Wir spielen Tennis und ich bin der Ball

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Auch Johannes hatte sich drastisch verändert. Er sah wilder aus, seine Haare waren zerzaust und man sah schon einen ersten Bartansatz. Er war maskuliner und muskulöser geworden, und kühler. Als ich zu ihm in die Küche gestolpert kam (ich wurde geschoben), bekam ich nicht einmal eine ordentliche Begrüßung. Er nickte mir nur zu und zeigte auf die Spülwanne, in der sich fast doppelt so viel Geschirr als üblich stapelte. Ich starrte ihn an, machte mich dann aber an die Arbeit, als keine Reaktion seinerseits kam. Mir fiel auf, dass er nun auch eine Knarre am Gürtel trug. Ich war überrascht, dass er immer noch Küchenjunge war. Da wurde ich traurig. Wie sehr hatten ihn zwei Jahre bloß verändern können?

"Die Teller kommen zur Hälfte an Deck", sagte Johannes nach einer Weile und ich erschrak. Seine Stimme klang viel tiefer und ernster. Ich nickte und versuchte, den Kloß in meinem Hals hinunter zu schlucken. Ich hatte mich so gefreut, dass ich endlich wieder aufs Schiff konnte. Jetzt war alles anders. Alle waren ernster, kälter und stiller, ich konnte nicht einmal mehr Piratenmusik hören, dabei ging es schon in Richtung Abend.

Ich schleppte die schaukelnden Teller fuhrenweise nach oben und spürte jedes Mal die Blicke der Männer auf mir. Ich starrte aber immer stur geradeaus und ignorierte sie. Ich hatte das Gefühl, das verärgerte sie noch mehr und das gab mir eine gewisse Genugtuung. Als ich den letzten Stapel endlich abgestellt und sortiert hatte, lehnte ich mich schnaufend unter Deck gegen eine Wand. Es war anstrengender als gewohnt gewesen, erstens waren es mehr Teller, zweitens musste ich sie sowohl zum Speisesaal als auch an Deck tragen. Außerdem war ich aus der Übung. An Deck saßen hauptsächlich Olivias Männer, im Speisesaal die Mannschaft. Allerdings hatte Olivia sich zum Käpt'n nach unten gesellt, also war ich oben komplett schutzlos. Johannes kam ab und zu mit, um das Besteck zu tragen, sonst blieb er eher in der Küche und bereitete das Essen vor. So war es jedes Mal ein Kampf, mich nach oben zu trauen.

Als ich dann mit Johannes die Töpfe nach oben brachte, war er schneller wieder weg und plötzlich stand Bill mit verschränkten Armen vor mir und versperrte mir den Weg nach unten. Krampfhaft versuchte ich, mich an ihm vorbeizudrücken, aber er war zu breit. Ich wankte ein paar unsichere Schritte nach hinten und prallte gegen eine zweite Brust. Es war der Mann, den ich getreten hatte. "Dein geliebter Käpt'n ist nicht da", stellte Bill grausam lächelnd fest. "Zeit für die Abrechnung."

Quietschend sog ich die Luft ein und die Männer begannen zu lachen. "Ich weiß, dass Morgan gesagt hat, wir könnten dich noch gebrauchen, allerdings können wir dich ja ein bisschen...demolieren." Er zwinkerte. Ich brauchte einige Sekunden, um zu begreifen, dass mit "Morgan" Olivia gemeint war. Das war ihr Nachname. In Todesangst wich ich zurück, weg von den beiden, aber ich war auf einem Schiff. Es gab kein Entkommen. Ich biss die Zähne zusammen. Ich würde auf keinen Fall betteln, das war genau das, was sie wollten. Plötzlich war Bill wie ein Blitz direkt vor mir und packte mich am Kragen. Er warf mich hoch und schleuderte mich zu dem anderen Mann, der mich "aus Versehen" nicht auffing. Für eine Schrecksekunde hatte ich keine Ahnung, wo oben und unten war, dann krachte ich auf den Boden und konnte meine Zähne klappern hören. Ich biss mir hart auf die Zunge und Blut spritzte aus meinem Mund. Ich hatte mir sicher auch viele blaue Flecken eingehandelt. Aber sie waren noch lange nicht fertig mit mir. Ich wurde hochgehoben und wieder flog ich durch die Luft, doch diesmal machten sie sich nicht einmal mehr die Mühe, so zu tun, als würden sie mich fangen wollen, sie schmissen mich einfach gegen einen Masten. Das machten sie noch ein paar Mal. Am Anfang schrie ich noch aus voller Kehle, dann nicht mehr.

Irgendwann, nach einer Ewigkeit, wie es mir vorkam, hörte ich Johannes' ruhige Stimme und ich wurde endlich liegen gelassen. Ich weinte. Oh ja, und wie ich weinte. Ich weinte, bis die letzte Flüssigkeit aus meinem Körper gepresst wurde, auch noch, als ich auf einer Matratze in der Küche lag. Ich wusste nicht, wie ich dort hingekommen war, ich wusste nur, dass ich viel zu müde und wund war, um darüber nachzudenken. Also schloss ich die Augen, bis mich die rettende Bewusstlosigkeit umfing.

Als ich das nächste Mal die Augen öffnete, waren die Schmerzen nicht besser, geschweige denn hatten sie aufgehört. Ich hörte Stimmen und öffnete stumm die Augen ein bisschen, auch wenn in mir alles vor Schmerzen schrie. In der Küche standen Johannes und der Käpt'n, in eine hitzige Diskussion verwickelt. Das ist doch schon mal so gewesen? Ich spitzte die Ohren: "Ich weiß, dass du Olivia unterstellt bist, okay?! Aber so geht das nicht weiter! Du musst ihr sagen, wer und was ich bin. Vielleicht verbessert sich unsere Situation dann. Die behandeln uns doch wie eine Mitfahrgelegenheit! Käpt'n..." "Ich weiß. Ich weiß, Johannes. Aber wir müssen uns das jetzt gefallen lassen. Wir haben keine andere Wahl. Du weißt, dass wir ihnen dadurch am besten helfen." Johannes schnaubte verächtlich. "Ja. Ihnen. Wir wissen nicht einmal, wer sie ist. Wir wissen nicht genau, was sie machen oder was das, was sie machen für Opfer kostet. Ich hab langsam die Schnauze voll. Wir könnten so viel mehr bewirken!" "Wir-" Ein plötzlicher Hustenanfall schüttelte mich durch und ich schnappte verzweifelt nach Luft. Die beiden verstummten.

Der Käot'n eilte an meine Seite. Sie biss sich kurz auf die Unterlippe, kniete sich dann aber neben mich und legte eine Hand auf meine Stirn. Mir liefen Schauer über den Rücken, obwohl ihre Hand gar nicht kalt war. Ihre Berührung veranlasste aber meine Innereien dazu, Tango zu tanzen. Ich spürte, wie sie verschiedene Stellen an meinem Körper anfasste und ihre Hände kurz dort ruhen ließ. Ihre Hände hinterließen an den Stellen sanfte Brandmale, die ich nie vergessen würde, auch, weil es so schmerzte. Sie sah etwas besorgt aus und fast begann ich wieder zu weinen. Ich hatte sie so schrecklich vermisst. "Johannes, hol bitte noch einmal die Creme", sagte sie und sah mir dann in die Augen. "Das könnte jetzt etwas wehtun." Hauptsache du bist da...

Hallo Menschen,
oioioi Dramaaaaaa!!! Und wer ist da schon wieder motiviert zu schreiben? Moi? Neiiin, wie kommt ihr darauf?? An dieser Stelle, danke an Thorya22, die mich schon von Anfang an begleitet hat und mich immer ungemein unterstützt, OBWOHL sie heute eine Prüfung geschrieben hat. Like, damn gurl.
Love y'all,
Eure Vidka😁❤

She saved me from the storm | ✅Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt