Kiss me (Lukas Rieger FF)

Chapter 25

Auch wenn ich wusste -oder gerade weil ich wusste- das heute mein letzter Tag hier ist genoss ich den Moment in vollen Zügen. Ich lag auf der Sonnenseite der Decke und sonnte mich ein wenig und wartete, dass die Sonnencreme richtig einzog um ins Wasser gehen zu können. Daniel und Luis waren schon im Wasser, aber Lukas hat sich geweigert ohne mich zu gehen. Deswegen lag er neben mir und starrte in den Himmel. "Fragst du dich auch manchmal, wie es wäre wie ein Vogel zu fliegen?" fragte ich aus dem Nichts. Mir fiel erst als ich die Frage ausgesprochen hatte auf wie dumm sie ist, aber jetzt konnte ich sie nicht mehr zurück nehmen. Lukas sah mich komisch an. "Nein."
"Immer wenn ich Vögel sehe, denke ich, dass sie frei sind. Sie sind an nichts gebunden und können überall hin wo sie hin wollen. Sie haben keine Verpflichtungen und keine Aufgaben und können einfach tun und lassen was sie wollen." sagte ich. "Das ist langweilig. Stell dir mal vor, du hast den ganzen Tag nichts zu tun als irgendwo herum zu fliegen. Wo bleibt denn da der Sinn des Lebens?" Irgendwie hat er Recht. "Ja, aber stell dir Mal vor, du könntest einfach alles hinter dir lassen und dich nur auf das konzentrieren was vor dir liegt. Du hast keine Probleme mehr, kein Streit, kein Geld. Alle sind gleich und keiner wird ausgeschlossen oder ist benachteiligt." Ich bleibe bei meiner Meinung. Das Leben von Vögeln ist beneidenswert. "Vögel streiten sich bestimmt auch. Im Frühling zum Beispiel. Da streiten sie sich um eine Frau." Ich wollte nicht unnötig mit ihm diskutieren, auch wenn es nur eine spaßhafte Diskussion war. "Das trifft ja nur auf die Männer zu. Lass uns auch ins Wasser gehen." wechselte ich das Thema. "Ok" sagte Lukas und sprang auf. Er zog mich auf die Beine, trug mich aber nicht. Er stützte mich und ich versuchte selbst zu laufen.
"Also das mit der Balance musst du nochmal üben." lachte Lukas nachdem ich direkt in seine Arme gefallen bin. "Ich weiß, ich weiß. Ich muss noch so einiges üben." sagte ich. Im Wasser angekommen ließ ich mich auf dem Wasser treiben.
Es war schön angenehm kühl und entspannte mich. "Ich will nicht das du schon gehst... Ich hab jetzt noch zwei Wochen Urlaub und weiß nicht was ich in denen machen soll. Luis muss sich nächste Woche wieder auf sein Studium konzentrieren und Daniel hilft seinem Vater in der Firma." Eigentlich wollte ich gar nicht über meine Abreise nachdenken, aber in dem Moment kam mir eine Idee. Ich hab Ferien, er hat Urlaub. Ich weiß nichts mit mir anzufangen, er weiß nichts mit sich anzufangen. Bin ich doof, dass ich da nicht früher drauf gekommen bin. "Rein theoretisch könnte ich länger bleiben. Ich hab ja genug Zeit. Und wer weiß, wann wir uns danach wieder sehen." Lukas schlug sich die flache Hand vor die Stirn. "Klar. Dass ich da noch nicht früher drauf gekommen bin..." Ich lachte. "Das selbe hab ich auch gerade gedacht. Ich muss halt nur meine Eltern fragen, aber angesichts der Tatsache, dass sie eh arbeiten müssen, werden sie bestimmt nichts dagegen haben." Lukas lächelte. "Ok cool." Wir schwiegen einen Moment und Lukas zog mich zu sich. "Wir machen jetzt was für deine Beine. Stell dich hin." Ich hatte Null Bock, aber ich will ja auch irgendwann wieder laufen können. Ich setzte die Füße auf den Boden und drückte die Kniekehlen durch. Das Wasser ging mir bis knapp unter die Brüste und es fiel mir im Wasser nicht schwer mich hinzustellen. "So und jetzt setze einfach einen Fuß vor den anderen. Wenn du fällst, dann fällst du halt. Ist nicht schlimm." sagte Lukas und tat so als wäre er ein professioneller Arzt der genau wüsste was er tut.

Nachdem ich absolut keine Lust und keine Kraft mehr hatte trug mich Lukas zu den Rutschen um Daniel und Luis Gesellschaft zu leisten. "Ach, euch gibt es ja auch noch." lachte Daniel als er uns sah. "Tja, so schnell wirst du mich nicht los!" scherzte ich. "Pass auf Mann. Nicht dass sie dich noch in deinen Träumen verfolgt." meinte Luis zu ihm und zog eine Grimasse. "Keine Sorge Daniel. Hanna gehört in meine Realität, also wenn, dann wäre sie sowieso nur ein Traum." lachte Lukas. "Also. Ich bin ein ganz normales Mädchen und kein Killerclown oder so. Also wenn ich in irgendwelchen Träumen auftauche, dann lasse ich euch am Leben... Außer Daniel vielleicht. So und jetzt will ich rutschen." sagte ich und Lukas trug mich hin. Lily sagte immer, dass sie es cool fände überall hin getragen zu werden, aber ich wollte gerne einfach mal alleine irgendwo hin laufen.

Als ich wieder auf der Decke lag fischte ich mein Handy aus meiner Tasche und rief meine Mama an. "Hey Schatz schön das du dich meldest. Wie geht es dir?" fragte Mama gleich. "Mir geht es gut, aber wie geht es euch?" antwortete ich. "Ach... Helena ist krank und Henry hat gerade eine schwierige Phase, aber ansonsten ist bei uns alles in Ordnung. Aber ich bezweifle, dass du angerufen hast um zu fragen, wie es uns geht... Also erzähl." Meine Mama kennt mich einfach zu gut. "Naja also... Heute Abend sollte ich mit dem Zug ja nach Hause fahren und genau genommen hab ich ja jetzt noch zwei Wochen lang nichts zu tun, weil ihr noch arbeitet..."
"Und da hast du dir gedacht du fragst mal ob du länger bleiben darfst." unterbrach sie mich. "Ja so in der Art." erwiderte ich nur. "Du würdest mir ja erzählen wenn da was zwischen euch laufen würde oder... Ich hab nämlich so einen Verdacht" Ich könnte jetzt lügen und sagen, dass wir nur Freunde sind, aber warum sollte ich unsere Beziehung verheimlichen. "Naja, also... Da hat sich gestern so was ereignet und..."
"ihr seid zusammen! Ich wusste es! Ich hab ehrlich gesagt schon darauf gewartet." unterbrach sie mich erneut.

Nach einem Mutter-muss-Tochter-aufklären-Gespräch hatte sie mir schließlich erlaubt länger bei Lukas zu bleiben. "Und?" fragte Lukas neugierig, als er von den Rutschen mit Luis und Daniel wieder kam. "Ich darf!" sagte ich.
Lukas grinste wie ein Honigkuchenpferd (auch wenn ich keine Ahnung habe wie ein Honigkuchenpferd grinst) und Luis und Daniel schauten uns nur verwirrt an. "Hanna hat gefragt ob sie länger hier bleiben kann und sie darf." Luis und Daniel nickten nur und ließen sich auf die Decke fallen.