Der Zug hielt und ich fuhr raus. Draußen fuhr ich erstmal an die Seite, damit ich den anderen nicht den Weg versperrte und schaute mich nach Luis um. Lukas war noch in Hannover und deswegen sollte Luis mich holen kommen. Ich fuhr zum Ausgang und sah Luis an dem Van stehen. Ich fuhr zu ihm und wir begrüßten uns mit einer Umarmung. "Hey Luis! Wie geht es dir?" Luis hob mich ins Auto und antwortete: "Mir geht's wunderbar. Und dir?" Er schloss die Tür, verstaute den Rollstuhl, lief ums Auto rum und stieg auf der Fahrerseite wieder ein. "Mir geht's eigentlich so wie immer. Ich bin halt ziemlich gelangweilt in letzter Zeit." Luis fuhr los und fragte: "Wie geht es Lily? Spricht sie immer noch nicht?"
Ich antwortete stolz: "Sie hatte sogar einen Lachflash gestern." Luis atmete erleichtert aus "Danke, dass du dich so gut um sie kümmerst." Ich sah ihn von der Seite an. Ich verstand schon was Lily an ihm fand. "Klar. Ist mein Job als ihre beste Freundin." Luis lächelte mich kurz an. "In der heutigen Zeit ist so was leider nicht immer selbstverständlich. Meine Schwester zum Beispiel hat keine beste Freundin die sich so um sie kümmern würde. Sie hat schon Freunde mit denen sie sich auch trifft. Aber bei denen geht es immer nur um die gleichen oberflächlichen Themen. Im Prinzip kennen sie sich gar nicht wirklich. Sie kennen sich nur als die Personen die sie vorgeben zu sein. Ich könnte mir so eine Art von 'Freundschaft' gar nicht vorstellen. Es gibt Momente im Leben da muss man sich einfach jemandem anvertrauen."
Ich wusste genau wovon er sprach. "In unserer Schule gibt es auch genug von solchen 'Freundschaften'. Ich könnte so niemals mit einer Freundin umgehen. Ich hab immer das Gefühl, dass ich egoistisch bin wenn ich nur an mich denke und nicht an das Befinden meiner Freundin. Ich will jemanden haben der für mich da ist, also muss ich auch für andere da sein. Ich bin jetzt für Lily da und sie ist für mich da wenn es mir nicht gut geht. Ich finde so sollte es auch sein. Viele haben gar nicht mehr diese Definition, sag ich mal, von Freundschaft. Heutzutage geht es nicht mehr darum was für Freunde man hat sondern wie viele. Und das finde ich scheiße. Diese Reduzierung auf eine Tatsache, die nicht mal unbedingt was mit der Person zu tun hat." Luis nickte zustimmend. "Ich weiß genau was du meinst. Das ist leider auch nicht nur bei Freundschaften so. Du wirst nicht beachtet wenn du nicht den Schönheitsidealen entsprichst. Den Leuten ist egal, was für ein Mensch du bist. Hauptsache du trägst Markenklamotten und bist beliebt."
"Ich persönlich finde aber, dass es Mädchen da schwerer haben. Bei Jungs scheint das alles so unkompliziert. Wenn du als Mädchen kein Make up trägst bist du hässlich. Trägst du Make up bist du eine Bitch. Bist du dick bist du hässlich. Bist du zu dünn bist du magersüchtig. Bist du blond bist du dumm. Färbst du dir die Haare bist du Fake. All so Sachen die es bei Jungs nicht gibt." Luis lachte. "Ja, aber glaub mir. Jungs haben es nicht immer unbedingt leichter als Mädchen..." Luis fuhr in eine Einfahrt und sagte: "So da sind wir." Er stieg aus, holte meinen Rollstuhl und hob mich rein. Dann schob er mich zur Haustür und klingelte. Die Tür öffnete sich und eine hübsche blondhaarige Frau strahlte mir entgegen. "Hallo Hanna. Ich bin Birgit, die Mama von Lukas. Schön dich endlich mal kennen zulernen. Lukas redet quasi ununterbrochen von dir." Ich lächelte sie freundlich an. "Die Freude ist ganz auf meiner Seite. Ich freue mich hier sein zu dürfen." Ich streckte ihr meine Hand entgegen, aber sie beugte sich zu mir runter und umarmte mich direkt. "Hallo Luis. Kommt doch rein. Lukas wird sicher auch gleich kommen." Ich folgte Birgit und Luis schloss hinter mir die Tür. "Ist Michael nicht da?" fragte er. "Nein, aber der müsste auch gleich kommen. Er ist mit Marie und Opa angeln gefahren." antwortete Birgit und setzte sich auf die Couch. "Äh Luis? Kannst du mir kurz helfen?" fragte ich und deutete auf den Rollstuhl und dann auf das Sofa. Er nickte, hob mich hoch und ließ mich anschließend auf der Couch nieder. "Entschuldige das Chaos. Du hast dir deinen Empfang sicher anders vorgestellt und jetzt ist hier keiner." Ich lächelte freundlich. "Ach, das ist doch kein Problem. Ich hab alle Zeit der Welt." Auch sie lächelte zufrieden. "Das ist schön. Lukas hat in den letzten Tagen wirklich von nichts anderem geredet. Er hat sogar eine Woche lang sein Zimmer sauber gehalten, weil er schon so früh aufgeräumt hat. Und er will auf dem Boden schlafen damit du das bequeme Bett hast. So habe ich ihn noch nie erlebt." lachte sie. Ich wettete, dass Lukas knallrot wäre wenn er jetzt hier wäre. Sowas war ihm immer peinlich, aber ich fand es unglaublich niedlich."Ich freue mich auch sehr ihn endlich wieder zu sehen. Es kommt mir so vor, als hätten wir uns Jahre nicht gesehen. Ich denke meine Eltern waren auch langsam genervt von mir..." lachte ich. "Apropos. Ich rufe mal eben meine Mutter an und sage bescheid, dass ich gut angekommen bin." fügte ich hinzu und holte mein Handy aus meiner Hosentasche. Dann wählte ich Mamas Nummer und rief sie an. "Hallo Schätzchen. Ist alles okay bei dir?" fragte sie direkt ganz aufgeregt. "Ja Mama, mir geht es gut und ich bin auch gut angekommen." Sie atmete erleichtert aus und sagte: "Kann ich mal mit der Mutter von Lukas reden? Ich will ihr ein bisschen was erklären wegen deinem Rollstuhl." Innerlich schlug ich mir die flache Hand vor die Stirn und schüttelte den Kopf. "Mama, ich glaube sie kennt sich da bestens aus."
"Ja, aber sicher ist sicher. Gib sie mir mal bitte." sagte sie. Immer diese Mütter die sich um alles Sorgen machen müssen. Ich war 17 Jahre alt. Ich konnte ganz gut auf mich selbst aufpassen. "Nagut... Birgit? Meine Mama möchte dich gerne mal sprechen." Ich reichte Birgit mein Handy und sah Luis an der ein fettes Grinsen im Gesicht hatte. "Ich nehme an, deine Mutter ist auch so eine über fürsorgliche Mutter." lachte er. Ich nickte. "Oh ja. Aber was für eine!"Nachdem Birgit mir mein Handy wieder reichte und ich mich von Mama verabschiedete, ging die Haustür im Flur auf und Lukas stürmte direkt ins Wohnzimmer. Er blieb stehen und sah mich grinsend an. Dann kam er auf mich zu und umarmte mich so fest, dass ich kaum Luft bekam. Er hob mich hoch und wollte mich gar nicht mehr los lassen, aber das störte mich nicht, weil seine Nähe unglaublich gut tat.
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Kiss me (Lukas Rieger FF)
Fanfiction"Darf ich fragen warum du im Rollstuhl sitzt?" Ich schaute auf meine Beine und sagte: "Ich hatte einen Autounfall als ich 6 Jahre alt war. Ich saß alleine hinten im Auto und ein anderes Auto ist uns von der Seite hinten reingefahren. Ich lag zwei wo...