Als wir am Nachmittag mit leerem Magen bei Lukas ankamen machten wir uns erstmal was zu essen. Ich kochte Nudeln, während Lukas eine Bolognese zauberte. Seine Eltern und Marie haben schon gegessen und saßen im Garten. Wer kocht sich denn auch am Nachmittag was zu Essen?
Nach dem Essen lagen wir ebenfalls im Garten und sonnten uns ein wenig. "Wollen wir es eigentlich unseren Eltern und Freunden erzählen?" fragte Lukas und ich brauchte einen Moment um zu kapieren von was er redete. "Naja, also Daniel, Luis, Lily und meine Mama wissen ja schon bescheid. Von daher wäre es ein bisschen sinnlos es vor dem Rest geheim zu halten." antwortete ich.
Lukas kaute auf seiner Lippe rum und fragte schließlich: "Und wollen wir es richtig öffentlich machen oder möchtest du nicht, dass meine Fans das wissen?" Ich hatte ganz vergessen, dass er ja Lukas Rieger ist und bei seinen Fans dafür bekannt ist, dass er keine Freundin hat. Sie würden mich hassen. Sie würden etwas dagegen haben, dass ihr Idol eine Freundin hat und was anderes zu tun hat, als sich um sie zu kümmern. Sie würden es absolut nicht verstehen. Bin ich für diese Welle von Hass bereit? Würde ich es aushalten? Was werden sie vielleicht über meine Lähmung sagen? "Ich möchte noch ein bisschen warten damit, wenn das okay ist." sagte ich und Lukas wirkte ein bisschen erleichtert, so wie als hätte er selbst ein bisschen Bammel vor der Reaktion seiner Fans. Lukas nickte und ich kuschelte mich wieder an ihn."Hast du deinen Bikini eigentlich noch an?" fragte Lukas wenig später. "Ja, wieso?" antwortete ich. Er deutete auf den See und stand auf um sich sein Shirt auszuziehen. Dann hielt er mir die Hand hin, damit ich mich an ihr hochziehen konnte. Er hob mich absichtlich nicht direkt hoch, weil ich auch sowas üben muss, wenn ich normal leben will. Und ich persönlich finde, dass alles ziemlich schnell -aber schmerzhaft- vorangeht. Wenn ich wieder daheim bin muss ich regelmäßig zur Ergotherapie und habe den ein oder anderen Termin bei einer Physiotherapeutin.
Ich bin gespannt wie es mit ärztlicher Behandlung voran geht. Aber irgendwie habe ich trotzdem Angst. Was ist wenn es zu sehr weh tut? Oder zu anstrengend ist? Oder was ist wenn es gar nicht funktioniert?Lukas half mir mein Kleid auszuziehen und hielt mich an der Hüfte fest, damit ich nicht umfiel auch wenn ich inzwischen relativ sicher stand. Dann nahm er meine Hände, lief rückwärts und zog mich Richtung See, damit ich gezwungen war einen Schritt zu machen. Die ersten fünf Schritte gingen wie von selbst. Aber beim sechsten brach mein rechtes Bein unter meinem Körper weg. Ich fiel, landete aber nur mit meinem Hinterteil auf dem Boden, weil Lukas mich hielt.
Ich zog mich an ihm wieder hoch, holte tief Luft und setzte wieder ein Bein vor das andere.
Nach gefühlt Tausend Jahren standen wir im Wasser und meine Beine zitterten vor Anstrengung.
Wir genossen ein wenig das angenehme Wasser und redeten über Gott und die Welt. Tatsächlich kamen wir dann wirklich auf das Thema Gott zu sprechen. "Ich wusste nie was ich glauben soll und habe mich irgendwie immer vor dem Thema gedrückt. Als mein Opa dann gestorben ist, habe ich angefangen darüber nachzudenken, was nach dem Tod kommt und wo er jetzt ist. Es gibt so viele Theorien und keiner weiß wirklich welche richtig ist. Gibt es Himmel und Hölle? Gibt es die Wiedergeburt? Oder passiert einfach gar nichts und wir schweben als Geist über die Erde? Ich fande die Vorstellung mit der Wiedergeburt ganz 'bequem', weil es vermutlich - abgesehen vom Himmel - die schönste Vorstellung ist. Wenn man sich vorstellt, dass man sterben kann, dass aber nicht schlimm ist, weil man eh neu geboren wird, dann ist das doch ganz angenehm. Aber eigentlich denke ich inzwischen wirklich, dass es Gott gibt, weil am Sonntag... Die Atmosphäre war einfach... Keine Ahnung wie man das beschreiben soll... Alle Zweifel waren verschwunden und man hat einfach gemerkt, dass da eine übernatürliche Kraft geherrscht hat. Weißt du was ich meine?" erzählte Lukas.
Ich nickte nur, weil ich sah, dass Lukas weiter reden wollte. "Ich weiß auch nicht, aber ich glaube ich habe verstanden, warum die Christen nach Gottes Gesetz leben. Sie tun das nicht, weil sie nichts besseres zu tun haben, sondern weil sie wissen, dass es Gott gefällt, wenn wir Menschen ihm was Gutes tun und auf ihn hören. Er hat uns Menschen einen freien Willen geschenkt, wir können tun und lassen was wir wollen, aber seine Gesetze gelten und er hat sie nicht verfasst, um uns zu ärgern sondern um uns zu helfen. Ich habe gelesen, dass das Leben auf der Erde nur ein ziemlich kleiner Teil von dem ist was wir erleben werden und doch ist es wichtig was ich in dem kurzen Leben auf der Erde tue, weil dass den ganzen anderen Rest bestimmt. Es heißt, wir haben nach unserem Tod das ewige Leben im Himmel. Im Himmel gibt es kein Streit, kein Hass, kein Neid, keine Angst kein Mord, kein Krieg, einfach nichts Schlechtes. Keine Ungerechtigkeit! Jeder wird gleich behandelt, egal wie die Person aussieht oder was sie tut. Es gibt keine Krankheit, keine körperliche Einschränkungen. Das ist einfach fantastisch."
Mich faszinierte, dass er sich offensichtlich so viele Gedanken darüber gemacht hat. "Ich finde es erstaunlich, dass ich mein ganzes Leben nichts von all dem gebraucht habe und jetzt aber das Gefühl habe, dass ich etwas brauche an das ich mich klammern kann. Etwas das mir Gewissheit gibt. Gerade jetzt wo ich in einem großem Heilungsprozess stecke." sagte ich.Wir unterhielten uns noch bis die Sonne unterging und mir kalt wurde, trotz Lukas' Armen um mich. Er zog mich aus dem Wasser, trug mich aber diesmal, weil ich absolut k.o. war. Er trocknete uns nur grob ab, griff mit einer Hand nach unseren Klamotten und trug mich rein in das Badezimmer. Dort ließ ich mir Wasser in die Wanne ein. Ich hab echt keine Energie mehr mich in die Dusche zu stellen.
In der Wanne entspannte ich mich immer mehr und musste aufpassen nicht einzuschlafen.Als ich später mit Lukas im Bett lag und Kreis auf seine Brust malte, sang er mir 'Treasure' vor. Ich hörte ihm so gerne zu, wenn er sang. Er hat den Song für Marie geschrieben und man merkte, dass das Lied eine besondere Bedeutung für ihn hatte. Es dauerte nicht lange da schlief ich ein bei seiner beruhigenden Stimme.
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Kiss me (Lukas Rieger FF)
Fanfic"Darf ich fragen warum du im Rollstuhl sitzt?" Ich schaute auf meine Beine und sagte: "Ich hatte einen Autounfall als ich 6 Jahre alt war. Ich saß alleine hinten im Auto und ein anderes Auto ist uns von der Seite hinten reingefahren. Ich lag zwei wo...