Sofort setzte Geschrei ein und innerhalb einer Sekunde zischte der Käpt'n wie ein Blitz in Richtung ihres Büros an mir vorbei. Ich folgte ihr sofort. Sobald ich das Zimmer betrat, überkam mich Melancholie und die Szenen, die sich hier zwischen dem Käpt'n und mir abgespielt hatten, liefen vor meinem inneren Auge ab. Währenddessen kramte der Käpt'n in ihrer Tasche herum und suchte ein paar Waffen heraus, bis sie merkte, dass ich im Türrahmen stand. Sie richtete sich auf und sah mich fragend an. "Hey. I-ich bräuchte eine Waffe." Für eine Sekunde sah sie ungläubig drein, dann schüttelte sie den Kopf. "Auf keinen Fall. Du bleibst hier. Punkt." Wir starrten einander an. "Du weißt, dass es unvermeindlich ist, dass ich kämpfen muss. Und du weißt, was letztes Mal passiert ist, als du mich unten gelassen hast." Tatsächlich hatte ich auf diesem Schiff nach dem Vorfall mit der Schusswunde immer mitkämpfen dürfen, deshalb verstand ich nicht, warum sie mich nicht lassen wollte. Ich war jetzt zwar etwas aus der Übung, aber sowas verlernte man nicht. Sie schwieg mich an, seufzte dann geschlagen und deutete auf ihre Schwertwand. Ich quietschte verzückt auf, als ich sah, dass dort mein blaues Schwert hing. Sie hatte es gefunden.
Wir rannten gemeinsam an Deck, wo die ganze Crew und Olivias Männer versammelt hatten. Der Käpt'n warf ein paar von ihnen Waffen zu, die anderen hatten bereits welche oder streckten grinsend die Fäuste empor. Olivia kam zu uns und sah zornig zu mir. "Was macht-" "Ich bürge für sie", warf der Käpt'n sofort ein und die andere Frau knirschte mit den Zähnen. "Fein. Vermassel das nicht oder dein letztes Stündlein hat geschlagen", sagte sie an mich gewandt. Ich zuckte nur mit den Schultern.
Mit gezogenen Schwertern standen wir bereit, als mir die ersten Zweifel kamen. Ich konnte auf dem Schiff deutlich Pierce und Brosnan sehen und die beiden waren mir im Laufe der Zeit schon ein bisschen ans Herz gewachsen. Auch meine Magd stand mit entschlossenem Gesicht an der Reling und ich wunderte mich, denn ich wusste sicher, dass sie nicht kämpfen konnte. Da sah ich die Pfanne in ihrer Hand und musste unwillkürlich grinsen. Hit 'em with the pan.
Ich musste mich entscheiden. Mein Herz hatte sich längst entschieden, der Kopf hatte eine ganz andere Meinung und mein Bauch war hin- und hergerissen. Ich ließ meine Waffe sinken. Der Käpt'n warf mir einen Seitenblick zu. "Ich weiß, was in dir vorgeht. Du wirst richtig handeln. Das weiß ich." Ich sah sie an, aber sie hatte sich schon abgewandt.
Nach ein paar wenigen Minuten lagen wir schließlich parallel zu dem Schiff meines Vaters. "Wir werden dich retten, Schätzchen!", rief meine etwas ältere, aber sehr freundliche Magd. Alle Blicke richteten sich auf mich, aber ich antwortete nichts. Da warfen die Soldaten die Enterhaken und die gruben sich unbarmherzig in das Material von The blue dragon und ich winselte angstvoll. Es schien aber Gott sei Dank so, als hätte niemand das mitbekommen. Eine Sekunde war eiskalte Stille. Es schien, als hätten die Wellen extra aufgehört zu rauschen, um hören zu können, was sich abspielen würde. Alle hielten die Luft an und selbst der Wind lauschte nur gespannt. Dann fiel der erste Schuss und meine Welt versank in altbekannten Wahnsinn.
Zerstörung, Tod, Blut, überall um mich herum und ich stand wie angewurzelt da. Ich wusste nicht, ob ich kämpfen sollte, gegen und für wen oder ob ich mich einfach verstecken sollte. Vor meinen Augen bekämpfte sich meine Bluts- und meine Seelenfamilie und ich stand einfach da und sah zu. Es war grausam. Schüsse fielen und mit jedem Schuss ertönte ein Schrei und danach ein ersticktes Gurgeln oder ein schmerzerfülltes Fluchen. Klingen kreuzten sich oder bohrten sich in Körperteile. Ich sah, wie Soldaten und Piraten gleichermaßen fielen. Ich dachte, Demirobots sind viel stärker als wir? Ich sah, dass ein paar von den Demirobots seltsam taumelten. Was zur Hölle?! Marie, meine Magd, hatte bereits drei Piraten den Schädel eingeschlagen, darunter Marcus, was ich gar nicht so übel fand. Was denke ich da bloß? Ich sah mich weiter um und ein erschrecktes Schluchzen entfuhr meiner Kehle, weil ich sah, wie Pierce sein Schwert in den rechten Arm des Käpt'ns gebohrt hatte. Sie konnte nicht mehr kämpfen und er holte zum finalen Schlag aus.
"PIERCE!" Noch nie in meinem Leben hatte ich so laut geschrien. Er hielt tatsächlich inne und suchte mich. Als er mich schließlich gefunden hatte, hatte er bereits das blutrote Schwert des Käpt'ns im Bauch. "Nein!", rief ich. Sie drehte sich zu mir um, ihr Blick war schmerzerfüllt, sowohl emotional als auch physisch. Ich sah, wie sie taumelte. Endlich löste sich meine Starre und ich rannte mit voller Geschwindigkeit auf sie zu, sodass ich sie fast umrannte.
Ich nahm ihren unversehrten Arm und legte ihn mir über die Schulter. Unter uns lag Pierce, der mich ungläubig anstarrte. "Prinzessin-" Er hustete und spuckte Blut. Dann war es vorbei und sein Blick wurde leer. Tränen liefen mir über die Augen. "Pierce!", hörte ich Brosnans wohlbekannte Stimme aus der Menge schreien. Er sah zuerst ihn und dann uns an. Sein Blick wurde wahnsinnig vor Wut und er stürmte mit vorgestrecker Waffe auf uns zu.
Schnell schubste ich den Käpt'n wieder von mir weg und zog mein Schwert. Ich stellte mich breitbeinig hin, bereit, seine Wucht abzufangen, aber direkt vor mir blieb er stehen. "Wie konntest du nur?" Sein Blick war so...gebrochem. Mein Herz zersplitterte in tausend Scherben. Heiße Tränen rannen über meine Lippen und fielen zu Boden. "Brosnan-" Er hob seine Waffe. "Dafür wirst du bezahlen." Ich wollte ihm erklären, dass ich es gar nicht gewesen war, dass es mir unendlich leidtat und dass mein Herz genauso schmerzte. Aber nichts davon konnte ich sagen. Nichts davon würde etwas bringen. Er wollte mich tot sehen. Nur einer von uns würde lebend hier rauskommen. Gott, wenn es dich gibt...
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She saved me from the storm | ✅
Teen Fiction'"Für das, was ich jetzt tun werde, brauche ich das nicht." Sie nahm mein Schwert, immer noch perplex. Dann zog ich meine Weste aus. "Atlas?", fragte sie verwirrt. Ich strich mir verlegen durch die Haare und nahm allen Mut zusammen. "Falls das hier...