Ich hatte gehört, dass im 21. Jahrhundert der Mensch realisiert hatte, dass es viel mehr als nur zwei Geschlechtsidentitäten gab. Aber seit dem Dritten Weltkrieg interessierte sich niemand mehr dafür. Zumindest offiziell. Denn, nun ja, man hatte "wichtigere" Probleme, wie zum Beispiel dafür zu sorgen, dass man genug zu essen hatte oder möglichst nicht getötet zu werden. Natürlich hatte ich von alldem nichts mitbekommen. Ich war die Prinzessin. Ich wusste das alles nur von ein paar Büchern und vom Fernsehen. Allerdings durfte ich eigentlich keine Bücher lesen, in denen es um, wie mein Vater es gerne ausdrückte, "Postpostmodernes", also alles nach dem 20. Jahrhundert, ging. Und Fernsehen war mir generell verboten, aber wenn der König außer Haus war und die Magd einmal nicht hinsah, schlüpfte ich in das einzige Zimmer, das einen Fernseher hatte und sog all die Neuigkeiten ein, die die Welt für mich bereithielt. Mein Vater versteckte zwar den Schlüssel, aber ich war damals gewitzter gewesen als ich es heute war und fand ihn relativ bald.
Brosnan und ich standen noch immer draußen und unterhielten uns leise über sein Problem. Er listete mir ein paar Geschlechter auf, die er kannte, mit denen er sich aber nicht identifizieren konnte: "Also, es gibt natürlich transsexuell, dann non-binary, genderfluid, bigender, agender...naja, mehr fallen mir nicht ein, aber das passt alles einfach nicht." Ich nickte. "Gibt es denn einen Überbegriff für all diese Geschlechter?" "Genderqueer." "Und...warum identifizierst du dich nicht einfach damit? Ich meine...ich sag meistens auch nicht, dass ich lesbisch (kotz) oder bi oder was weiß ich bin. Ich sag höchstens einfach "queer". Aber am liebsten wäre es mir, mich gar nicht in irgendein Schema einzusortieren." Er nickte. "Du warst schon immer jemand, der Dinge an sich selbst einfach akzeptiert hat. Das fand ich immer bewundernswert. Aber ich brauche einfach etwas. Keine Ahnung, einen Begriff, den ich benutzen kann. Nun ja, direkt kann ich ihn sowieso nicht benutzen. Ich habe mich ja bis jetzt nur bei dir geoutet." Ich nickte verstehend. "Und...soll ich dich irgendwie anders nennen oder so?" Er schüttelte den Kopf. "Ich mag meinen Namen. Denke ich. Und ich will auch keine Frau sein. Ich will einfach...nichts sein." Ich hob die Augenbrauen. "Vakuum?" Er grinste. "Ja! Ich bin ab jetzt vakuumgender." "Ich unterstütze dich und helfe dir gerne, dich in Vakuum umzuwandeln." Wir lachten und er legte eine Hand auf meine Schulter. "Dieses Gespräch bleibt unter uns." "Natürlich, Vakuum." Er verdrehte die Augen. "Ernsthaft." Ich nickte energisch. "Keine Sorge."
Ich schaffte es noch eine Stunde zu schlafen, dann wurde ich von irgendjemandem wachgerüttelt. Diese Hängematten waren sogar einigermaßen bequem, aber ich war wegem dem Schlafmangel trotzdem gerädert. Nur mit Mühe konnte ich aufstehen und wie in Trance begab ich mich an Deck. Dort gab Olivia Befehle, denen ich nicht einmal versuchte zuzuhören. Langsam watschelte ich zu irgendeinem Masten und lehnte mich gegen ihn. Mir fielen die Augen zu.
Ich spührte Lippen auf meinen. Geschockt riss ich die Augen auf und zuckte weg. Ich starrte in das grinsende Gesicht von Olivia. Ich stolperte noch weiter weg und fuhr mir angeekelt über den Mund. "Spinnst du?!" Sie zuckte mit den Schultern. "Du hast geschlafen. Das war deine Strafe. Und dabei war es nicht einmal eine Strafe." "Olivia!" Ich drehte mich um und sah den Käpt'n mit hochrotem Kopf auf uns zu stürmen. "Das geht nun wirklich zu weit! Ohrfeigen, von mir aus. Schläge, wenn es sein muss. Aber einen Kuss als Strafe?! Das hier ist mein Schiff! Ich bestimme, wer hier arbeitet oder wer nicht arbeitet, also halt gefälligst mal deine vorlaute Fresse und küss nicht meine Mannschaft!" Olivia kicherte. "Deine Mannschaft? Du meinst wohl deine persönliche Mätresse." Ich wurde rot, der Käpt'n nur noch wütender. "Du verfi-" "Hey, hey, hey, wir wollen doch nicht, dass dich bald alle bei deinem Namen nennen können." Der Käpt'n klappte ihren Mund wieder zu, drehte sich abrupt um und verschwand ohne ein weiteres Wort unter Deck. Olivia lachte. "Jetzt mach dich an die Arbeit und wehe dir, ich sehe dich noch einmal schlafen." Ich sah ihr hinterher, als sie ging. Sie wusste den Namen vom Käpt'n. Will ich ihn überhaupt wissen? Ich starrte auf den Boden. "Aye, Prinzessin. Hilf mir mal!" Ich drehte mich zu der Stimme und eilte zu Hilfe.
Irgendwann nachmittags entdeckte ich den Käpt'n und flüchtete zu ihr. Sie lehnte, verborgen vor den anderen, an einer Wand. Ich lehnte mich neben sie. Da schoss mir eine Frage durch den Kopf, die ich mir schon länger gestellt hatte, aber nicht dazu kam, sie tatsächlich auszusprechen. "Was habt ihr eigentlich mit den Untertanen meines Vaters gemacht?" Ich meinte damit meine Magd, die Palastwachen und Soldaten, die gekommen waren, um mich zu "retten". Der Käpt'n sah plötzlich schuldbewusst zu Boden. Lange schwieg sie und eine schreckliche Vorahnung bildete sich in meinem Kopf. "Hör zu, ich weiß nicht, wie ich das sagen soll..." Ich wich vor ihr zurück und endlich sah sie mich an. Das Entsetzen musste mir ins Gesicht geschrieben gewesen sein, denn sie trat einen Schritt vor und griff nach meinen Händen, ich zog sie aber sofort weg. "M-Marie?" Sie biss die Zähne zusammen. "Ich-" Ich drehte mich um und rannte unter Deck, an den einzigen Fluchtpunkt, den ich noch hatte: die Küche. Ich riss die Tür auf und ein erschreckter Johannes fuhr herum. Er musterte mich verwirrt, da rannte ich auf ihn zu und warf mich in seine Arme, sodass er stolperte. Gerade noch fing er sich. Zuerst stand er einfach steif da, irgendwann entspannte er sich aber und strich mir über meinen vom Schluchzen bebenden Kopf. Ich dachte an alle Soldaten, selbst die, die ich nicht namentlich kannte, ich dachte an Marie, der ich immer viel zu wenig Anerkennung geschenkt hatte, erinnerte mich an ihre Gesichter und versucht verzweifelt, sie mir einzuprägen.
Nach einer halben Ewigkeit klopfte es leise an der Tür. Johannes wollte sich von mir lösen, aber ich hielt ihn fest, also sagte er nur "Herein". Nach ein paar Sekunden löste er sich dann endgültig von mir und verließ das Zimmer. Ich wollte mich gar nicht umdrehen, wollte nicht sehen, wer dort stand, obwohl ich es sowieso schon wusste. "E-es tut mir leid. Wirklich. I-ich wollte es verhindern, a-aber Olivia-" Ich drehte mich ruckartig um, als die ganze Wut, die ich in mir drin vergraben hatte, aus mir herausbrach. "OLIVIA?! NATÜRLICH, SCHIEB ALLES IMMER AUF OLIVIA! DU HAST GENAUSO SCHULD WIE SIE! DU HÄTTEST ES VERHINDERN KÖNNEN! DU BIST EIN MONSTER! ICH WUSSTE, DASS ICH DIR NIEMALS HÄTTE VERTRAUEN SOLLEN! IHR SEID DOCH ALLE GLEICH! ICH-" Ich rannte auf den Käpt'n zu und schlug wie ein Verrückter wild auf ihre Brust ein. Sie ließ es sich gefallen und winselte nicht einmal. Ich schlug weiter und weiter auf sie ein, ließ die Wut nur so aus mir herausströmen, ließ allen Hass an ihr aus, auch wenn ich sie nicht hasste, bis alle Kraft mich verlassen hatte und ich erschöpft gegen sie sank. Sie nahm mich in den Arm und ließ mich an ihrer Schulter weinen. Das ist alles nur ein Traum...
Hallo Menschen,
ehhhh sorry, dass es so lange gedauert hat, ich war ein paar Tage bei einem Camp. Newsflash: ICH BEKOMM ZU MEINEM GEBURTSTAG EINEN BINDER, WUHUUUUU!!!! Jaaa...Stimmung zerstört...😂😂 Egal
Always make it weird,
Eure Vidka😁❤
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She saved me from the storm | ✅
Teen Fiction'"Für das, was ich jetzt tun werde, brauche ich das nicht." Sie nahm mein Schwert, immer noch perplex. Dann zog ich meine Weste aus. "Atlas?", fragte sie verwirrt. Ich strich mir verlegen durch die Haare und nahm allen Mut zusammen. "Falls das hier...