Chapter 7

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Als ich am nächsten Morgen aufwachte, machte ich mich direkt fertig und fuhr zum Frühstück in die Küche. Ich deckte den Tisch und machte schon das Toast fertig.
Kaffee kochte ich auch gleich. Es war gerade alles fertig, da kamen schon meine Eltern. Sie schauten mich erstaunt an, weil ich sonst immer am längsten brauchte was ja auch nicht verwunderlich ist. "Hanna, du kannst dich jetzt anstrengen wie du willst. Ich lass dich nicht alleine nach Hannover und das ist auch nicht böse gemeint. Ich habe bloß Angst um dich. Das letzte mal wo du im Krankenhaus lagst, hättest du tot sein können. Was ist wenn du das nächste Mal kein Glück hast. Oder was ist, wenn jemand deine Wehrlosigkeit ausnutzt und dich vergewaltigt oder so. Das muss ja nicht Lukas sein. Das kann jeder im Zug oder am Bahnhof oder sonst wo sein." sagte meine Mama und sah mich besorgt an. "Ich weiß Mama. Und deswegen haben Lukas und ich uns was anderes überlegt. Und zwar hat er nächste Woche ein paar Termine in unserer Nähe und da könnte er her kommen und mich in die Schule bringen und mich nach seinen Terminen wieder abholen. Und dann könnten wir die Mittage und Abende verbringen und ihr würdet ihn kennen lernen. Und vielleicht, kann ich dann auch mal ihn besuchen. Was haltet ihr davon?" fragte ich hoffnungsvoll.
Mein Vater sah meine Mutter an und schien ihr mit seinem Blick zu verstehen geben zu wollen, dass sie ja sagen sollte. Dafür liebte ich ihn.
Er war schon immer auf meiner Seite. Zum Glück. Meine Mama dagegen schien immer gegen mich sein zu wollen. Sie macht sich einfach zu viele Sorgen. Ich sah sie fragend an und sie schien einen inneren Kampf mit sich selbst zu führen.
Schließlich seufzte sie und nickte. "Von mir aus darf er her kommen." Wenn ich stehen könnte, würde ich aufspringen vor Freude. Ich kann endlich Lukas wieder sehen. "Danke danke danke danke danke danke danke danke danke..." sagte ich immer wieder. "ABER! Er schläft auf dem Boden! Ich will nicht das was passiert..."
Ich nickte hektisch und fuhr in mein Zimmer. Zum Glück ist heute schon Samstag, also kann er gleich morgen kommen. Ich nahm mein Handy vom Nachttisch und schrieb direkt Lukas.

H: Meine Eltern haben es erlaubt! Du darfst kommen!

Lukas antwortete direkt.

L: Cool! Ich werde morgen ca. 16 Uhr da sein. Ist das okay so?

H: Es wäre auch okay, wenn du um 3 in der Nacht kommst. Hauptsache du kommst.

Ich schaute nicht mehr ob Lukas antwortete und ging in die Küche. "Und was hat er gesagt?" fragte mein Papa. "Er kommt morgen um 16:00 Uhr." antwortet ich. Meine Mama nickte nur und ich schmierte mir ein Nutella Toast mit Bananenscheiben drauf. Ich liebe Bananen in Kombination mit Nutella.
"Wer kommt denn um 16:00 Uhr morgen?" fragte Henry. Bevor ich antworten konnte mischte sich Helena ein. "Ihr Lover!" grinste sie. Ich schaute sie nur mit einem 'Ist-das-dein-Ernst'-Blick an und schüttelte den Kopf. Manchmal frage ich mich echt wer von uns beiden die Ältere ist.
"Ein guter Freund von mir kommt morgen." stellte ich richtig und biss in mein Toast. "Cool, spielt der mit mir Fußball?" fragte Henry hoffnungsvoll und ließ vor Aufregung sein Toast fallen. Natürlich mit der beschmierten Seite unten. "Wenn du ihn ganz lieb fragst, spielt er bestimmt mit dir." sagte ich und reichte ihm ein Zewa Tuch. "Cool. Wenn ich ihn mag, kannst du ihn auch heiraten." Bei Henry waren jedes Pärchen, dass er sah gleich verheiratet. Den Unterschied zwischen zusammen sein und heiraten hatte er noch nicht ganz verstanden. Und trotzdem musste ich bei der Vorstellung Lukas zu heiraten lachen.

Nach dem Frühstück fuhr ich raus in den Garten und ließ mich in das weiche Gras fallen. Ich liebe es wenn es so schön saftig grün und weich ist. Ich legte mich hin und schloss die Augen. Ich spürte förmlich die Sonnenstrahlen auf meiner Haut tanzen. Ich stellte mir verschiedene Szenarien vor die nie passieren würden. Ich sah mich mit Lukas, wir lachten und liefen über eine Wiese der Sonne entgegen. Ich lief. Nein ich rannte. Der Wind wehte meine Haare nach hinten und schien mit ihnen zu spielen.
Ich merkte wie ich mich immer mehr entspannte und Muskel für Muskel locker ließ. Das half mehr als eine Massage.

Ich bin wieder 6 Jahre alt. Sitze in dem Auto was wir damals hatten. Ich lächelte und sah glücklich aus dem Fenster. Helena war bei Oma, weil sie nicht mit wollte. Draußen war es schön warm und das Fenster war unten. Der Wind verwehte meine Haare. Ich sah nach vorne zu meinen Eltern. Meine Mama sah glücklich meinen Papa an. Ich sah wieder aus dem Fenster und sah das ein Auto ganz komische Schlängellinien fuhr. Es kam näher und näher. "Mama?" fragte ich. "Ja mein Schatz?" sagte sie und schon gab es einen lauten Knall. Ich wurde wild geschüttelt und dann wurde es schwarz. Schwarz und kalt und dann wurde es seltsamerweise hell. Es war alles weiß. Ich hörte panische Schreie. Jemand rief meinen Namen. Dann hörte ich fremde Stimmen. Alles war laut. Es piepste. Verschiedene Stimmen redeten durcheinander und keine einzige kam mir bekannt vor. Ein einziges Chaos herrschte um mich drum herum. Ich wollte nichts mehr hören, aber ich konnte meine Arme nicht bewegen. Alles war so laut und ich wäre am liebsten einfach energisch aufgestanden und hätte mir die Ohren zugehalten. Ich wollte zu meiner Mama gehen. Ich wollte das dieses schreckliche Weiß einfach verschwand und ich wieder alles sehen konnte. Ich wollte mich bewegen und Dinge spüren. Mich selbst spüren. Spüren, dass ich noch ich war und das ich da war. 

Ich zuckte zusammen, als mich mein Papa hochhob. Ich öffnete kurz meine Augen ein Stück und ließ sie dann wieder zu fallen. Ich spürte das Bett unter mir. Eine weitere Person betrat den Raum und ich hörte meine Mutter flüstern, aber ich verstand nicht was sie sagte. Mein Papa verließ den Raum und Mama deckte mich zu und gab mir einen Kuss auf die Stirn. Dann verschwand ich erneut in das Land der Träume.

Ich weiß nicht wie lange ich nochmals geschlafen hatte, aber außer lesen und Musik hören machte ich nicht mehr viel und ehe ich mich versah lag ich schon wieder im Bett. 

Kiss me (Lukas Rieger FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt