Ich kapere ein Bett

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Das Erste, was ich fühlte, war Schmerz. Unglaublichen Schmerz. Es war, als hätte meine komplette linke Seite Feuer gefangen. Ich hatte nicht einmal die Kraft, meine Augen zu öffnen. Vier Hände drückten mich nach unten und irgendjemand hielt etwas an die Wunde. Ich unterdrückte einen Schrei. "Hey, alles wird gut, okay? Du musst jetzt aber bitte einfach stillhalten. Bitte", drang eine sanfte Stimme in mein Unterbewusstsein ein. Etwas strich über meine Wange. Dann ein Stich an meinem Arm und alles wurde schwarz.

"Heyy, aufwachen, du Schlafmütze! Hallo. Halloooo!!" Genervt öffnete ich die Augen. "Waaaas?" "Guten Morgen!" Die begeisterten Augen von Johannes leuchteten mir entgegen. Ich grummelte etwas Unverständliches und schloss dann wieder die Augen. "Nein, nicht wieder einschlafen! Drei Tage Schlaf ist genug!" Ich riss die Augen auf. "Drei Tage?!", rief ich entgeistert. Ich versuchte, mich aufzusetzen, brach aber sofort ab, als ein stechender Schmerz in meine linke Brusthälfte schoss. "Alles gut?" Johannes starrte mich angstvoll an. "Ja, passt schon. Aber aufstehen geht noch nicht." Der Schiffsjunge nickte verständnisvoll. "Ups!", rief er plötzlich, "Ich sollte dem Käpt'n ja Bescheid sagen, wenn du wach bist!" Schon flitzte er wie von der Tarantel gestochen aus dem Raum. Ich schmunzelte. Er war wirklich ein süßer kleiner Racker. Was machte er nur auf einem Schiff wie diesem?

Kurze Zeit später betrat der Käpt'n den Raum, der, wie ich davor festgestellt hatte, ihr eigener war. Ich lag in ihrem Bett. "Hallo", sagte ich leise. Sie hob eine Augenbraue. "Du hast Glück, dass du überlebt hast. Wenn wir hier nicht einen sehr guten Arzt an Bord gehabt hätten, wärst du jetzt tot. Zudem habe ich dir die strikte Anweisung gegeben, nicht zu kämpfen-" "Nun ja, eigentlich hast du nur gesagt, dass ich unter Deck bleiben-" "-du hast dein Leben naiverweise für Schwerter aufs Spiel gesetzt-" "Aber auch nur, weil ich wusste, dass sie dir viel bedeuten!", warf ich ein. Sie verstummte und sah mich eindringlich an. Ich wand nich unter ihrem Blick und starrte auf die Bettlaken. "Sie sind mir nicht so viel wert wie-" Mein Blick schnellte zu ihr. "-ein Menschenleben", vollendete sie ihren Satz nach kurzem Zögern. Ich schluckte und sah enttäuscht auf meine Bettdecke. Sie setzte sich auf meine Bettkante. "Ich werde dich ab jetzt im Schwertkampf unterrichten." Erneut flog mein Blick zu ihr. Ich starrte sie an. "Wirklich?!", quietschte ich. Sie nickte sanft. Begeistert grinste ich sie an. Ein kleines Lachen entfloh ihren Lippen und wir erstarrten beide. Ich erinnerte mich nicht daran, sie jemals so ehrlich lachen gehört zu haben. Der Käpt'n räusperte sich und stand auf. "Nun", sagte sie, "ich werde jetzt wieder an Deck gehen und du genest derweilen. In einer Woche erwarte ich dich wieder im Dienst." Ich nickte gehorsam. Sie wollte den Raum verlassen, da fiel mir etwas auf. "Käpt'n?" Sie blieb stehen und drehte ihren Kopf in meine Richtung. "Wo wirst du schlafen?" Sie zuckte mit den Schultern. "Mir wird etwas einfallen. Jetzt ruh dich aus." Ihre Stimme klang unglaublich sanft, fast liebevoll. Sie verließ den Raum und machte die Tür zu.

Ich schloss die Augen und spielte die eben geschehene Szene noch einmal in meine Kopf ab. Da schoss es mir durch den Kopf: Ach du scheiße, du stehst auf den Käpt'n. Schnell schüttelte ich den Kopf. Ich wusste zwar schon, dass ich nicht oder nicht ausschließlich auf Männer stand, aber auf die Kapitänin Stehen kam auf keinen Fall infrage. Wie willst du das bitte steuern können?, warf eine andere Stimme ein. Tja, gute Frage. Lange Zeit dachte ich darüber nach, bis mich der Schlaf erneut übermannte. Das wird sich schon noch regeln...

She saved me from the storm | ✅Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt