Ich bekomme eine in die Fresse

2.1K 164 3
                                    

Johannes und ich eilten nach oben, gefolgt von Jack und den anderen Piraten, alle hatten ihre Waffen gezückt. Und das konnte nur eines bedeuten. Wir mussten kämpfen. Sobald wir an Deck waren, sah ich das monströse Schiff, das bedrohlich neben uns aufragte. Jemand packte mich am Arm und zog mich zurück. "Geh wieder unter Deck", zischte der Käpt'n. Ich riss mich los und schüttelte den Kopf. "Ich kann kämpfen!" Sie schnaubte. "Ich will gerne sehen, wie du mit einer Kugel kämpfst. Außerdem hast du keinerlei Erfahrung mit Waffen. Jetzt geh nach unten!" "Aber Johannes darf-" "Johannes kann kämpfen", unterbrach sie mich. "Jetzt geh!" Widerstrebend tat ich wie befohlen. Ich rannte in die Küche und schloss die Tür. Ich schob ein Regal vor, damit niemand hinein konnte.

Bald begann das Schiff wie wild zu wackeln, ich wurde hin und her geschleudert. Ich hörte Kanonenschüsse, Schreie und die metallischen Geräusche zweier Klingen, die sich kreuzten. Ungeduldig kaute ich auf meiner Unterlippe. Ich hörte, wie jemand laut die Treppe hinunter stürzte. Dieser Jemand keuchte laut und fluchte in einer mir unbekannten Sprache. (Und ich konnte viele Sprachen.) Kurz danach wurde eine Tür aufgetreten. Ein triumphierendes Lachen und dann das Geräusch von Klingen, die von ihren Halterungen genommen wurden, ertönte. Er war im Arbeitszimmer der Käpt'ns und wollte ihre Schwerter stehlen! Oh nein, das werde ich nicht zulassen.

Schnell schob ich das Regal wieder in seine ursprüngliche Position und öffntete möglichst leise die Tür. Auf Zehenspitzen schlich ich zu dem Zimmer, in dem der feindliche Pirat war. Ich lugte um die Ecke und erblickte einen schmutzigen Mann, vermutlich asiatischer Herkunft. Ich sah zur Wand. Dort war nur noch ein Schwert, und zwar das Lieblingsschwert des Käpt'ns. Auch das nahm er und ich wartete, bis er es in seinen Ledersack gesteckt hatte. Ich stellte mich mit meiner ganzen Größe in den Türrahmen, als er sich umdrehte, um zu verschwinden. Er erstarrte. Ich streckte die Hand aus und knurrte: "Rück die Schwerter wieder raus." Jetzt lachte der Pirat. "Und wovon träumst du nachts?", erwiderte er in gebrochenem Griechisch, was ich gerade so verstehen konnte. Ich kniff die Augen zusammen und nahm meine Hand wieder zurück. Ich hatte nur eine Chance, er trug eine Knarre an seinem Gürtel. Schnell sprang ich vorwärts. Noch während ich rannte, sah ich, dass er seine Waffe zückte, aber es war zu spät. Er feuerte und gleichzeitig rannte ich gegen ihn. Wir stürzten zusammen zu Boden, der Sack landete neben uns. Bevor er irgendwie reagieren konnte, setzte ich mich blitzschnell auf und rammte meinen Zeige- und Mittelfingerknöchel mit aller Kraft in seinen Adamsapfel. Der gab erstaunlich leicht nach und plötzlich steckte er in seinem Hals. Er machte ein Würgegeräusch und hielt sich seine Kehle. Er röchelte noch ein paar Sekunden und bewegte sich dann nicht mehr.

Erschrocken stand ich auf. Ich hatte ihn umgebracht. Da hörte ich, wie jemand hinter mir in den Türrahmen stolperte. Ich drehte mich kampfbereit um, aber dort stand der Käpt'n. Sie starrte mich entgeistert an. Ihr Blick ruhte auf meiner Brust und ich folgte ihrem Blick. Ein großes, rotes Loch klaffte in meiner linken Brusthälfte. "Oh sch-" Ich spürte, wie ich mein Gleichgewicht verlor und nach links kippte. Den Aufprall auf den Boden bekam ich nicht mehr mit. Och ne, nicht schon wieder...

She saved me from the storm | ✅Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt