#39 ,,Peter hat 'ne Freundin?" (2)

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Kurz vorab:
Zum ersten mal schreibe ich einen OneShot weiter aus.
Wenn ihr es blöd findet, lasst es mich gerne wissen.

Und übrigens, hab noch ein neues Cover gemacht.
Keine Ahnung, finde das jetztige definitiv besser.

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Ich saß an einem der Tische in der Schulmensa und stocherte lustlos in meinem Essen herum.
Nudelsalat mit gammligen Tomaten und warmer Salatmayonnaise.
Dieses Gericht, wenn man es überhaupt so nennen konnte, erinnerte mich viel zu sehr an Peter...

Wieso hätte er mir nicht gleich erzählen können, dass er ein Mädchen liebte?
Dann hätte ich mir nicht den Kopf darüber zerbrechen müssen, wie ich meine Gefühle eingestehen sollte, oder wie ich es überhaupt mitteilen könnte.

Musste er alles so unfassbar kompliziert machen?
Wieso nahm er nicht den einfachen Weg?

,,Ähm.. hey."

Er hätte mich auch einfach durch dieses Mädchen ersetzen können, um mich zu vergessen.

,,Können wir... reden?"

Ich wäre drüber hinweg gekommen.
Er hätte nichtmal etwas von meinen Gefühlen mitbekommen.

,,Lina?"

Verdammt er hätte alles so einfach machen können!

,,Lina!"

Jemand rüttelte an meiner Schulter, das nicht gerade leicht.

Als ich aufsah, blickte ich in seine Augen. Eigentlich hätte ich mich jetzt in ihnen verlieren müssen, doch es war nicht das Braun. Seine Augen wirkten fast schon grau, leblos.

Möglicherweise lag das an den tiefen, schwarzen Augenringen, die ihm weit ins Gesicht liefen.

Oder an seinen trockenen Lippen, die keinerlei Spuren von pinken Erdbeer Lipgloss zeigten, nichtmal ein Hauch von künstlicher Farbe war auf ihnen. Hätte ja sein können, dass gestern Abend doch ein wenig mehr zwischen ihnen lief.

,,Ich finde... wir sollten dringend reden, Lina. I-ich... es gibt da etwas zu klären."

Peter sah mich bettelnd, nein, eher flehend an.
So kannte ich ihn nicht.
Bis jetzt zumindest.
Fast schon dachte ich daran, in seine Arme zu fallen, mich um ihn zu klammern und all das zu vergessen, was in den letzten Wochen passiert war.
Doch das konnte nicht.

Ich wusste nicht, ob es letztendlich die Angst war, die mich davon abhielt, oder die tiefe Enttäuschung wegen ihm.
Vermutlich hatten es so einige Dinge verhindert.
Zum Beispiel seine bezaubernde Freundin.

Ich wich seinem Blick aus und stach einige Nudeln auf meiner Gabel auf, die ich anschließend lautlos in meinen Mund schob.

Geh doch zu deiner Liebsten.

Aus dem Augenwinkel sah ich, wie er sich immer mehr verkrampfte.
Es schien, als würde er nach den passenden Worten suchen.
Doch dass dies einem so schwer fallen konnte, hatte ich nicht gewusst. Zwar hatte Peter noch nie wirklich die richtigen Worte auf Lager gehabt, jedoch hatte es sich noch nie so eigenartig und fremd angefühlt, wie jetzt.

,,Lina, bitte. Rede mit mir."

Ich ließ klirrend die Gabel auf den Tellerrand fallen, schob das Tablett vor und stand auf.

,,Ich werde so ehrlich mit dir reden, wie du mit mir. Und es wäre besser, wenn ich jetzt gehe, da ich dich nicht so anlügen will, wie du mich.
Ich bin dir anscheinend nicht mehr wichtig, also lass mich vorbei."

Gerade wollte ich ihm den Rücken zuwenden um weiter zu gehen, doch da packte er mein Handgelenk und drehte mich wieder zu sich.

Fass deine Freundin doch so an.

,,Ich wollte dich nicht anlügen! Und du bist mir auch nicht egal, Lina! Du... du bist mir... so wichtig."

Zum einem wollte ich, dass Peter mir diese Worte für immer und ewig in mein Ohr flüsterte, damit ich sie nie vergessen würde.
Andererseits wollte ich auch, dass er diese Worte nie gesagt hätte, da ich nun noch verzweifelter und verletzter war als zuvor.

Ich atmete tief ein, eine ungewohnte Stille hatte sich zwischen uns ausgebreitet.
Es schien, als ob alle Geräusche um uns verstummten und ich nur seinen gleichmäßigen, schnellen Atem hören konnte.

Die Aufregung glühte wie Feuer auf meiner Haut und es war fast unmöglich, mich zu bewegen, da die Angst viel zu groß war, dass ich diesen Moment nie wieder erleben würde.

Es war eine exotische Mischung aus Angst, Liebe, Glück und Trauer.
So ziemlich jede Emotion könnte genau diese Situation gerade beschreiben.

Doch am meisten hatte ich Angst.

Angst, den wohl wichtigsten Menschen meines Lebens zu verlieren.

,,Lina... bitte...", flüsterte Peter.
Plötzlich spürte ich seine Hand, die sich an meiner vergriff.
Es war als ob Feuer und Eis aufeinander trafen und sich abstießen, aber auf unerklärlicher Weise ineinander verschmolzen.

Plötzlich kam alles wieder hoch.

Peter, seine anscheinende Freundin, Alex, die vergangenen Tage.
Sogar der furchtbare Geschmack von dem Nudelsalat stieg mir in den Mund.

Ich kam zurück, zurück aus dieser Traumwelt, in der ich nicht einmal die Schulklingel wahr nahm, oder wie anschließend alle Schüler aus der Mensa stürmten, sodass Peter und ich nun allein waren.

Vorsichtig zog ich meine Hand aus seiner.
Das Kribbeln ging, doch die Wärme blieb und ließ mich nicht mit der unerträglichen Kälte allein, die mich mittlerweile fast auffraß.

,,Nein, Peter.
Weißt du, du hast mir wirklich Hoffnung gemacht. I-ich dachte, dass...", am liebsten hätte ich meinen Satz zu Ende gebracht, doch konnte ich es nicht.

Ich sah Verlangen in Peters Augen. Er sah so erwartungsvoll aus.

,,Was, Lina? S-sag es mir. Was dachtest du?", wiederholte er einfühlsam. Ich sah so viel Verzweiflung in seinen Augen, wie schon lange nicht mehr.

,,Verdammt, Pet. Ich liebe dich. Seit langem. Wieso hast du das denn nie bemerkt?", murmelte ich und sah zu Boden. Diese Situation war mir sichtlich unangenehm, das Gewissen dass er mich jeden Moment abweisen konnte, war unerträglich. Ich platzte förmlich aus allen Nähten.

Plötzlich wurde Peters Blick weich. Einfühlsam. Er sah mich so an, wie schon lange nicht mehr.

,,Vielleicht habe ich es nicht gesehen, weil ich selbst blind vor Liebe war.", flüsterte er mindestens genauso leise wie ich.

Mein Blick wanderte wieder zurück nach oben, sodass ich erneut in seine Augen sah.

,,Vor Liebe zu deiner Freundin?"

,,Nein", raunte er und kam mir immer näher, ,,vor Liebe zu dir..."

Dann nahm er mein Gesicht in seine Hände und presste seine Lippen auf meine.
Es fühlte sich an wie eine Explosion auf meiner Haut.

All die Sorgen der letzten Wochen wurden von seiner Wärme erstickt, die ganzen Problem lösten sich durch seine Berührungen in Luft auf.

Ich schloss meine Augen, es tat gut, dass alles weg war.
Es war wie eine tonnenschwere Last, sie nun von meinen Schultern abließ.

-

Als wir uns voneinander lösten, blickte ich tief in seine Augen.
Sie waren braun, so wie ich sie kannte.

Ein klitze kleines Lächeln schlich sich auf seine Lippen.
Und dieses Lächeln war mindestens genauso atemberaubend, wie sein riesiges Lächeln damals, als er mich zum ersten Mal gesehen hatte.

An dem Tag, als ich den wiederlichen Geschmack von Nudelsalat, gammligen Tomaten und warmer Salatmayonnaise geschmeckt hatte.

Doch er hatte sie ein kleines bisschen besser schmecken lassen.

Peter Parker x Reader | {One Shots}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt