• FÜNFUNDDREIßIG •

7.5K 301 52
                                    

„Da seit ihr ja endlich", grinste meine Freundin Harper und rannte schon förmlich auf mich zu.

Vor weniger als 2 Sekunden waren wir im Apartment zurück gekommen.

„Ich hab mir echt schon Sorgen gemacht", schmollte sie und verschränkte die Arme vor der Brust. „Ihr hättet wenigstens eine Nachricht schicken können, damit ich weiß, dass ihr noch lebt."

„Sorry, wir haben die Handys vergessen", entschuldigte ich mich bei ihr und setzte mich als nächstes auf einer der Sofastühle.

„Wo wart ihr überhaupt?", wollte sie nun als nächstes wissen. „Es ist schon Mittag und wir haben die ganze Zeit auf euch gewartet."

„Beim Strand", antwortete Logan für uns beide, der noch immer mit den Rücken an der Haustüre lehnte.

Sofort blickte ich auf und seine Augen trafen meine. Fast hätte ich mich wieder in ihnen verloren. So wie gestern.

Natürlich stiegen mir wieder alle Bilder von gestern Abend in den Kopf.

Scheiße.

Wir hatten so einen Fehler gemacht!

Und ich hatte es zugelassen...

„Em, hast du verstanden?", fragte mich Harper und schnipste mit den Fingern vor meinem Gesicht.

„Was?", schüttelte ich den Kopf.

„Die anderen sind schon Heim gefahren und das werden wir jetzt auch machen. Kannst du also bitte deine Sachen einpacken?"

„Jaja...", murmelte ich und stand auf um ins Schlafzimmer zu gehen.

Während ich meinen ganzen Kram zusammensuchte, musste ich dauernd daran denken, was wir gestern Nacht getan haben.

Immer und immer wieder.

Es ging mir nicht aus dem Kopf, denn jetzt veränderte es alles. Und ich hatte echt keinen Ahnung, wie ich damit umgehen sollte...

„Hast du's dann bald?", unterbrach mich eine bekannte Stimme.

Erschrocken drehte ich meinen Kopf zur Türe, wo ich ihn wieder sah.

„Gleich. Ich brauch nur noch 5 Minuten", gab ich Bescheid und packte wieder weiter.

Ich versuchte mich zu beeilen, damit die übrigen Leute nicht noch länger auf mich warten mussten.

Mit meinen Koffern in der Hand verließ ich das Apartment.

Auf dem Parkplatz traf ich auch schon wieder auf Logan. Nur erkannte ich kein weiteres Auto.

„Wo sind die anderen? Harper und Jack?", meinte ich überrascht als ich mein Gebäck in den Kofferraum verstaute.

„Sie sind schon los gefahren. Ich hab gesagt, dass ich ruhig alleine auf meine Freundin warten kann."

„Ach, kannst du das? Auf deine Freundin warten?"

„Ja", nickte er leicht und zog mich näher zu sich.

„Meine Freundin", wiederholter er grinsend.

Seine Hände lagen auf meiner Hüfte und sein Gesicht war meinem wieder einmal zu nah.

Ohne zu zögern pressten wir unsere Lippen aufeinander.

Wieder ein Kuss. Obwohl uns niemand beobachtet...

Verdammt!

Wenn wir so weiter machen, dann...

„Wir müssen losfahren", erinnerte ich Logan als ich mich von ihm löste.

„Klar, steig ein!"

Am Anfang der Autofahrt redet keiner von uns. Wir beide schwiegen.

Er konzentrierte sich auf die Straße und ich?

Ich schaute aus dem Fenster und grübelte über die letzten Tagen.

Es war so viel passiert, obwohl es doch nur wenige Stunden waren.

Und irgendwann während der Fahrt, kam mir eine Frage, die mich nicht mehr losließ.

„Logan?"

Er blickte kurz zu mir rüber. „Ja?"

„Warum tust du das alles?"

„Was meinst du?", runzelte er die Stirn.

„Warum du bei diese Fake-Beziehung überhaupt mitmachst?"

Er antwortete mir nicht sofort. Es wirkte eher als würde er überlegen und darum fuhr ich fort.

„Damals auf der Party. Da hast du gemeint, dass ich dir danach einen Gefallen schulde. Aber du hast nie gesagt, warum du eigentlich mitspielst."

Sein Blick war noch immer auf die Straße gerichtet, aber ich konnte Anspannung auf seinem Gesicht erkennen.

„Willst du's wirklich wissen?", fragte er vorsichtshalber.

Ich nickte.

„Na gut", seufzte er. „Du machst es doch, damit du Alex wieder zurück bekommst?"

Wieder nickte ich.

„Bei mir ist es auch fast so. Nur eben bei einem Mädchen. Durch diese Fake-Beziehung kann ich ihr zeigen, dass ich nicht so ein Arsch bin wie sie denkt. Außerdem wird sie eifersüchtig und will mich schlussendlich doch. Es ist also genauso wie bei dir, nur zum Nutzen."

Auch wenn ich es nicht sein wollte, ich war enttäuscht über seine Antwort.

Verdammt, Em. Was hattest du den gedacht? Das er es für dich tut. Nein, sowas spielt es ja nur in Filmen.

Natürlich macht er das nur wegen einer anderen...

„Wer ist sie?", hakte ich verständnislos nach.

„Das ist egal", war seine Antwort auf meine Frage.

Warum konnte er nicht einfach ihren Namen sagen?!

„Komm schon. Du weißt auch, wer es bei mir ist."

Jedoch schüttelte er nur grinsend den Kopf.

„Idiot", zischte ich wütend und drehte meinem Kopf zum Fenster.

Landschaften zogen vorbei und er blieb stumm.

„Sag mir nur eins. Kenn ich sie?", versuchte ich es nochmal.

„Ja", seufzte er.

Na toll! Ich kannte sie sogar.

Und dann würde mir plötzlich etwas bewusst.

Ich war eifersüchtig auf dieses Mädchen.

Denn, wenn dieses Fake-Beziehung vorbei endlich vorbei ist, bekommt sie all seine Küsse und noch mehr von ihm...

Mit gemischten Gefühlen lehnte ich meinen Kopf an die Fensterscheibe.

Ich will endlich zuhause sein und nicht mehr mit ihm in einem Auto sitzen.

„Hab ich das also richtig verstanden?", fing ich schon wieder mit dem nächsten Gespräch an. „Du machst es wegen ihr und ich wegen ihm."

„Ganz genau", bestätigte er.

„Dann dürfen wir uns aber ab nun nicht mehr Ablenken lassen. So wie gestern", stellte ich fest.

„Ganz genau", wiederholte er. „Das war übrigens ein Fehler."

Und aus irgendeinem Grund bekam ich wieder so einen Stich in meinem Herz.

Wie vorhin.

Auch, wenn ich selbst weiß, dass es ein Fehler gewesen ist, war es ein anderes Gefühl, wenn er es aussprach.

„Ich weiß und das wird auch nicht mehr vorkommen", stimmte ich ihm zu.

So war es besser.

Das dachte ich jedenfalls damals...

Pretending Love Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt