Autorität!

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Pierce, einer der Wachen, las laut all ihre Verbrechen vor: "Hochverrat am Vaterland, Kampf bei der Festnahme, Versuch zur Flucht, Tötung zehn königlicher Soldaten..." Die Liste wurde immer länger, aber das interessierte die Verurteilten nicht. Die eine Hälfte starrte mich mit offenem Mund an, die andere warfen sich gegenseitig verzweifelte Blicke zu. Nur eine Person sah regungs- und emotionslos zum König auf: die Person, die mir jeden Tag den Schlaf raubte, die Person, die mein ganzes Leben auf den Kopf gestellt hatte, die Person, an die ich mein Herz verloren hatte.

So nah. Sie war so nah, zum Greifen nah. Ich müsste nur aufstehen, zu ihr laufen... Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als mein Vater seine Stimme erhob: "Danke, Pierce. Nun, hat irgendjemand etwas zu seiner Verteidigung zu sagen?" Alles schwieg. Ich bewunderte ihren Mut ungemein. Jeder von ihnen war bereit, jedes Urteil einfach so entgegen zu nehmen. Da fiel mir auf, dass nur die Hälfte der Piraten anwesend war. Ich sah mich suchend um. Er war nicht da. Johannes war nicht da. Johannes, Jack, Bill und circa ein Dutzend weiterer Piraten. Ich wollte mir gar nicht ausmalen, was mit ihnen passiert sein könnte. Sie könnten tot sein, zerschnitten von den scharfen Klingen der Soldaten oder mit einer Kugel im Kopf. Sie könnten aber auch noch am Leben sein und... "Nun", sagte der König und unterbrach damit erneut meinen Gedankenfluss. "Ich will von jedem von euch seinen Vor- und Nachnamen wissen und woher er stammt." Die zweite Wache, Brosnan, stupste den hintersten Piraten an, der sich angstvoll umsah. Mit zitternder Stimme und nach kurzem Zögern sagte er: "Rick Jackson. A-aus Persephonis." Der König machte eine Handbewegung und Pierce holte ein Buch vom Tisch. Ich kannte dieses Buch. In dieses Buch schrieben sie alle Demirobots hinein, die eliminiert wurden.

Reih um murmelten nun die Piraten leise ihre Namen, ein paar waren widerspenstig, andere brachten es so schnell hinter sich wie möglich. Einige der Namen kannte ich bereits, ein paar waren mir in den zwei Jahren entfallen, aber die meisten kamen mir überhaupt nicht bekannt vor. Die letzte Person, die ihren Namen sagen sollte, war der Käpt'n. Aber die presste ihre Lippen zusammen und starrte weiter meinen Vater an. Sie ließ sich auch nicht davon beeindrucken, dass sowohl Pierce als auch Brosnan ihre Schwerter zogen und von beiden Seiten auf sie zukamen.

Als der König merkte, dass das nichts bringen würde, wischte er kurz mit seiner Hand durch die Luft und einer der Wachen zog eine Kanone. Ich quietschte kurz auf und mein Vater sah mich verwirrt an. Stirnrunzelnd wandte er sich wieder ab und nickte Brosnan, der die Pistole hatte, zu. Der richtete sie auf den Käpt'n. Sie regte sich immer noch keinen Zentimeter. Die Stimmung war zum zerreissen gespannt, aber keiner der Piraten regte sich: sie alle wussten, dass sie lieber sterben würde als meinem Vater auch nur die kleinste Schwäche zu zeigen. Ich allerdings fand das gar nicht akzeptabel. Die Wache legt seinen Finger an den Auslöser.

"Warte!", rief ich verzweifelt. Jetzt richteten sich alle Blicke auf mich, außer der des Käpt'ns, die meinen Vater ungerührt anstarrte und ich sah, dass er sogar nervös auf seinem Stuhl rumrutschte. Ich hatte ihn zuvor noch nie nervös gesehen. Ich stammelte verzweifelt irgendeinen Müll, holte dann aber tief Luft. Ich hatte nur diese eine Chance, sie zu retten. Ich schloss die Augen und sagte: "Wir brauchen sie noch. Sie alle. Sie sind wertvolle Informanten. Würde es nicht mehr Sinn machen, sie auszuquetschen, bevor sie uns nichts nützen? Vater, du hast vorhin gesagt, sie waren sehr investiert, also wissen sie wahrscheinlich sehr viel." Ich atmete aus. "Wir brauchen sie." Mein Vater war sichtbar zufrieden. Er klopfte mir auf die Schulter. "Endlich fängst du an, wie ein Stratege zu denken."

Mit offenen Augen lag ich in meinem Bett. Ich konnte doch nicht einfach schlafen. Nicht, wenn ich wusste, dass vier Stockwerke unter mir der Käpt'n in Ketten im Kerker schlief. Schließlich beschloss ich, dass ich nicht schlafen konnte, ehe ich mit ihr gesprochen hatte. Ich schlug die Decke zurück und schlich in meinen begehbaren Kleiderschrank. Ich hatte nur ein dünnes Nachthemd an, so würde ich nicht durch das ganze Schloss laufen. Nachdem ich ein relativ gemütliches Kleid übergeworfen hatte, schlich ich an meiner Magd vorbei und öffnete vorsichtig die Tür. Der Soldat, der neben der Tür lehnte, schlief tief und fest. Ich schloss geräuschlos die Tür und schlich den Gang hinunter. Die Treppen waren unbewacht, also lief ich so schnell es ging hinab. Der Gang, der zum Kerker führte, war allerdings bewacht. Ich kam schlitternd zum Stehen. Die beiden Wachen an der Metalltür sahen mich verwirrt und verschlafen an. Ich schluckte und richtete mich auf. Mit majestätischen Schritten ging ich auf sie zu. "Lasst mich durch", sagte ich mit beherrschter Stimme. Die beiden sahen sich unsicher an. "Jason, Leon, lasst mich durch! Das ist ein Befehl!" Sie zuckten zusammen. Sie hatten wohl nicht erwartet, dass die Prinzessin höchst persönlich ihren Namen kannte. Und das machte sie nur noch verletzbarer. Schließlich fasste Leon sich ein Herz und öffnete die schwere Tür mit den schweren Schlüsseln. Schwer schwang sie auf und ich durchschritt sie langsam.

Die Wachen sahen mir hinterher. Ich sah in jede einzelne Zelle. Ich sah, dass sie die Piraten einzeln in die Zellen gesteckt hatten. Ich würde ihnen allen gerne helfen, aber ich hatte nicht genügend Zeit, bald würden die Wachen misstrauisch werden. Die Piraten schienen das zu wissen. Sie ließen mich ziehen ohne etwas zu sagen. Vielleicht hassten sie mich auch nur. Ich würde es verstehen, in ihrer Situation, verwirrt und verzweifelt, würde ich dasselbe tun, nur, um mich besser zu fühlen. Allerdings verstand ich nicht, warum sie nicht untereinander kommunizierten. Da erinnerte ich mich an die Regel, dass man im Gefängnis nur reden durfte, wenn man aufgefordert wurde. Schließlich kam ich an der letzten Zelle an. In Ketten saß sie auf dem Boden, den Blick starr auf die Wand gerichtet. Wenn ich das alles doch nur ändern könnte...

Hallo Menschen,
da hab ich euch ja lange warten lassen (😈)
Tjaa, sorry not sorry. Ja gut....mehr hab ich eh nicht zu sagen. Lasst gerne Feedback da...oder so.
Naja,
See ya when I see ya,
Eure Vidka😁❤

She saved me from the storm | ✅Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt