Liebe auf Umwegen

Kapitel 8

Skyla

Als ich am nächsten Morgen aufwachte stand ich langsam auf. Der Schmerz in meinem Bein hatte nachgelassen. Schnell machte ich mich frisch und zog mir meine Day Class Uniform an. Nachdem ich mich für den Unterricht fertig gemacht hatte wollte ich die Krankenstadion verlassen doch Takuma stand mir im weg. "Was machst du hier verdammt noch mal?", maulte ich und sah ihn an. "Ich bringe dich zum Sonnenwohnheim, damit du packen kannst und anschließend bringe ich dich zum Mondwohnheim.", erklärte er mir und ich sah ihn nur Fassungslos an. "Das ist mein Leben verdammt! Ich habe da auch noch ein Wörtchen mitzureden!", rief ich. Wütend stapfte ich dann Richtung Schulgebäude und ging in meine Klasse. Als der Unterricht dann vorbei war ging ich zurück auf mein Zimmer. Ich wollte mich gerade umziehen als ich feststellen musste das mein Schrank leer war. Zum zweiten Mal an diesen Tag wurde über meinen Kopf hinweg entschieden. Außer mir vor Zorn ging ich einfach in das Büro vom Rektor. Das Kaname anwesend war ignorierte ich gekonnt. "Für wen halten Sie sich?! Ich hätte in meinen Leben auch gerne noch ein Wörtchen mitzureden! Sie glauben doch nicht etwa das ich freiwillig zu diesen Monstern ziehe!", schrie ich herum und zeigte bei dem Wort 'Monster' auf Kaname. "Ich kann selbst entscheiden wo ich leben werde! Und wenn Sie meine Entscheidung nicht respektieren bin ich weg! Für immer! Und wo verdammt noch mal sind meine Waffen?!", fuhr ich aufgebracht fort. "Skyla bitte. Es ist nur zu deinem besten. Wir wissen nicht wie du dich weiter entwickeln wirst.", versuchte Rektor Cross mich umzustimmen. "Ach ihr könnt mich alle mal!", rief ich noch immer wütend und verließ wieder das Büro. Auf den Weg zurück in mein Zimmer wurde ich von Takuma abgepasst. "Könnt ihr mich nicht einfach alle in Ruhe lassen?!", schrie ich weiter. "Skyla wir haben eine Aufgabe für dich. Bitte komm mit.", sagte er ruhig. Kurz überlegte ich und stimmte schließlich zu. Zögernd folgte ich ihm zum Mondwohnheim. Als die Haupttür geöffnet wurde kam mir sogleich ein kleines Mädchen entgegen. "Wer bist du denn?", fragte ich und hob sie auf meinen Arm. Es dauerte nicht lange bis sie dann auch anfing zu weinen. "Mommy...", weinte sie. Sanft wiegte ich sie auf den Arm."Zu wem gehört sie?"
„Sie wurde vor dem Schultor gefunden. Niemand weiß zu wem sie gehört. Wir wissen nur das ihr Name Emily ist.", erklärte Takuma mir. Gefunden? Moment mal. Ich erinnerte mich an etwas das ich gesehen hatte. Vielleicht erklärte Takuma mir auch nur das was man ihm sagte. „Und woher wisst ihr wie sie heißt?", fragte ich misstrauisch. „Das steht auf der Rückseite ihres Medaillons.", lächelte er mich an. „Du sagtest etwas von einer Aufgabe.", meinte ich dann. „Ja...", Takuma kratzte sich am Kopf. „Ein Kind hier zu haben ist für uns alle Neuland. Vielleicht würdest du dich eine Weile um sie kümmern, bis wir wissen zu wem sie gehört."
„Was?"
„Keine Sorge, ich werde dir natürlich mit ihr helfen."
Ich sollte mich um ein fremdes Kind kümmern? Sah ich etwa aus wie eine Nanny? Ich sah auf das wimmernde Kind, in meinen Armen. Sie drückte sich, mit ihrem Teddy an mich. Irgendwie war sie ja schon ganz süß, auch wenn sie ein Vampir war.

Luna

Am nächsten Tag hatte ich keinen Unterricht. Zumindest nicht in der Day Class. Darüber war ich auch sehr froh, da ich die ganze Nacht kein Auge zugemacht hatte. Noch immer gab ich mir die Schuld, für den Vorfall. Ich fühlte mich nicht in der Lage, die Night Class zu unterrichten und so machte ich mich auf den Weg zum Rektor. „Herein.", kam es nach dem ich geklopft hatte. Ich öffnete die Tür. Kaname war bei ihm. Es wunderte mich, schließlich war es Tag. „Luna-chan, was kann ich für dich tun?", fragte der Rektor. Ich trat näher, zum Schreibtisch. „Du bist sehr blass.", stellte Kaname fest. „Ich habe nicht gut geschlafen, das ist alles.", meinte ich. „Du weißt es also?", fragte der Rektor und ich nickte zustimmend. „Es hätte mich treffen müssen, nicht sie."
Kaname legte eine Hand auf meine Schulter. „Es ist nicht deine Schuld. Der Verband wusste das du nicht mehr für sie arbeitest. Sie haben die Schuld, das sie nur zwei Jäger vor Ort schicken."
Seine Aussage machte es auch nicht besser. „Du brauchst dir keine Sorgen um Skyla zu machen, sie befindet sich im Mondwohnheim. Wir kümmern uns um sie.", versuchte Kaname mich zu beruhigen. Ich fragte um welchen Reinblüter es sich handelte. „Rido Kuran? Dein Onkel?", hakte ich nach. „Ja."
„Gut, dann weiß ich was ich zu tun habe.", meinte ich dann und sah in zwei geschockte Gesichter. „Du willst ihn doch nicht wirklich suchen. Er hatte es auf dich abgesehen.", schimpfte der Rektor. „Skyla wird sterben, wenn ich nichts unternehme.", schrie ich. „Überlasse es bitte mir. Ich werde mich selbst darum kümmern.", bat Kaname. „Aber..."
„Nichts aber. Luna, sei vernünftig. An der Akademie ist es für dich am sichersten."
Ohne ein weiteres Wort darüber zu verlieren, ging ich wieder. Eigentlich wollte ich um Freistellung bitten, doch das hatte ich verpasst. Dann musste ich einfach meiner Pflicht nach kommen und mir einen Plan überlegen, wie ich vielleicht doch noch helfen konnte. Vielleicht sollte ich noch einmal das Gespräch mit Skyla suchen. Ob sie sich allerdings darauf einlassen würde war die große Preisfrage.

Später fand der Klassenwechsel statt. Ich machte mich auf den Weg zum Schulgebäude. Ein Day Class Schüler stoppte mich und fragte mich etwas wegen der bevorstehenden Arbeit. Ich erklärte ihm ein paar Dinge, als die Night Class anrückte. Unter ihnen war auch Skyla. Sie sah mich feindselig an. Auf ihrem Arm ein kleines Mädchen. Was machte ein Kind an dieser Schule? Als die Kleine mich sah machte sie große Augen und strampelte auf ihren Armen. „Was soll denn das?", fragte Skyla. Das Kind streckte ihre Arme aus. „Diese Person ist viel zu gefährlich für dich.", belehrte sie sie und ging an mir vorbei. Sie verschwanden geschlossen im Schulgebäude und ich hörte sie laut schreien. „Was für ein Organ.", murmelte ich und verabschiedete mich von dem Schüler um in die Klasse zu gehen. So wie es aussah hatten sie dem Rektor die Kleine gegeben, da sie nicht mehr bei Skyla war.

Skyla

Bis zum Klassenwechsel beschäftigte ich mich noch mit Emily. Lächelnd spielte ich mit ihr und ihren Puppen, bis sie langsam müde wurde. Dann legte ich sie ins Bett, deckte sie zu und ging in die Lobby. Unten saßen bereits Akatsuki und Hanabusa. Ohne ein Wort zu sagen setzte ich mich in einen der Sessel. Ich nahm mir irgend ein Buch und begann darin zu lesen. Als einige Zeit vergangen war reichte mir Akatsuki ein Glas gefüllt mit rotem Inhalt. "Was ist das?", fragte ich misstrauisch. "Probiere es einfach.", meinte er nur. Skeptisch hob ich eine Augenbraue und nippte dann an dem Glas. Kaum das ich etwas davon im Mund hatte spuckte ich es wieder aus. "Wollt ihr mich vergiften?!", rief ich aufgebracht und ging wieder nach oben in mein Zimmer. Das einzig gute hier war das ich ein Einzelzimmer hatte. Seufzend sah ich mir meine Uniform an und zog sie dann, wenn auch nur widerwillig, an. Es waren noch fünf Minuten bis zum Klassenwechsel weshalb ich Emily auf den Arm nahm und mit ihr wieder in die Lobby ging. Als dann auch Kaname kam brachen wir auf. Ich lief ganz hinten, neben Takuma und Emily hatte ich auf den Arm. Ich drückte sie fest an meine Brust um sie vor den Blicken der Day Class Schüler zu schützen und auch damit der Lärm nicht so groß für sie war. Kurz vor dem Schulgebäude trafen wir auf Luna und für Emily gab es kein halten mehr. Sie schrie und wollte nur noch zu ihr. Im Klassenraum sagte ich leise zu Takuma: "Entschuldige mich kurz. Ich muss etwas mit dem Rektor besprechen.", und verließ dann auch den Klassenraum. Beim Büro des Rektors angekommen klopfte ich kurz an und trat nach dem 'Herein' ein. "Ich glaube es ist besser wenn Sie sich um Emily kümmern. Nur solange Unterricht ist.", sagte ich und reichte sie ihm. Ich drehte mich um und wollte gerade gehen als mir noch etwas einfiel. "Sie haben Emily nicht vor dem Tor gefunden. Sie haben sie entgegengenommen.", stellte ich fest und drehte mich noch einmal zu ihm um. "Sie ist Lunas Tochter hab ich recht?", fragte ich. Ein kurzes nicken von ihm reichte mir. Ohne noch etwas zu sagen verließ ich wieder das Büro und ging zurück in den Unterricht und setzte mich neben Takuma. Er sah mich nur fragend an und ich formte mit meinen Lippen nur ein 'Später'. In der ersten Stunde, welche wir bei Luna hatten kritzelte ich Gedanken verloren auf meinen Block herum, bis mir etwas einfiel. Sie hatte nicht auf Emily reagiert. Kann es sein das sie sich nicht mehr an ihre Tochter erinnert? Das sie sie vergessen hat? Das schrie geradezu nach einer Herausforderung. Als Luna dann das Klassenzimmer verließ kam auch unser nächster Lehrer, Toga Yagari, ins Zimmer. Beschämt das mein Lehrmeister und Mentor mich nun hier sitzen sah ließ mich immer tiefer in den Stuhl rutschen. Das verspach noch lustig zu werden.