Chapter 38

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Jemand rüttelte mich an meiner Schulter und sagte mehrmals meinen Namen. Genervt öffnete ich meine Augen und bemerkte, dass ich in meinem Bad auf dem Teppich lag. Mein Kopf pochte und mir war arschkalt. "Was machst du denn hier auf dem Boden? Und warum hast du dich übergeben?" fragte Mama und drückte einmal auf die Spülung von der Toilette. Offensichtlich habe ich das vorhin nicht mehr geschafft. Jetzt wo ich mich an das meiste erinnerte, bemerkte ich den überaus ekligen Geschmack in meinem Mund. Ich stand auf und spülte mir den Mund aus. "Ich weiß nicht... Mir ist kalt." sagte ich und versuchte mich so langsam wie möglich zu bewegen um meine Kopfschmerzen nicht zu verschlimmern. Mama fasste mir mit der Hand an die Stirn. "Du hast ja Fieber!" stellte sie erschrocken fest. "Du bleibst heute daheim. Ich rufe in der Schule an. Leg dich ins Bett und schlaf nochmal ne Runde!" Ich nickte und lief an der Wand entlang ins Zimmer zu meinem Bett.
Ich lag im Bett und starrte die Decke an. Ich wollte und konnte mich nicht bewegen, aber einschlafen konnte ich auch nicht mehr, obwohl ich tot müde war.

Nachdem es mir irgendwann doch gelungen war zu schlafen wachte ich auf und musste mich erneut übergeben.

Und so ging das weiter. Wenn ich nicht schlief, dann versuchte ich etwas Tee zu trinken oder übergab mich.
Als ich das nächste Mal schlief, wurde ich von meinem Handy geweckt.
"Ja?" fragte ich ohne die Augen zu öffnen und zu lesen, wer anrief. "Hey Hanna. Alles okay bei dir? Du warst heute nicht in der Schule..." sagte Leondre am anderen Ende. "Ach was. Sag bloß." grummelte ich. "Mir geht es nicht gut. Ich bin quasi dauerhaft am kotzen. Ich hab mich noch nie so leer gefühlt." hängte ich noch hintendran. Leo konnte ja nichts dafür, dass es mir so schlecht ging. "Oh okay. Soll ich vorbei kommen und dir das Schulzeug bringen?" fragte er. "Nein. Ich will nicht, dass du dich ansteckst." versuchte ich zu lächeln.

Die ganze Woche ging ich nicht in die Schule. Jeden Tag rief Leo an und fragte wie es mir ging. Lukas versuchte sich ebenfalls täglich zu melden.
Heute ist Freitag und ich kann wieder essen, ohne es direkt wieder rauslassen zu müssen. Leo hat mich schließlich überreden können, dass er vorbei kommt. Ich nahm ein entspanntes Bad um nicht wie der letzte Penner auszusehen und räumte grob auf. Danach war ich fix und fertig und legte mich wieder ins Bett.

Es dauerte nicht lange, da klingelte es an der Tür und ich musste wieder aufstehen. Ich öffnete Leondre die Tür und verzichtete auf eine Umarmung, weil ich ihn nicht anstecken wollte. "Wie geht es dir?" fragte er mich. "Ging schon mal besser, aber auch schon schlechter." sagte ich.
Zuerst lümmelten wir nur auf der Couch rum und schauten irgendeinen Rotz im Fernsehen, dann wurde ich müde und kuschelte mich an Leondres Schulter. Er schaute mich an und ich schaute weiter auf den Fernseher. "Weißt du eigentlich, dass du total hübsch bist?" fragte er. "Jetzt schon." lächelte ich. Nicht viel später machten wir den TV aus und unterhielten uns.
"Diese Ria, aus unserer Klasse ist nicht so die Hellste." lachte Leo. "Wieso?" fragte ich. "Naja, wir hatten so ne Wiederholung in Mathe von Linearen Funktionen und wir reden schon zwanzig Minuten oder so über die Formel und dann kommt erst von ihr ein 'Ach das ist das mit y=mx+n'. Ich musste mir so das Lachen verkneifen." lachte er. "Ist das dumm. Wieso macht sie dann Abi? Sie könnte doch einfach eine Ausbildung machen und fertig." sagte ich. "Ach keine Ahnung. Das hab ich auch nicht so wirklich verstanden. Aber unsere Sitznachbarin Liselotte ist voll okay. Man denkt zwar, dass sie nicht viel redet, aber sobald man ein Gespräch mit ihr anfängt kriegt sie den Mund nicht mehr zu. Ich denke sie traut sich einfach nicht so was von sich aus zu sagen." wechselte Leondre das Thema.
"Ich weiß nicht, ich hatte nie so viel mit ihr zu tun. In der Schule habe ich eigentlich generell mit wenigen Kontakt gehabt. Nur halt mit Lily und ab und zu wenn wir halt Gruppenarbeit gemacht haben oder so auch mit anderen." sagte ich und legte mich bequemer auf das Sofa. " naja ich habe mit ihr über das Konzept der 12 Klasse geredet und am Anfang war es ein bisschen schwierig sie zum Reden zu bringen aber dann hat sie in einem Fluss geredet und wollte gar nicht mehr aufhören zu reden. An sich ist sie eigentlich voll nett ich denke bloß dass sie immer so einen kleinen Anstupser braucht um auf zu blühen. Vielleicht möchte sie sich auch einfach nur keinem aufdrängen. Zumal sie ja auch in der Klasse keine Stimme hat in dem Sinne. Sie ist halt eher so für sich." sagte Leondre und lehnte sich ebenfalls zurück. "Ich weiß was du meinst. So war ich auch mal, wollte mich keinem aufdrängen oder irgendwie jemanden nerven. Wenn so die coolen Leuten aus der Klasse irgendwas sagen oder zu irgendwas ihre Meinung preisgeben bin ich selten dabei. Ich sage nur meine Meinung wenn man mich explizit danach fragt. Auch wenn jeder sagt, dass Deutschland ein freies Land ist und man dazu befugt ist öffentlich seine Meinung zu sagen, denke ich, dass es eigentlich nicht mehr so ist. Klar jeder sagt was er will, aber ich bin da lieber ein bisschen vorsichtig, weil es Leute gibt die für ihre Meinung regelrecht fertig gemacht werden und ich das nicht möchte. Wenn mich jemand fragt dann teile ich gerne meine Meinung, aber wenn es darum geht die Meinungen über ein Thema dass man mit Vorsicht behandeln sollte zu sagen, dann überlege ich lieber dreimal bevor ich was sage weil ich halt auch keinen verletzen oder diskriminieren möchte." erklärte ich meine Ansicht.

Wir redeten noch ein bisschen über Lehrer und kümmerten uns dann um das Schulzeug was ich verpasst hatte. Ich fotografierte mir alle Hefteinträge ab, laß sie mir aber schon mal durch um entstehende Fragen gleich zu klären. Leo war echt gut in der Schule. Er war gefühlt immer aufmerksam und bekam trotz Gespräche im Unterricht alles mit.
Nach ein paar Stunden jedoch bestellten wir uns Pizza und ich beschloss das Leo die Nacht bei mir verbringen würde. " Boden oder Sofa?" fragte ich ihn um sein Bett schon mal vorzubereiten. "Boden reicht." sagte er und ich holte eine Matratze aus dem Schlafzimmer meiner Eltern. Wo die im übrigen waren wusste ich nicht. Er half mir beim Beziehen der Bettwäsche und dann warteten wir auf die Pizza. Also dann auf der Couch saßen und die Pizza aßen erinnerte es mich an Hannover wo ich mit Lukas ebenfalls Pizza gegessen hatte. Bei dem Gedanken an Lukas heute ich mein Handy aus meinem Zimmer und schickte ihm ein Selfie von Leo und mir. Darunter schrieb ich: Ich vermisse dich❤.
Wir schauten noch einen Film, blieben aber nicht ganz so lange wach, weil ich extrem müde war.



Kiss me (Lukas Rieger FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt