Chapter 59

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Zuhause angekommen legte ich auf und Faye schickte mir über Lukas' Handy ihren Standort und ich suchte im Internet nach der Nummer von einem Taxiunternehmen in Berlin. Ich schilderte die Situation von Faye ganz grob und sagte, dass ich über die Website bezahlen würde. Dank der modernen Möglichkeiten heutzutage war das auch kein großes Problem. Ich bedankte mich herzlich und legte auf. Dann musste ich mich erstmal kurz setzten. Kurzerhand beschloss ich Leo anzurufen. Er war der einzige der in meiner Nähe war. 15 Minuten später stand er vor meiner Tür. Ich hatte mir in der Zwischenzeit was zu essen gemacht. "Hey Prinzessin. Was ist los?" fragte Leondre als er sich seine Schuhe von den Füßen streifte. Ich wiederhole das was Faye mir berichtet hatte und machte mir mit jeder Minute die verstrich mehr und mehr Gedanken um Lukas. "Wenn ich wenigstens wüsste wie schlimm es ist. Ich weiß ja nicht Mal wie es ihm geht..."

Die ganze Nacht konnte ich kaum ein Auge zu machen. Was, wenn Lukas in Lebensgefahr steckt? Was, wenn er einen bleibenden Schaden davon trägt? Ich wollte mir lieber nicht ausmalen was das Schlimmste wäre was passieren konnte.
Irgendwann halb vier in der Nacht rief ich Lukas an. In der Hoffnung, dass entweder Faye oder er selbst dran gehen würden. Meine Hoffnung wurde aber innerhalb weniger Sekunden zunichte gemacht.

Als ich am nächsten Morgen komplett übermüdet im Psychologie Unterricht saß wollte ich am liebsten nach Berlin fahren. Julie musste mich regelmäßig mit ihrem Ellenbogen windelweich prügeln, damit ich nicht einschlief. Als ich fast vom Stuhl fiel vor Müdigkeit gab ich mir selbst eine Ohrfeige, damit ich wach werde. Nachgedacht hab ich natürlich nicht, deswegen drehten sich plötzlich alle Köpfe in meine Richtung. Julie schlug sich die flache Hand vor die Stirn und schüttelte dabei lachend den Kopf. Peinlich!
In der Pause verzogen Julie und ich uns in die Bibliothek und ich holte mein Handy raus um zu schauen, ob Lukas, Karsten oder Faye sich gemeldet hatten. Nichts. Das darf doch nicht wahr sein! Irgendwer muss doch Mal auf sein Handy schauen! Wozu gibt es denn die Dinger?! Ich ließ mich in eine der Ecken nieder und versuchte ein bisschen zu dösen. "Sag Mal, was hast du eigentlich die ganze Nacht gemacht, wenn nicht geschlafen?" fragte Julie und setzte sich neben mich.
"Ich hab ja schon Mal von meinem Freund erzählt oder?" fragte ich und wartete auf eine Bestätigung ihrerseits. "Was heißt erzählt. Du meintest, dass er Lukas Rieger ist, aber wirklich erzählt kann man das nicht nennen..." sagte sie und zog ihre Augenbrauen hoch. "Ja, aber du weißt zumindest wer er ist." lächelte ich sie an. Sie nickte um mir zu zeigen, dass ich erzählen sollte. "Lukas ist zurzeit mit Faye Montana, weiß nicht ob du sie kennst, in Berlin unterwegs. Die arbeiten wohl zusammen an was. Jedenfalls hat gestern Abend, nach der Arbeit Lukas mich angerufen, aber letzten Endes war Faye dran und hat erzählt, dass sie am Bahnhof miterlebt hatten, dass irgendein Typ ein Mädchen bedrängt hat und Lukas wollte wohl dem Mädchen helfen und das hat dem Typ halt gar nicht gepasst, deswegen hat er ihn niedergeschlagen. Ich weiß absolut gar nichts. Mir sagt einfach niemand wie es ihm geht, ob es ernst ist oder nur n Kratzer und das macht mich verrückt. Ich konnte die ganze Nacht nicht schlafen und wenn ich nicht demnächst erfahre was mit ihm ist dreh ich durch." Mit jedem Satz wurde ich angespannter. Ich könnte platzen vor Sorge. Was ist wenn Faye auch was passiert ist? Man kann sich nie sicher sein, was für irre Typen in der Welt rumspazieren. Gerade als Julie was sagen wollte klingelte mein Handy. Ich sprang auf und schaute auf das Display. Karsten. Na endlich! Ich ging sofort ran. "Karsten! Na endlich! Wie geht es ihm? Wie geht es Faye?" fragte ich aufgeregt. "Faye geht es ganz gut. Dank dir ist sie sicher ins Hotel gekommen. Danke dafür! Der Täter wird noch gesucht. Faye musste bei der Polizei eine Beschreibung abgeben. Er ist bereits vorbestraft und die Polizei sucht ihn schon seit ein paar Tagen. Dem Mädchen geht es auch den Umständen entsprechend gut." Ich versuchte an Karstens Stimme raus zu finden ob die Nachricht die noch kommt gut oder schlecht sein würde. "Karsten, sag mir einfach ob es Lukas gut geht oder nicht! Ich bin in der Schule." sagte ich nervös.
Ich hielt es nicht mehr aus. "Lukas hat ein Schädel-Hirn-Trauma II. Grades." sagte Karsten endlich. "Was genau heißt das?" fragte ich. Mein Herz drohte aus der Brust zu springen. "Ein Schädel-Hirn-Trauma I. Grades ist eine Gehirnerschütterung. Ein Schädel-Hirn-Trauma III. Grades hinterlässt bleibende Schäden und kann durchaus zum Tod führen. Lukas hat irgendwas dazwischen. Er wird keine bleibenden Schäden davontragen, aber momentan verliert er immer wieder das Bewusstsein und hat Teilweise Atemaussetzer. Wenn das bis morgen nicht weg geht, müssen die Ärzte ihn erneut durchchecken ob sie irgendwas übersehen haben." erklärte er mir. Ich hörte die Schulklingel und verabschiedete mich schnell von Karsten. Ich wischte mir über das Gesicht und bemerkte, dass ich Tränen in den Augen hatte. Schnell wischte ich sie weg und zog Julie mit in Erziehungstheorien. Sie sah mich mit einem riesigen Fragezeichen im Gesicht an, aber ich vertröstete sie auf später.

Wie nicht anders zu erwarten war konnte ich mich absolut nicht konzentrieren. Ich konnte von Glück reden, dass wir in jedes Fach erstmal eine Einführung bekamen und ich erstmal nichts wichtiges an mir vorbei sausen ließ.

In der restlichen Woche telefonierte ich täglich mit Karsten oder Faye. Lukas hatte nach wie vor Probleme beim Atmen und verlor immer noch regelmäßig das Bewusstsein. Ich hatte Angst. Angst, dass die Ärzte nicht fündig werden und Lukas nie wieder gesund werden würde. Karsten erzählte mir, dass inzwischen vier Ärzte geholt wurden und keiner sagen konnte, wie man Lukas helfen könnte.
Am Freitag nach der Schule fuhr ich zu Lukas' Familie. "Michael öffnete mir die Tür und bat mich freundlich einzutreten.
Ich unterhielt mich nur kurz mit ihm und Birgit, da Marie erneut eine Therapie machte und los musste. Ich fragte unter anderem, ob sie was dagegen hätten, wenn ich an ihrer Stelle Lukas besuchen würde. Birgit lächelte freundlich und sagte, dass das kein Problem sei, da ihnen das telefonieren genügen würde. Ich bedankte mich und fuhr zurück nach Hause um ein paar Sachen zusammen zu packen. Ich rief schnell im Eiscafé an und fragte ob es okay sei, wenn Julie alleine kommt. Zuerst wollte Stefanie mir nicht frei geben, aber als ich die Situation mit Lukas erklärte, erlaubte sie es mir schließlich doch. Also machte ich mich auf den Weg nach Berlin.

Kiss me (Lukas Rieger FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt