• NEUNUNDVIERZIG •

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Ich konnte es nicht glauben...

„Violet? Was...?", stammelte ich überrascht.

„Es ist auch schön dich zu sehen, Cousinchen", grinste sie und schlang ihre Arme um mich.

Lachend drückte mich von ihr ab und zog sie in mein Zimmer, um danach die Tür zuschließen.

Noch immer schockiert davon, dass Violet plötzlich in meinem Zimmer stand, beobachtete ich sie mit hochgezogener Augenbraue.

„Was ist?", fragte sie mich neugierig, während sie auf meinem Bett Platz nahm.

Ich hingegen stand noch immer angelehnt an meiner Türe.

„Was machst du hier, Violet?"

„Einfach meine Cousine besuchen", erwiderte sie gelangweilt. „Darf ich das etwa nicht?"

„Doch und ich freu mich auch, aber wir wissen beide dass du nur kommst, wenn etwas passiert ist."

„Da hast du recht, aber diesmal bin ich nicht wegen mir hier, sondern deinetwegen, Em."

Verwirrt runzelte ich die Stirn und blickte sie fordernd an.

„Tyler hat mich angerufen."

Schlagartig würde mir bewusst, was hier ablief.

„Was hat er dir erzählt?"

„Nichts. Er meinte nur, dass du mich dringend brauchst."

„Tu ich aber nicht", zischte ich wütend.

„Ich denke schon", widersprach sie mir. „Also was ist los?"

Ich erwiderte zuerst nichts, darum versuchte Violet es anders.

„Es hat mit einem Jungen zu tun, nicht wahr?"

Langsam nickte ich.

„Ich vermute mal, mit deiner Fake Beziehung ist etwas schief gelaufen?"

Wieder nickte ich.

„Habt ihr doch Gefühle für einander entwickelt? Wie ich es gesagt habe..."

„Jap. Nur ist dieser Teil noch das harmloseste an dem Ganzen", unterbrach ich sie.

Verwundert starrt sie mich an.

„Er hat mich belogen. Er hat alles geplant gehabt. Von vorne bis hinten", sagte ich und schon spürte ich wieder den Kloß in meinem Hals.

„Das musst du mir erstmal erklären", meinte Violet beruhigend und zog mich aufs Bett.

Gemeinsam machten wir es uns dort gemütlich und starrten die ganze Zeit die Decke an, bis ich anfing.

Und als ich zum ersten Mal jemanden von dem Ganzen erzählen konnte, hörte ich gar nicht mehr auf.

Ich redete wie ein Wasserfall und... es tat so verdammt gut...

Ich erzählte ihr alles. Alles was sie noch nicht wusste. Alles vom Ausflug. Alles das dort gesehen war. Dass ich langsam Gefühle für ihn entwickelte. Von Alex. Von der Party. Von Paris. Von dem Plan. Von der Wette. Und von der Woche, die ich fast nur im Bett verbrachte.

Sie unterbrach mich kein einziges Mal. Sie hörte mir einfach nur zu und dafür war ich dankbar.

Während ich sprach, hatte ich auch einige Tränen vergossen. Ohne ihnen ging es einfach nicht.

Nachdem ich fertig war, herrschte erstmals Stille im Zimmer.

Plötzlich setzte sich Violet auf und blickte zu mir runter.

„Er ist ein Arsch."

„Aber sowas von", stimmte ich ihr zu.

„Trotzdem ist die Lage nicht so schlimm, wie du tust."

Wie bitte?!

Schockierend setzte ich mich auf. „Was?! Es ist schlimm. Er hatte alles geplant."

„Schon aber er hat dir immer die Wahl gelassen selbst zu entscheiden. Das hast du doch selbst gesagt."

„Ja, aber... er hatte alles geplant."

„Das hab ich mittlerweile auch schon verstanden", verdrehte sie die Augen. „Aber Emma, du hättest dich nur einmal anders entscheiden müssen, dann wäre es nicht so gelaufen. Dann hätte er seinen Plan schmeißen können. Doch du hast dich immer das eine gewählt, weil du Logan magst."

„Aber nur, weil er mich in diese Richtung gedrängt hat. Sozusagen hat er mich gezwungen, Gefühle für ihn zu entwickeln."

„Das glaubst du doch nicht wirklich?!", schmunzelte Violet.

„Doch", verteidigte ich mich.

„Nein", schüttelte sie lachend den Kopf. „Die Gefühle hast du selbst zugelassen..."

Und zu diesem Zeitpunkt wird mir genau das bewusst. Sie hatte Recht.

Ich hab mich zwar nur durch die ganze Geschichte mit der Fake Beziehung in ihn verliebt, aber trotzdem hatte ich es von selbst getan.

„Trotzdem war es nicht okay, dass er das mit Alex und Paris abgezogen hat", meinte ich und deutete damit die Party an.

„Stimmt", nickte Violet leicht. „Aber meiner Meinung hättest du dich gar nicht mehr mit Alex einlassen sollen, immerhin hat er dich schon mal betrogen..."

„Ich weiß", seufzte ich zustimmend. „Trotzdem hat Logan das Ganze eingefädelt und damit hat er mich verdammt noch mal verletzt."

„Aber, doch nur, weil er dich schon länger mag und du ihn sonst nie eine Chance gegeben hättest."

„Hälst du jetzt plötzlich zu ihm?", zischte ich genervt und rückte weiter weg von ihr.

„Niemals. Ich bin auf deiner Seite", versicherte sie mir. „Nur versteh' ich dein Problem nicht. Er hat das gemacht, weil er dich will. Und du magst ihn auch. Also wieso verzeihst du ihm nicht einfach und bist mit ihm glücklich..."

Daran hatte ich noch gar nicht gedacht.

„Aber...", fing ich an und wollte etwas gegen Logan sagen, doch da stoppte mich schon Violet.

„Nein, kein Aber. Du hast eigentlich echt voll Glück, dass ein Junge alles für dich tut, damit ihr zusammen kommt. Doch anstatt, dass du mit ihm zusammen sitzt, versteckst du dich in deinem Zimmer und bist sauer auf ihm."

Irgendwie stimmte es ja...

Einerseits wollte ich ihr das auch wirklich glauben, aber ich konnte nicht.

Logan hatte mich damit wirklich verletzt.

Vielleicht würde ich mal darüber wegkommen und ihm verzeihen können.

Vielleicht.

Aber es war auf keinen Fall so leicht, wie Violet fand.


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Danke für 11k read!❤️

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