Wo ist mein Cape?

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Ich zischte schmerzerfüllt und zog meinen Arm weg, als ich spürte, wie die Flüssigkeit sich in meinem Körper verteilte. Tom zuckte schuldbewusst zusammen, ging aber gleich zum nächsten und machte dasselbe bei ihm. Dabei erklärte er, was genau er da machte: "Das hier nenne ich Anti Toxicum Ferrum. Oder so. Es ist eine Flüssigkeit, die euch vorrübergehend immun gegenüber Toxicum Ferrum macht. Vorrübergehend. Wenn ihr nicht draußen seid, bevor es abläuft, habt ihr ein Problem. Dann gibt nämlich das Mittel die Hemmung, die es von euch genommen hat, mit derselben Heftigkeit zurück, die sich aufgestaut hat. Ihr habt drei Stunden. Höchstens." Ich runzelte die Stirn. "Aber dann brauche ich es doch gar nicht", warf ich ein, was Tom natürlich nicht hören konnte. Ich zuckte die Schultern. Wahrscheinlich wirkt es bei mir eh nicht, dachte ich.

Da gesellte Johannes sich neben mich. "Hey", sagte ich. Er erwiderte nichts, sein Blick war auf Olivia fixiert. "Echt jetzt?", murmelte ich genervt und gab ihm eine leichte Ohrfeige. Er quietschte. "Hey!" Ich lachte in mich hinein. "Starr nicht so", sagte ich nur. "Pff, du hättest dich mal beim Käpt'n sehen müssen." Wir verdrehten beide die Augen. "Ach ja, ich muss dir was sa-", hob Johannes an. Plötzlich stand Sasoriza vor uns. "Macht euch bereit", befahl er und ging einfach wieder. Johannes streckte ihm die Zunge raus. Ich lachte. Da sah ich, wie Sasoriza mit einem Mann redete, der etwas kleiner war als ich, was schon fast unmöglich war. Der nickte und machte sich aus dem Staub. Misstrauisch starrte ich ihm hinterher und plötzlich hielten der Anführer der Rebellen und ich Blickkontakt. Ich brach widerwillig zuerst ab und wandte mich an Johannes, der die Szene angespannt beobachtet hatte. "Wo der wohl hinwill", murmelte ich, halb zu mir selbst. "Zu ihnen wahrscheinlich", antwortete Johannes wie beiläufig, aber an seinem Unterton konnte ich erkennen, dass ich ein Tabu-Thema gefunden hatte. "Wer sind sie?", fragte ich trotzdem. Er zuckte die Schultern. "Manche spekulieren, dass es die Erfinder sind, aber das bezweifle ich. Dafür sind sie zu unorganisiert. Sie sind praktisch die wirklichen Anführer der Rebellen. Sie sind die einzigen, die über Sasoriza stehen. Und trotzdm wissen wir nicht, wer sie sind. Aber sie haben anscheinend gute Absichten, sonst wären wir nicht hier." Ich nickte. "Trotzdem ist es seltsam, dass niemand weiß, wer sie sind." Wozu Johannes lediglich sagte: "Lass uns jetzt vorbereiten gehen. Hol dein Schwert. Dann bekommst du deine Rüstung." Ich grunzte nur als Antwort.

Als mein Schwert an meinem Gürtel befestigt war, strich ich sanft über den Griff. Nach all dieser Zeit war dieses Schwert wohl mein treuester Begleiter gewesen. Ich blickte in den Spiegel. Ich sah all meine Fehler, die zu schiefen Zähne, das zerzauste Haar, das sich nie glätten ließ, die unebene Haut, mein Zwergendasein. Ich sog es in mir auf und ich akzeptierte es. Vielleicht zum ersten Mal in meinem Leben. Weil es die letzten Stunden ebendessen sein konnten. Ich warf einen letzten Blick auf mich und verließ das Zelt.

Johannes stand schon davor und grinste mich schief an. Er bedeutete mir, ihm zu folgen. Er ging in ein Zelt, in dem ich noch nie gewesen war. Darin stapelten sich förmlich die Waffen, Rüstungen und was wusste ich noch. Ich ging ins hinterste Abteil und zog etwas aus einem Regal. Er hielt es stolz vor sich. "Hab ich selbst entworfen." Ich runzelte die Stirn. In seinen Händen lag ein Anzug, der sehr futuristisch aussah. Er schimmerte blau. Am Brustkorb, an den Schultern, am Rücken und an den Beinen waren Platten angebracht. Sie sahen aus, als könnte man sich gut in ihnen bewegen. Der Rest war aus schwarzem Stoff und so bedeckte der Anzug alles außer meinen Kopf. "Aus besonderem Material. Ich hab vergessen, wie es heißt, aber es ist leistungsfähig und leicht genug, dass du damit mühelos fliegen kannst." Ich starrte ihn fassunglos an. "Das hast du gemacht?" Er sah beleidigt aus. "Tu nicht so überrascht." "Sorry", sagte ich, aber nicht aus vollem Herzen, ich war immer noch geschockt. "Versammeln!", erklang da Sasorizas Stimme von draußen. "Na los", drängte Johannes mich. "Zieh es an. Es ist elastisch, also müsste es passen."

Es passte tatsächlich wie angegossen. Als ich das Zelt verließ, hatte ich den Anzug an und fühlte mich deshalb irgendwie...cool. Mein Schwert baumelte natürlich trotzdem wie immer an meinem Gürtel. Johannes ging neben mir, die Brust stolz vorgereckt. Einen Helm hatte ich nicht bekommen, aber das störte mich wenig. Die Dinger waren sowieso viel zu unpraktisch. Der Anzug war gemütlich, leicht und sah toll aus. Ich konnte nicht meckern. Allerdings richteten, während ich zu meinem Platz neben dem Käpt'n ging, zum gefühlt hundertsten Mal alle Blick auf mich. Ich spürte, wie ich rot wurde, ging aber zielstrebig weiter. Als der Käpt'n mich sah, hob sie eine Augenbraue. "Was ist das denn?", fragte sie. "Meine Rüstung." Sie sah mich weiter fragend an. "Damit ich fliegen kann." Ein großes "Ahhh" umringte mich. Alle hatten zugehört, was dafür sorgte, dass sich meine Wangen noch mehr erhitzten. "Nicht schlecht", murmelte der Käpt'n leise und zwinkerte. Ich verdrehte die Augen. Mein Gesicht musste aussehen wie eine Tomate.

"Wie auch immer", hob Sasoriza da an. "Bevor wir in die Schlacht ziehen. Ich bin stolz, an der Seite von jedem Einzelnen von euch gekämpft haben zu dürfen. Ihr seid alle tapfere Krieger - und Kriegerinnen - und ich schätze euch alle. Wenn ich ein Priester wäre, würde ich euch jetzt segnen, aber das bin ich nicht, also sag ich einfach...an die Waffen!" "AN DIE WAFFEN!", brüllte die Menge einstimmig zurück. Ich sah den Stolz in Sasorizas Augen und ich kam nicht umhin, mich in die Brust zu werfen. Wir waren ein Team. Das war sicher. Und das würde für immer so sein. Ich musterte die Crew. So viel ist passiert...

Unwillkürlich begann ich zu summen. Es war wie unfreiwillig. Es passierte einfach. Die Menschen um mich herum sahen mich an und stimmten dann mit ekn. Und so kam es, dass ein ganzes Heer einfach da stand und andächtig Das Lied des Meeres summte. Als das Lied zu Ende war, herrschte für ein paar Sekunden Stille. Irgendwann täusoerte sich Sasoriza. "W-wir müssen jetzt los. Alle auf ihre Position." Ich stand kurz verwirrt da. Als wir das besprochen haben war ich wohl schon weg, dachte ich verdrossen. Der Käpt'n zog mich mit sich und plötzlich stand ich inmitten der Menge, die sich schützend um mich verteilte. "Ich hoffe, den Rest des Plans weißt du", knurrte sie und ich nickte schuldbewusst. Sie verschwand wieder in der Menge. So eingeengt von den anderen bewegten wir uns durch den Wald, was wegen den Bäumen meist nicht einfach war. Aber Sasoriza hatte erklärt, dass wir von Anfang an auf der Hut sein mussten. Es war circa sieben Uhr abends, also noch nicht dunkel, aber die Dämmerung hatte begonnen. Es war beschlossen worden, dass wir sie nicht so grausam überfallen wollten, wie sie es bei uns versucht hatten. Aus irgendeinem Grund sollten wir ihnen eine "faire Chance" geben. Ich verstand es nicht und meiner Meinung nach war es Schwachsinn. Auch Sasoriza schien nicht allzu begeistert, aber er hatte seine Befehle wohl von ganz oben bekommen. Ich sah den ersten schwachen Lichtstrahl und schon bald brachen wir wie ein einziger Körper durch das Dickicht. Auf in den Kampf, Torero...

Hallo Menschen,
ich hab mich vor einer Lehrerin als transgender geoutet!! Yey!! Ich hab nur dezent Angst vor der Reaktion meiner Klasse, weil da ein paar Idioten drin sind, die sich wahrscheinlich darüber lustig machen werden...naja.
Das wird schon,
Euer Vidka😁❤

She saved me from the storm | ✅Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt