Chapter 23

314 19 1
                                    

"Kann ich dich heute Abend zum Essen ausführen? Ich denke wir haben eine Menge zu klären." fragte Lukas nach dem Mittagessen. Ich wusste nicht warum, aber irgendwie hatte ich Angst vor dem unvermeidlichen Gespräch. Ich wusste nicht was ich sagen soll. Oder eher wie ich es sagen sollte. "Ja klar. Unter der Bedingung, dass wir jetzt was für meine Beinmuskulatur machen."  sagte ich auch wenn ich wusste, dass Lukas die Bedingung auch so machen würde. Er nickte und lächelte mich an.

Nach den Übungen war ich fix und fertig. Es war einfach viel zu warm und viel zu anstrengend. Dabei habe ich nur versucht mein Bein so lang wie möglich vom Rasen zu lösen. Jetzt lag ich hier halb tot auf der Wiese während Lukas mich auslachte. "Du hast keine Ahnung wie es ist keine Muskeln zu haben. Ich kann ja nicht mal stehen!" lachte ich schließlich auch mit. Ich musste zugeben, ein bisschen lustig war es.
Lukas hatte sich endlich wieder vom Lachen beruhigt und schaute mich stumm an.

Lukas war zu Luis gegangen um sich bei ihm fertig zu machen, sodass ich mir hier schön Zeit lassen konnte. Da ich nicht alleine Baden konnte wusch ich mich nur grob mit einem Waschlappen. Jetzt war ich froh, dass ich wenigstens ein hübscheres Kleid in meinem Koffer hatte. Ich zog mir Unterwäsche an und kroch dann auf die unmöglichste Art und Weise in Lukas' Zimmer. Dort zog ich das Kleid aus dem Koffer. Ich hatte dieses Kleid mal zusammen mit Lily gekauft. Sie meinte damals zu mir, dass mir das krasse rot sehr gut stehen würde. Es war bis zur Taille eng und fiel dann ein bisschen ausgestellt locker nach unten. Wenn ich stehen würde, würde es mir bis zu den Knien gehen. Ich steckte mir goldene Ohrringe und eine goldenen Kette an und schminkte mich mal wieder. Einerseits freute ich mich auf das Essen, aber irgendwie hatte ich auch Angst davor. Ich hatte Angst davor, dass ich ihm meine Gefühle stehen müsste. Ich hatte Angst davor wie der Abend enden würde und wie zufrieden ich damit sein würde. Ich hatte ganz stark das Gefühl, das es nachher entweder komplett scheiße wird oder ein voller Erfolg. Entweder ich würde hinterher glücklich sein oder nicht. Dankbar oder undankbar.

Nachdem ich komplett fertig war, wartete ich auf Lukas. Er müsste jeden Moment kommen.
Wenig später klopfte jemand an der Tür und ich bat die Person herein. Es war Michael. "Wow." sagte er erstaunt als er mich sah. "Ich hab den Auftrag bekommen dich runter zutragen, wenn das okay ist." Ich lächelte ihn an und er hob mich hoch.
Michael trug mich runter in den Flur und von dort direkt ins Auto. Im Auto saßen Lukas und Luis. Luis fuhr natürlich. Lukas hatte ein weißes Hemd und eine normale schwarze Jeans an. Luis schaute in den Rückspiegel und lächelte mir ermutigend zu. Ich wüsste gerne was er weiß. Ich gehe davon aus, dass Lukas Luis so einiges erzählt.
"Du bist wunderschön." hauchte Lukas an meine Wange nachdem er mir darauf ein Küsschen gab. "Und du erst." sagte ich und lächelte ihn schüchtern an.

Beim Restaurant angekommen klappte Lukas den Rollstuhl aus und setzte mich rein. Dann schob er mich den Gang entlang hinter das Haus in einen wunderschönen Garten wo Tische standen. Ein Kellner kam aus einer Tür raus und zog einen Stuhl von dem Tisch vor uns weg, damit ich mit meinem Rollstuhl dort sitzen konnte. Er lächelte mich an und zwinkerte mir zu. Ich lächelte zurück, weil das zwinkern kein ekeliges Zwinkern war sondern eher ein anerkennendes. Lukas setzte sich mir gegenüber und der Kellner reichte uns die Speisekarten. "Darf es schon was zu Trinken sein?" Ich nickte und sagte: "Eine große Sprite bitte." Lukas bestellte sich eine Cola. Wie ich von Lily wusste, war er noch nie in einem Club und trinkt auch kein Alkohol.
Ich persönlich finde das gut, weil es zeigt, dass er nicht gerne die Kontrolle verliert. "Also..." begann Lukas nachdem der Kellner weg war. Ich zog die rechte Augenbraue hoch und lächelte ihn an, wie als wollte ich ihn ermutigen. Er räusperte sich kurz und redete dann weiter. "Ich denke wir müssen einiges klären und ich bin dir eine Erklärung schuldig. Ich wollte dich nicht mit dem... mit dem Kuss überfordern oder so. Ich weiß selbst nicht woher ich den Mut genommen habe, aber es ist einfach passiert." Er fuhr sich nervös durch die Haare eh er fortfuhr. "Jedenfalls... naja. Ich hab mich in dich verliebt. Ich hab zwar keine Ahnung von Liebe, aber wenn Liebe bedeutet jemanden mehr zu lieben als sich selbst und alles für die Person tun zu wollen damit sie glücklich ist, dann... Ja dann bin ich haushoch in dich verliebt. Immer wenn du nicht bei mir bist, vermisse ich dich und ich kann nicht aufhören an dich zu denken. Mir ist vollkommen egal was andere von uns denken würden, wenn wir zusammen wären und ich habe auch keine Ahnung wie es ist in einer Beziehung zu sein und ich weiß auch gar nicht wie ich das schaffen soll, wenn ich im November wieder auf Tour bin und..." Ich nahm seine Hand über den Tisch hinweg und lächelte ihn an um ihn zum Schweigen zu bringen. "Lukas ich... Mir geht es genauso wie dir. Ich habe in der Zeit in der wir uns immer besser kennengelernt haben gemerkt wie du mir von Tag zu Tag immer wichtiger geworden bist. Und dann war da dieses Kribbeln immer wenn du mich berührt hast um mich irgendwo hin zu tragen. Und... Naja ich hab dich gehört. Wo ich im Krankenhaus war hast du mit deine Gefühle gestanden in dem Glauben, das ich dich nicht höre, aber ich habe dich gehört und konnte dir bloß kein Zeichen geben, weil nichts mehr funktioniert hat. Das hat mich zum Überlegen gebracht. Ich habe viel über uns nachgedacht und ich muss meine Gefühle dir gegenüber einfach akzeptieren und sie vor allem Zulassen." Ich schloss kurz die Augen und holte tief Luft um mich neu zu sortieren. Dann öffnete ich die Augen wieder und Lukas kniete plötzlich neben mir. Ich lächelte, weil ich wusste was ihm vorschwebt und beugte mich zu ihm rüber. Gerade als er mich küssen wollte, kam der Kellner und brachte uns unsere Getränke. Er merkte wohl das er gerade störte, stellte deswegen nur schnell unsere Gläser ab und verschwand wieder. Ich lehnte mich wieder zurück und sagte: "Toll, jetzt ist der Moment weg."



Kiss me (Lukas Rieger FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt