Kapitel 9

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Luna

Kaum das meine Unterrichtsstunde beendet war, trat Toga Yagari ein. Wir kannten uns bereits. Er nickte mir nur zur Begrüßung zu. Bevor ich ging sah ich zu Skyla. „Skyla, ich würde gern nach Unterrichtsschluss kurz mit dir sprechen.", sagte ich. Sie stöhnte genervt. „Wenn es sein muss."

„Bleib bitte höflich.", bat Kaname und erntete ein knurren von ihr. Ich schüttelte nur den Kopf und verließ den Klassensaal. Auf dem Gang hörte ich ein schreckliches Weinen, es kam aus dem Büro des Rektors. Vor der Tür lauschte ich und hörte den Rektor, wie er versuchte sie zu belustigen. Ich klopfte an und trat ein. „Was um Himmelswillen treiben sie hier?", fragte ich, als ich sah wie der Rektor sich zum Affen machte und die Kleine weinend auf dem Sofa saß. Sie blickte auf und verstummte. Ehe ich hätte reagieren können stürmte sie auf mich zu und umklammerte mein rechtes Bein. Völlig überfordert sah ich ihr in die geröteten Augen. Ich kniete mich zu ihr runter und tätschelte ihr den Kopf. „Na wer bist du denn?", fragte ich. Sie war ja allerliebst, mit ihren Zöpfen und den großen Kulleraugen. Plötzlich stürzte sie sich in meine Arme und kicherte. „Was ist denn nun?", fragte ich überrumpelt. „Sieht so aus als würde Emily dich schon jetzt mögen.", meinte der Rektor. „Emily?", fragte ich. Irgendwie kam mir dieser Name bekannt vor, obwohl niemand in meinem Freundeskreis so hieß. Ich nahm die kleine Emily hoch und stand auf. Ihre kleinen Hände berührten mein Gesicht. „Diese Augen...", hauchte ich. Sie kamen mir so vertraut vor. „Stimmt was nicht?", fragte der Rektor. „Nein nein, alles gut. Wie alt ist sie?"

Ich wollte sie ihm geben, aber Emily ließ mich nicht los. „Vier. Du bist doch fertig für heute, oder?", fragte der Rektor. „Ja, warum?", wollte ich wissen. „Weil ich fürchte das sie wieder anfängt zu schreien, wenn sie mit mir allein ist. Vielleicht spielst du eine bisschen mit ihr. Skyla wird sie nach dem Unterricht abholen."

Ich sollte mit ihr spielen. „Herr Rektor, ich habe keine Ahnung von Kindern."

„Dann spielen wir zusammen mit ihr.", schlug er freudig vor. Anscheinend hatte Emily keine Lust zu spielen, sie war nur auf Kuschelkurs. Ich war völlig überfordert mit der Situation. Nach einem Tee, und einem Kakao für Emily, schlief sie auf meinem Schoß ein und ich mit ihr.

Skyla

Die Stunden zogen sich nur so hin. Immer wieder fragte ich mich was Luna wohl von mir wollte. Als dann schließlich die letzte Stunde zu Ende war stand ich auf, nahm meine Sachen und machte mich mit Takuma auf den Weg zum Büro. Ich klopfte leise an und ging dann mit Takuma ins Zimmer. Als ich sah wie Emily auf Lunas Schoß schlief und sie selbst auf der Couch musste ich schmunzeln. Vorsichtig nahm ich Emily auf den Arm und gab sie Takuma. "Geh bitte schon mal vor. Ich komme gleich nach.", sagte ich leise und weckte dann sanft Luna auf. "Sie wollten mit mir reden?", fragte ich und sah sie an. Sie nickte kurz und stand dann auf. "Komm doch bitte mit mir in mein Zimmer.", sagte sie und ging voraus. Immer noch nicht wissend worum es eigentlich ging folgte ich ihr. „Skyla, wir beide hatten keinen wirklich guten Start. Ich weiß was du von mir hältst und es ist auch in Ordnung. Du kennst mich eigentlich überhaupt nicht persönlich, folgst nur dem Gerede der anderen. Es ist okay, ich habe mich daran gewöhnt.", begann sie. Ich verschränkte die Arme. „War das alles?"

„Nein, dass was dir passiert ist, lässt mich nicht kalt. Ich habe die Schuld daran. Es tut mir unendlich leid, dass dir dieses Schicksal auferlegt wurde. Aber ich verspreche dir, dass ich nicht zulassen werde das du zu einem Level E verkommst. Ich werde Rido Kuran finden und hole mir sein Blut, um dich zu retten."

Sie war wild entschlossen. Das hörte man an ihrer Stimme und man sah es in ihren Augen. „Du willst mir das Leben retten?", fragte ich ungläubig nach und vergaß die Förmlichkeit. „Ja das will ich und das werde ich auch. Ganz gleich was mit mir passiert." Überrascht sah ich sie an. "Nein Luna das werde ich nicht zulassen.", sagte ich entschlossen und verließ das Zimmer. "Sie haben immerhin Verantwortung nicht so wie ich...", murmelte ich leise und ging dann zurück ins Wohnheim. Als ich dieses dann betrat sah ich Takuma, der es sich mit einem Buch im Sessel bequem gemacht hatte. "Wo ist Emily?", fragte ich nach und sah ihn an. "Oben. Sie schläft.", antwortete er ohne aufzusehen. Ich bedankte mich noch kurz und ging dann nach oben. Gerade als ich oben angekommen war sah ich wie Emily schlief und genau in diesem Moment verspürte ich ein starkes Kratzen im Hals.

Liebe auf UmwegenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt