Die Piraten und die Nicht-Piraten saßen lachend und grölend am Lagerfeuer. Ich sah ihnen aus der Ferne lächelnd zu. Sie hatten sich ihren vorrübergehenden Frieden wirklich verdient. Sie kämpften zu viel. Man wurde stumpf und emotionslos, wenn das Leben nur aus dauerndem Kämpfen bestand. Plötzlich kamen Tom und Brosnan auf mich zu. Tom kicherte wie üblich und umarmte mich herzlich. "Hallooo Schwesterherz, wie ist es dir ergangen, wir haben uns eeeewig nicht gesehen." Ich musste Lachen. "Ach mein liebes Geschwisterchen, ich habe dich unglaublichst vermisst, was gibt es Neues in deinem Leben?", konterte ich. "Nichts besonderes, ich hab jetzt einen Partner." Ich erstarrte. Brosnan wurde rot und sah zu Boden. "Ich hab dir doch gesagt, dass du das nicht einfach so ausplappern sollst!", sagte er. "Entschuldige mal! Ohne mich hättet ihr euch nie kennengelernt, ich habe sehr wohl ein Recht, davon zu erfahren. Pff", sagte ich gespielt empört. Dann warf ich mich den beiden um den Hals. "Ich freu mich ja so für euch! Aber ich muss sagen, ihr seid wirklich schlecht darin, es zu verstecken. Ihr habt in derselben Hängematte geschlafen!" Brosnan stieß Tom an. "Ich hab dir doch gesagt, dass das jemand bemerken wird." Tom kicherte nur. "Ist ja nur...sie." Ich hob eine Augenbraue. "Weißt du meinen Namen nicht?" "Doch, doch. Aber du hast ihn mir noch nicht angeboten, also-" "Hallöchen, mein Name ist Atlas, nett, sie kennenzulernen, Sir." Tom kicherte. "Die Freude ist ganz meinerseits." Theatralisch schüttelten wir uns die Hände. "Okay, okay, reicht dann auch wieder", sagte Brosnan und trennte unsere Hände, die sich immer noch schüttelten, voneinander. "Bist du auch so ein Eifersuchtsbolzen, oder was?", kicherte Tom. "Ah, damit musst du wohl klarkommen", sagte ich lachend. "Ähäm, entschuldigung, Atlas, kann ich dich kurz entführen?", erklang es da von hinten.
Im Büro des Käpt'ns setzte sie sich (ausnahmsweise nicht mit dem Rücken zu mir) auf ihre Tischkante. Sie räusperte sich. "Also...wir legen bald an der Insel Lesbos an-" Ich bemühte mich angestrengt, nicht in einen Lachanfall auszubrechen, scheiterte aber. Der Käpt'n verdrehte die Augen und wartete, bis ich mich wieder beruhigt hatte. "Auf jeden Fall: nachdem wir Lesbos verlassen haben, werden wir vorraussichtlich preisgeben, wer Johannes ist. Ab da werden wir rekrutieren und dann wird bald...nun...dann werden wir wohl bald deinen Vater angreifen, um ihn zu stürzen." Ich hielt die Luft an. "Ich würde dir das gerne ersparen. Beim letzten Kampf warst du auch schon im Zwiespalt mit dir selbst und ich fand es schrecklich, dich so zu sehen. Also gebe ich dir hiermit die Möglichkeit, bei Lesbos auszusteigen und nicht mehr wiederzukommen." Meine Kinnlade fiel zu Boden. "Also Olivia weiß natürlich nichts davon, aber ich werde sie, wenn es soweit ist, davon abbringen, dich zu jagen. Und dann-" "Spinnst du jetzt komplett?!" Der Käpt'n sah mich überrascht an. "Wir sind so weit gekommen und jetzt willst du mich los haben?" Sie schüttelte den Kopf. "Nein, nein, aber-" "Ich kann das nicht glauben. Ich dachte, du hättest mich gerne an Bord. Wir haben so viel miteinander durchgemacht. Und jetzt willst du mich einfach wegschicken? Ich dachte, ich wäre dir irgendwie wichtig, aber anscheinend-" Der Käpt'n packte mich an den Schultern. "Sieh mir in die Augen." Ich starrte den Boden an. Sie nahm mein Kinn in ihre Hand und hob es behutsam, aber bestimmt, an.
Zuerst sagte sie nichts. Wir sahen uns in die Augen und ich verlor mich wieder in ihr. Sie war so wunderschön. "Du bist wunderschön", platzte es aus mir heraus. Ich sah, wie ihr Gesicht sich pink verfärbte, sie sich aber schnell wieder zusammenriss. Sie räusperte sich erneut, aber diesmal verlegen. "Ich, äh..." Ich hatte sie tatsächlich sprachlos gemacht. Ich musste grinsen. "W-was ich sagen wollte: i-ich...also, du bist mir wichtig. Unglaublich wichtig. Deshalb will ich auch, dass du diese Entscheidung nicht noch einmal treffen musst. Es bereitet dir zu viel Schmerz. Außerdem ist dir schon zu viel zugestoßen, ich könnte es mir nicht verzeihen, wenn..." Sie musste und konnte es nicht einmal aussprechen. Ich nahm ihr Gesicht in meine Hände. "Und ich würde mir nie verzeihen, wenn ich dich jetzt verlassen würde." Sie nickte und sah zu Boden. "Hey. Komm schon. Du bist hier der Demirobot. Du kannst mich beschützen." Der Käpt'n biss sich auf die Unterlippe. "Ich konnte dich zu oft schon nicht beschützen." Ich zog ihren Kopf ein bisschen weiter runter, nahm ihren Hut vom Kopf und küsste sie auf die Stirn. "Aber wenn das der Fall war, hab ich es immer geschafft, mich selbst zu beschützen." Sie nickte niedergeschlagen. "Meine Güte, zieh nicht so einen Flunsch. Wenn du immer so rumläufst, muss ich Käpt'n werden." Ich zog mir die Kapitänsmütze auf und wackelte mit den Augenbrauen. Weil der Käpt'n lachte, schlug ich sie mit dem Hut und rannte hinaus auf den Flur, während ich ihn mir wieder aufsetzte. Ich wollte weglaufen, aber sie hatte mich natürlich in innerhalb von Millisekunden eingeholt. Sie hob mich hoch und kitzelte mich durch, sodass ich schlussendlich schnaufend um Gnade bettelte. Auch der Käpt'n lachte, setzte mich dann aber ab und nahm mir den Hut vom Kopf. "Der Käpt'n bin immer noch ich", sagte sie mit ihrer üblichen herrischen Stimme, aber mit einem Funken Sarkasmus in den Augen. Dann tippte sie sich auf ihre Mütze, drehte sich um und ließ mich einfach so auf dem Flur stehen.
Johannes lehnte in der Küchentür und sah mich verschmitzt an. "Ich sag doch. Das süßeste Lesbenpaar an Bord." Ich verdrehte peinlich grinsend die Augen. "Wir sind nicht zusammen." Er hob die Augenbrauen und ließ ein langgezogenes "Neiiiiiiiin" verlauten. Ich lachte. "Hey, ähm, Atlas?" Ich sah auf und nickte. "Was gibts, Johannes?" "Kann ich dir was sagen?" Ich grinste. "Ich weiß, dass ich wunderschön bin, das musst du mir nicht sagen." Er verdrehte die Augen. "Nein, ernsthaft." Ich runzelte die Stirn. "Ähm, na klar." Er führte mich in die Küche. "Also...zuerst. Der Käpt'n hat mir die Augen geöffnet, was dich betrifft. Ich weiß, dass du mich nicht absichtlich verlassen hast und es tut mir leid, dass ich so gemein zu dir war." Kurz sah ich den kleinen Jungen aus ihm herausscheinen. "Alles gut. Du hattest jedes Recht dazu." Ich lächelte ihn aufmunternd an. "Naja, ich hab erkannt, dass du der einzige Mensch auf diesem Schiff bist, dem ich trotz allem vertrauen kann. Und mit irgendjemandem will ich darüber reden, sonst platze ich." "Nun schieß doch schon los!", rief ich. Er sah zu Boden. "Na gut, alsooo, ähhh...ich hab mich vielleicht, möglicherweise in Olivia verknallt...?" Oh Jesus...
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She saved me from the storm | ✅
Teen Fiction'"Für das, was ich jetzt tun werde, brauche ich das nicht." Sie nahm mein Schwert, immer noch perplex. Dann zog ich meine Weste aus. "Atlas?", fragte sie verwirrt. Ich strich mir verlegen durch die Haare und nahm allen Mut zusammen. "Falls das hier...