages so hautnah sehen würde, hätte ich nie gedacht. Kenne ich dich? Ich atmete tief aus und fuhr mit meiner Hand über die nasse, raue Oberfläche des Steins, auf dem ich saß. Würde ich ihn nochmal sehen? Würde ich jemals erfahren, wer er war?

Plötzlich spürte ich zwei Hände an meinem Rücken, die mich kräftig nach vorne vom Stein schubsten, sodass ich in den Fluss fiel. Das betäubend kalte Wasser verschlingte mich und zog mich in eine Wolke aus scharfen Blasen nach unten. Verzweifelt trat ich um mich und fuchtelte mit den Armen und kämpfte. Irgendwie gelang es mir, den Kopf aus dem Wasser zu strecken, ich schnappte nach Luft und merkte, wie die Kälte mir die Kehle zusammenschnürte. Es  war so kalt, dass ich nicht einmal schreien konnte. Dann merkte ich, dass der Junge im Anzug dicht bei mir war und ich zog an dem rot-blauen Anzug. Aber es war nur ein Ärmel, ein leerer Anzugärmel, kein Arm, kein Spider Man. Ich prallte gegen einen Stein und wurde wieder unter Wasser gedrückt, ich schluckte eine menge Wasser, kam aber wieder nach oben und rang hustend nach Luft. Ich konnte nicht denken, doch mein Körper kämpfte wie besessen gegen die reißende Strömung, die mich mitziehen wollte.
Hoch, ich musste hoch! Aber die Strömung war so stark und die Eiskälte so betäubend, dass ich mich dem Ufer nicht nähern konnte, sondern langsam weiter hinausgezogen wurde. Dort stand jemand und streckte die Hand nach mir aus und ich konnte noch sehen, dass es ein Junge war, mit Todesangst in den Augen, der meinen Namen schrie, obwohl ich ihn nicht kannte. Doch wieder wurde ich nach unten gezogen und verschwand im Strudel.
Es war seltsam still und leise geworden. Vor meinen Augen tanzten Lichtpunkte. Waren das Sterne? Oder Luftblasen? Die Kälte lähmte mich und wickelte mich ein, aber plötzlich war es nicht mehr kalt, sondern heiß. Die Stromschnellen wärmten, schläferten ein, jeden Moment konnte ich das Bewusstsein verlieren. Bald musste ich atmen. Bald musste ich den Mund öffnen und atmen... Wasser.

Aber als ich den Mund öffnete, spürte ich, wie zwei Hände mich von unten her packten, mich zur Wasseroberfläche hochschoben, und mein Kopf durchbrach den Wasserspiegel genau in dem Moment, als meine Lunge es nicht länger aushielt. Ich holte energisch Atem und zog eine Mischung aus Luft und Wasser ein. Die beiden Händen unter mir schoben mich weiter auf das Ufer zu. Dann sah ich den Jungen. Er hatte einen Ast gepackt und streckt ihn so weit aus, wie er nur konnte. Er stand bis zu den Knien im Wasser und rief, ich sollte den Ast packen. Und nun konnte ich mir plötzlich selbst helfen und ich stieß mich von einem Stein unter Wasser ab, presste mich näher ans Ufer heran und bekam den Ast zu fassen. Die Hände unter Wasser ließen mich los. Der Junge packte meinen Pullover und zog. Dann lag ich am Ufer und erbrach mich. Der Junge beugte sich über mich. Er war leichenblass und seine Zähne klapperten heftig.
,,Wie ist das passiert?", flüsterte er. Ich setzte mich auf und sah wieder zum Fluss. Das Wasser rauschte in schwarzen Wirbeln daher. Es war nur Wasser zu sehen.

,,Ich weiß es nicht. Aber sag mal... Woher kennst du meinen Namen?"

Ein neuer OneShot, yeey!
Wie immer, ich gehe gerne auf Wünsche oder Vorschläge ein!

Kritik? Liebend gerne!

Bis zum nächsten OS,
Schlummi <3

Peter Parker x Reader | {One Shots}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt